Konrad Tradler, © Max Kalup
Parsberger Sänger, © Parsberger Sänger

Traditioneller Gesang aus dem Miesbacher Oberland

Das bayerische Oberland, vier Männer und eine Gitarre. Mehr braucht es nicht um gute Volksmusik zum Erklingen zu bringen. Die Parsberger Sänger feiern nächstes Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum und haben soeben ihre zweite CD veröffentlicht.

 

Von den sogenannten Parsberger Sängern wohnt eigentlich keiner mehr direkt in Parsberg, aber der Ursprung des Männer-Vier-G’sangs war vor knapp 40 Jahren der dortige Kirchenchor. Zunächst fanden sich mehrere Männer zusammen, um gemeinsam traditionelle Musikstücke abseits des Kirchenchores zu singen. „Manchmoi warn manche Stimmen sogar doppelt besetzt, irgendwann hab’n wir uns aber auf einen typischen Vier-G’Sang geeinigt.“, so Konrad Tradler, einer der heutigen Sänger, der aber von Anbeginn dabei war und der mir den Werdegang des Männerg’sangs näherbringt.

 

Männergesang im Wandel der Zeit

Die Truppe nannte sich zur Gründungszeit in den 80er Jahren anfangs die „Parsberger Mana“ – mit dabei waren Konrad Tradler, Dr. Günther Meier, Peter Holzner, Franz Tiefenbacher, Hans-Jürgen Schneider, Volker Herden und Max Thrainer. Im Laufe der Jahrzehnte waren die Parsberger Sänger – wie sie sich später bezeichneten hinsichtlich ihrer Besetzung immer wieder einem starken Wandel unterworfen. „Leider haben uns viele schon allzu früh verlassen…“.

Musikalisch sind sie sich jedoch stets treu geblieben: Sie möchten die echte traditionelle, oberlandlerische Volksmusik weiterpflegen und das unverfälschte Gesangsbrauchtum erhalten. „Oft gibt’s ganz oide Ausdrück in de Lieder – da bin i dann scho dahinter, dass mia authentisch bleib’n“, erklärt Tradler mit Begeisterung und ergänzend fügt er mit einem Lächeln hinzu „nur bei de Südtiroler Stücke, do gelingt uns manchmoi ned ganz de richtige Aussprache."

 

Musikalisch vielfältige Einsätze

Viele Auftritte haben sie in all den Jahren mit ihrer echten Volksmusik erlebt. Ob in den Bauernhofmuseen Glentleiten und Amerang, in Kirchen bei Messen und Engelämtern, bei Hochzeiten und Beerdigungen - überall werden die Männer mit ihren klangvollen Stimmen gerne gebucht. Dabei treten sie meist nicht für eine Gage auf, sondern für eine Brotzeit und die Freude an der Sache selbst. Einmal sangen sie im Tölzer Krankenhaus zu Weihnachten auf dem Gang einer Station. Im Anschluss hörten sie das Klatschen aus den Patientenzimmern – das ist wohl der größte Lohn für Sänger. Sogar bei der Bischofsweihe des auch in Miesbach gut bekannten Bischofs Wolfgang Bischof haben sie ihm zu Ehren im Kaisersaal der Residenz ein Ständchen dargebracht. Überhaupt besitzen sie bei kirchlichen Liedern ein sehr großes Repertoire, das ihnen viel Bewunderung einbringt.

Nun hat die Truppe aber eine neue CD mit zünftigen weltlichen Liedern veröffentlicht: „Wann’s Rotkröpfei schreit“ befasst sich mit Melodien quer durchs Jahr. Die Männer haben die Stücke ausgewählt, „weil’s guad passen und mia de Lieder einigermaßen guad kenna.“ so ihr bescheidenes Statement. Ergänzend zu den Gesangsstücken finden sich auf dieser CD auch Instrumentalstücke der Karlinger Hausmusi. Zur Auflockerung spielen sie ‚selbstgestrickte Stückl‘ wie den Radieserlboarischen oder den Froschweiherwalzer.

Nach nur einem langen Tag war das neue Meisterwerk vollendet. Aufgenommen wurde es im Sommer in der wundervollen Atmosphäre des Frauenrieder Schulhauses und ist jetzt in vielen Miesbacher Geschäften für 15 € zu erwerben.

