Wolf Radsport außen, © Oktay Kurtuluş
Felix Wolf, © Oktay Kurtuluş

Traum auf zwei Rädern - Radsport Wolf

Geht nicht, gibt´s nicht – zumindest nicht bei Felix Wolf. Mit seinem Radsport-Geschäft in Miesbach hat er sich in der Region etabliert und das obwohl er zu Beginn völlig branchenfremd war. „Ich wollte schon immer Chef sein“, sagt der Miesbacher und hat sich mit einem Sprung ins kalte Wasser seinen Traum erfüllt.

 

„Letztendlich wird das Rad nicht mehr neu erfunden“, sagt der 35-Jährige lachend. Und doch erfährt die Radsport-Branche seit einigen Jahren einen derartigen Boom und Innovationsschub, dass es selbst für den Miesbacher immer wieder erstaunlich ist, welche Neuheiten die verschiedenen Hersteller in jeder Saison auf den Markt bringen. „Am Anfang hätte sich niemand vorstellen können, dass E-Bikes mal so beliebt werden“, erklärt Felix Wolf. Zu Beginn hätte er in seinem Laden ebenfalls noch versucht das Gleichgewicht zwischen Rädern mit elektrischem Motor und „Bio-Bikes“, wie er sie nennt, zu halten. „Doch mittlerweile sind fast 80 Prozent im Laden E-Bikes.“ Sein Geschäft kennt wohl jeder, denn der kleine Holzbau an der Hauptstraße ist ein Blickfang. „In den 80er Jahren war das der erste Schnellimbiss in Miesbach“, lacht er.

 

„Was ich nicht kann, kann ich ja lernen.“

Doch der Weg zum eigenen Radsport-Geschäft war für Felix Wolf kein stringenter Karriereweg. „Ich habe Schreiner gelernt“, erzählt der Miesbacher. Auf der Meisterschule stellte er sich die Frage, was er in diesem Beruf überhaupt einmal erreichen möchte. „Ich wollte weder eine eigene Schreinerei haben, noch an den gesundheitlichen Folgen dieses Berufes leiden.“ Durch einen Zufall erfuhr er davon, dass der Besitzer eines alteingesessene Radgeschäftes in Schliersee einen Nachfolger suchte. Als begeisterter Sportler und Triathlet war das Radfahren für Felix Wolf schon immer eine seiner Lieblingssportarten. „Ich ging zu dem Besitzer und sagte ihm, ich übernehme sein Geschäft.“ Der fragte sich natürlich, wie das als völlig branchenfremder denn funktionieren sollte. „Was ich nicht kann, kann ich ja lernen“, war die einfache, aber wirkungsvolle Antwort des Miesbachers. Kurzerhand schmiss er seine Meisterausbildung im Schreinerhandwerk und schulte in zwei Jahren auf Zweiradmechaniker um, machte darin seinen Meister und übernahm 2015 das Geschäft in Schliersee.

 

Immer Rückhalt der Familie

Jung und motiviert hatte er gleich zu Beginn große Pläne. „Es gab zum damaligen Zeitpunkt seit fast 20 Jahren kein Radgeschäft mehr in Miesbach, das wollte ich als Einheimischer ändern.“ Übermütig, wie er es selbst heute nennt, eröffnete er nur drei Monate nach der Geschäftsübernahme in Schliersee seinen zweiten Laden an der Hauptstraße. Doch zwei Läden auf einmal leiten, mit mehreren Angestellten und allem was zur Selbstständigkeit dazu gehört, das forderte irgendwann seinen Tribut. Im vergangenen Jahr schloss er „nach vielen verlorenen Nerven und Geld“ den Laden in Schliersee und konzentriert sich seither auf sein Radsport-Geschäft in Miesbach. Dass er diesen drastischen Berufswechsel und den Schritt in die Selbstständigkeit überhaupt gehen konnte, verdanke er vor allem dem Rückhalt seiner Eltern. „Wenn man immer bestärkt wird indem was man macht und Rückhalt von der Familie hat, dann hat man viel mehr Mut für solche Dinge.“

 

