Mei Lieblingssoß bei Elisabeths Platzerl, © Privat
Frontansicht vom Schmankerlschrankerl, © Privat

Viel Neues in ELISABETHS PLATZERL

Neu ist so manches in Miesbach, denn Corona hat vieles verändert. Doch wie die bunten Lampions über den Gassen hat auch Elisabeth's Platzerl seinen frischen Charme bewahrt: Es ist die wohltuende Bereicherung geblieben, die es von Anfang an war.
 

Ein Fensterl zur Stadt

Wir sind zu einem frühen Cappuccino verabredet und ich freue mich, dass Elisabeth Schwojer so hübsch aussieht und so positiv und tatkräftig wirkt, wie immer. Nur ein bisschen entspannter ist sie, denn im Café ist es ruhig. Überhaupt ist es ein ganz anderes Platzerl als sonst. Jetzt, um 8:00 Uhr morgens sind nur sie und ich da. Hinter dem Tresen, der nun an der Wand steht, wirbelt Tochter Magdalena: Sie bereitet die Zutaten fürs warme Essen vor. Nebenbei bedient sie am Fensterl und macht das mit ihren 19 Jahren genauso nett, freundlich und souverän wie die Mama. „Ja, das Fensterl ist auch so eine Neuerung“, sagt Elisabeth. „Wir geben Cappuccino aus und Frühstück. Es gibt Kuchen und Mittagstisch. Alles läuft ganz einfach: Man bestellt, bezahlt, nimmt alles mit an den Tisch und stellt dann das Geschirr auf den Tisch. Fertig.“ So leicht und so sicher geht das, dass man stets gut gelaunte Gäste vor dem Platzerl sieht. Wie früher – wie damals…
 

Schnell reagiert

Wir sind eigentlich beide erstaunt, als wir auf die Coronakrise zu sprechen kommen, die das Platzerl im März 2020 genau eiskalt erwischt hat wie die ganze Stadt. „Ich habe damals, wie wir alle über die Medien mitbekommen, wie alles immer näherkam. Das Wort „Lockdown“ - das hatte noch gar keinen echten Inhalt, als ich zugemacht habe. Mir war auch nicht klar, wie es weitergehen sollte, aber mir war klar, dass mit dem Virus und der Ansteckungsgefahr nicht zu spaßen ist. Also war ich vorsichtig.“ Das war zwei Tage vor dem Moment, an dem erst einmal die Welt stillstand.

Elisabeth muss ein bisschen lachen, als sie erzählt: „Wir haben als Erstes gedacht: Was machen wir jetzt mit dem ganzen Gemüse?“ Und so wie sie damals erst einmal den Tagesvorrat zu leckerem Essen verarbeitet und es zum Mitnehmen angeboten hat, hat sie von da an Tag für Tag aus der Situation das Beste gemacht.
 

Ein Kühlschrank für alle Fälle

Bis dahin hatte das kleine Eisschränkchen reichlich unbeachtet seinen Dienst im Küchenbereich getan. Nun wurde es eilends draußen aufgebaut und zog sofort alle Blicke auf sich. Hier konnte man sich im kalten Frühjahr 2020, als Miesbach wie ausgestorben war und als alle Restaurants geschlossen waren, ganz in Ruhe mit dem Wichtigsten versorgen. Es gab Semmeln, Milch und Butter, Brotaufstrich und Marmelade sowie Gläser mit gutem Essen zum Warmmachen daheim. Das alles sicher, hygienisch, ohne direkten Kontakt und unkompliziert. Ein erster Lichtblick in einer Zeit, als selbst der Gang zum Bäcker und Metzger und vor allem der Aufenthalt im Supermarkt einem Eiertanz glichen.
 