Auch ihre erste CD „Mit den Parsberger Sängern durchs Kirchenjahr“ ist bestimmt für den ein oder anderen ein passendes Weihnachtsgeschenk. Diese gibt es direkt bei Konrad Tradler unter 08025/ 8477 oder Bernt Horeth unter horethbernt@freenet.de

 

Die gegenwärtigen Sänger

Konrad Tradler ist eigentlich gebürtiger Traunsteiner und kam der Liebe wegen ins Oberland. Von Kindheit an schon mit viel Volksmusik aufgewachsen, fand er im Miesbacher Raum schnell Gleichgesinnte. Die heutige Besetzung besteht neben ihm aus Bernt Horeth, Berufsschullehrer, Felix Brand, Biologe und Johannes Schlichting, Musiklehrer, sowie ihrem Gitarristen Hermann Kehrer, der im realen Leben Physiker ist. Wobei Konrad Tradler betont, dass allesamt bis auf ihn eine glänzende musikalische Bildung haben. Er ist dafür Spezialist in Sachen Historie und Dialekt. Proben finden im Normalfall einmal die Woche statt, immer bei einem der Mitglieder zu Hause. Ein Glück, dass ihre Frauen so hinter ihnen stehen und sie während der Proben auch gut versorgen bzw. in Ruhe lassen. Denn nach dem musikalischen Teil des Abends, so erfahre ich, erfolgt natürlich noch die Pflege der Stimmbänder mittels gebrautem Hopfengetränk und regem Austausch über die neben der Musik noch lebenswichtigen Themen: „also Gott und die Welt und scheene Frauen – was halt Männer so reden“….

 

Klangvolle Lieder

Insgesamt haben sie sich so ca. 240 Lieder erarbeitet, die sie auf vielen Veranstaltungen zum Besten gaben und hoffentlich, so bald es die Pandemie wieder zulässt, auch wieder geben. Bemerkenswert finde ich, dass die Gruppe in dem Sinne keinen Leiter braucht – jeder darf mitreden, wenn nötig korrigiert der eine den anderen. Felix Brand sucht gerne die Lieder aus und setzt selber dann die vier Stimmen passend dazu. Singen tun sie gerne das, was ihnen gefällt und was zu einem Männergesang auch passt – also zum Beispiel kein Liebeslied, das eigentlich eine Frau singen müsste. Aber sonst vieles was ihnen an den Hut stößt, vorausgesetzt es ist echte Volksmusik.

Bei der Frage nach Tradlers Lieblingslied muss er überlegen, viele Stücke singt er gerne. Zurzeit wohl am liebsten das Titelstück der neuen CD oder Werke aus dem Traunsteiner Liederbuch, das unter Volksmusikern bekannt ist. Bei all den Erzählungen und dem Schwärmen über Volksmusik, bekommt man gleich Lust den Männer-Vier-G’sang real hören zu wollen. Die Gelegenheit bietet sich bei den nächsten Auftritten der Parsberger Sänger:

 

Am 2.12. um 19:00 Uhr: Mitgestaltung der hl. Messe in Parsberg für die verstorbenen Mitglieder

09.12. um 6:00 Uhr: Rorate-Amt in Frauenried

19.12. um 18:00 Uhr: Die ‚Heilige Nacht‘ mit Originalgesangsstückl in St. Sixtus Schliersee

21.12. m 6:00 Uhr: Rorate-Amt in der Stadtpfarrkirche Miesbach

30.12. um 19:30 Uhr: Weihnachtssingen in Frauenried

 

Zudem liebäugelt Bernt Horeth bereits mit einer dritten CD, die dann Adventslieder und die Weihnachtszeit zum Thema haben soll. Wir freuen uns darauf und hören bis dahin die soeben erschienene zweite.

 

Text: Veronika Leo
Fotos: Parsberger Sänger & Max Kalup

Impressionen

Stadt Miesbach, © Dietmar Denger
Stadt Miesbach

© Dietmar Denger

Stadtführungen_Drohnenaufnahme Miesbach_1920x1280
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Miesbacher Tracht_Titel_Stadtplatz
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Genussführung_Sonja_Still (2)
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MB_Wochenmarkt-0081_1920x1280
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