Keine Angst um den Nachwuchs

Sieben angestellte Zweiradmechatroniker gehören mittlerweile zu seinem festen Team. Früher sei dieser Beruf total belächelt worden, „aber es macht schon einen Unterschied, ob man am Tag ein oder 15 Räder reparieren kann“, erklärt er. Um Nachwuchs muss sich der 35-Jährige keine Sorgen machen, die Bike-Branche ist durch Social Media und erfolgreiche Sportler beliebter denn je. „Ich habe jedes Jahr zwei bis drei neue Lehrlinge und ich brenne dafür, coole Leute auszubilden, die das ganze Thema Radsport auch weiter voranbringen wollen.“ Und die haben in den Sommermonaten einiges zu tun. „Da ist bei uns Hauptsaison, da muss man einfach ranklotzen“, erklärt Felix Wolf. Denn auch wenn die Radsaison in diesem Jahr schon um Ostern herum, aufgrund des schönen Wetters früher begonnen hat – die Leute bleiben ihren Gewohnheiten treu. „Die kommen alle erst wenn es dann wieder losgeht zum Service“, lacht er kopfschüttelnd.

 

Radfahren – ein Lifestyle!

Luftdruck an den Reifen prüfen und die Radketten mit Öl versorgen sollte übrigens jeder, nachdem das Fahrrad aus dem Winterschlaf erweckt wurde. „Aber gerade bei E-Bikes empfehle ich einen jährlichen Service in der Werkstatt, um etwa die neueste Software zu installieren und die Akkus zu checken.“ Ein neues Rad würden sich die Kunden mittlerweile auch einiges kosten lassen, erzählt der Zweiradmechatroniker. „Das ist mittlerweile ein Lifestyle geworden.“ Ein hochwertiges Fahrrad würde aber auch einfach mehr Spaß beim Fahren machen. „Es ist einfach ein geiles Fortbewegungsmittel“, sagt Felix Wolf, auch wenn die Radler in der Region immer noch nicht als Verkehrsteilnehmer akzeptiert würden. Generell gäbe es drei Kategorien von Radfahrern: „Die Schönwetterfahrer, die Sportler und die, die einfach schneller als zu Fuß sein wollen.“ Schon für die Kleinsten gibt es bei Radsport Wolf das passende Bike und dann eben auch für alle der drei genannten Kategorien. Der Unterschied zu größeren Städten sei jedoch enorm. „Dort geht es um ein Fortbewegungsmittel anstatt dem Auto. Wir verkaufen vor allem Wochenend-Sportgeräte, das bringt unsere Landschaft einfach auch so mit sich.“

 

Räder können mehr als Fahrer

Der Unterschied beim Radkauf zwischen Frauen und Männern sei übrigens immer noch ganz typisch: „Für Frauen sind vor allem die Farben wichtig, die Männer wollen immer die High-End-Geräte mit der neuesten Technik.“ Je teurer das Rad, desto besser der Fahrstil sei übrigens ein Trugschluss. „Die Räder können meistens mehr als die Fahrer“, erzählt Felix Wolf schmunzelnd. Dennoch freue es ihn immer wieder auf‘s Neue, wenn etwa ein älteres Pärchen mit ihren neuen Rädern wieder gemeinsame Touren fahren könnten oder ein kleines Kind sich sein erstes Rad aussuchen darf. Den drastischen Berufswechsel und Schritt in die Selbstständigkeit habe er nie bereut. „Schreinern tue ich aber nach wie vor gerne, das macht einfach Spaß“, sagt der Miesbacher. Meistens zur Weihnachtszeit fertige er dann in der Schreinerei eines Freundes Stücke aus Holz zum Verschenken an. Wer übrigens denkt, dass Felix Wolf in seiner Freizeit nur mit dem Rad unterwegs ist, der irrt. „Manchmal will ich mit dem Thema auch einfach mal nichts mehr zu tun haben“, sagt er lachend.

                                            

Kontakt

Wolf Radsport

Straß 3

83714 Miesbach

Tel.: 08025 999970

Mail: info@wolf-radsport.de

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Öffnungszeiten

Di bis Fr von 9 - 18 Uhr

Sa von 9 – 14 Uhr

 

Text: Selina Benda
Fotos: Oktay Kurtuluş, Selina Benda

Impressionen

Felix Wolf, © Oktay Kurtuluş
Felix Wolf

© Oktay Kurtuluş

Räder im Laden, © Selina Benda
Räder im Laden

© Selina Benda

Wolf Radsport, © Oktay Kurtuluş
Wolf Radsport

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Wolf Radsport außen, © Oktay Kurtuluş
Wolf Radsport außen

© Oktay Kurtuluş