Neuland austesten

„Wenn ich heute zurückdenke an diese Zeit, dann habe ich fast das Gefühl, dass es unwirklich war“, überlegt Elisabeth. „Wir waren auf einmal allein. Alle Mitarbeiterinnen in Kurzarbeit, aber die Kosten liefen ja weiter. Also haben wir überlegt, was wir tun können.“ Und so dauerte es nicht lange und vor dem Platzerl tauchte das „Schmankerlschrankerl“ auf. In frohem Elisabeth-Pink gestrichen, bot der hohe, geräumige Selbstbedienungs-Kühlschrank eine noch größere Auswahl an Gerichten „to go“. Er war die perfekte Lösung für alle, die arbeiten und sich außer Haus versorgen mussten. Als die Miesbacher mit dem fortschreitenden Sommer und den sinkenden Inzidenzwerten wieder unternehmungslustiger wurden, sprossen vor dem Platzerl bald froh gestrichene Stühle und Bänke aus dem Boden: Hier kann man bis heute – mit gebührendem Sicherheitsabstand versteht sich – ein Schwätzchen halten. Das Leben geht inzwischen längst wieder weiter, aber man ist trotzdem in Sicherheit.
 

Zeit zur Besinnung

Für Elisabeth hat sich viel verändert: Sie erzählt von der Zahlungsmoral, ja von Diebstahl in der ersten Zeit, als man das Geld in die bereitgestellte Kasse legen konnte, und wird nachdenklich. „Ich habe mich etwas zurückgezogen und das hat mir persönlich gutgetan. Viel hat sich in den letzten Monaten einfach aussortiert“, sagt sie ohne Bedauern. Sie verbringt die plötzlich gewonnene Freizeit mit der Familie, lernt gerade Platten verlegen und Dachdecken und ist fasziniert von den Möglichkeiten, die das Arbeiten mit Gussbeton bietet. Mit der Corona-Zeit hadert sie nicht. „Ich sehe das anders und hoffe, dass es ein Umdenken gibt. Wir können nicht immer nur nehmen. Wir alle stehen in Beziehungen zur Welt und wir müssen lernen, Rücksicht zu nehmen und auch etwas zurückzugeben.“
 

Täglich frisch

Und so nutzt sie die neuen Arbeitszeiten – von 7:00 Uhr morgens bis 14:00 Uhr ist das Platzerl geöffnet – um ihre Gäste bestens zu versorgen: Täglich gibt es frische Produkte, alles selbst gekocht oder zubereitet wie Müsli und Salate, verschiedene Suppen und Tomatensaucen im Weckglas, veganes Chili und Bolognese und natürlich Süßes. Die Details hat sie im Kopf: „An Salaten bieten wir Wurst-, Bulgur-, Antipasti- und Bohnensalat. Karotten-Ingwer-Suppe ist eigentlich immer da, die lieben alle. Und beim Süßem ist das Tiramisu der Renner. Jetzt im Winter machen wir dann auch wieder mehr Torten,“ zählt Elisabeth die guten Gaben ohne Zögern auf.
 

Shoppen und Entdecken

Wer neugierig ist und wissen will, wie es jetzt im Platzerl aussieht, hat viel zu entdecken. Neben ausgesuchter Deko zur Jahreszeit und wunderschönen Kerzen gibt es zauberhaftes Geschirr, aber auch ausgewähltes Getreide und Louisenhaller Tafelsalz. Die E-Bikes sind eine Hommage ans Hobby und das Outdoor-Leben, das Elisabeth so liebt. Und weil die kreative Unternehmerin sich und ihr Platzerl ständig weiterentwickelt, lohnt der Blick ins „Eisschrankerl“, das in diesem Jahr dazugekommen ist. Das herrlich cremige Ziegenmilcheis und die veganen Sorbets bekommen ab dem 21. September Verstärkung: Dann gibt es hier das „Miesbacher Hof-Eis“, eine Neukreation der Miesbacher Molkerei in 12 feinen Sorten.

Text: Verena Wolf
Fotos: Privat

Impressionen

Stadt Miesbach, © Dietmar Denger
Stadt Miesbach

© Dietmar Denger

Stadtführungen_Drohnenaufnahme Miesbach_1920x1280
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Miesbacher Tracht_Titel_Stadtplatz
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Genussführung_Sonja_Still (2)
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