Bemaltes Porzellan, © Verena Wolf
Rosa Wilfert, © Verena Wolf

Rosa Wilfert - Porzellanmalerei

Wer den Tölzer Berg in Miesbach hinabfährt und auf halber Höhe dem Schild „Rosa M. Wilfert-Porzellanmalerei“ folgt, steht kurz darauf – am besten natürlich nach vorheriger Anmeldung – vor einem Haus, dem man die künstlerische Natur seiner Besitzer sofort ansieht.

 

Ein herzliches Willkommen

Wenn Rosa Wilfert dann die Tür öffnet, fühlt man sich gleich herzlich willkommen. Das liegt am freundlichen Lächeln und an den aufmerksamen blauen Augen, die Präsenz versprühen und einfach perfekt zu einer Frau passen, die ihr Leben dem unwiderstehlichen Glanz von Porzellan gewidmet hat. „Ich habe schon als Kind gerne gemalt“, erzählt sie beim Interview, das wir am Tisch in ihrem gepflegten Wohnzimmer führen.

 

Aus Liebe zum Schönen

Sie hat Tee zubereitet und serviert ihn – wie könnte es anders sein – in Porzellantassen, die ein interessantes, an die Gemütlichkeit vergangener Zeiten gemahnendes Blumendekor zeigen. „Das stammt noch aus meiner Zeit bei Nymphenburger“, erklärt sie und ich erfahre, dass sie nach der Schule zwar Modedesign studieren wollte, sich dann aber für eine Ausbildung in der KÖNIGLICHEN PORZELLAN MANUFAKTUR NYMPHENBURG beworben hat. „Dass ich tatsächlich angenommen worden bin, hat sich als einer der großen Glücksfälle in meinem Leben erwiesen“, ist Rosa Wilfert ihrer Mutter dankbar, die sie zu diesem Schritt bewogen hat. „Meine Mutter war Schneiderin. Ich trug schon in meiner Kindheit Kostüme mit Faltenrock“, denkt sie gerne an die Zeit zurück und ergänzt mit einem Lächeln: „Natürlich nur zu besonderen Anlässen.“ Da wir beide eine Kindheit im München der 50er-Jahre teilen, weiß ich genau, wie sich das damals angefühlt hat…

 

Eine gute Schule

Doch nicht nur von der mütterlichen Seite ist Rosa Wilfert die Kreativität in die Wiege gelegt worden. Der Vater leitete die Schreinerei im Botanischen Garten. Das führte nicht nur zu einer Kindheit in der Nähe des Nymphenburger Schlosses, sondern vor allem zu profunder Kenntnis von Pflanzen. „Ich habe Blumen immer geliebt“, gibt sie zu und berichtet, dass sie in der 3-jährigen Ausbildung „gefühlt Tausende von Streublümchen“ auf Porzellan gemalt hat. „Und wenn der Teller fertig war, wurde alles abgewischt, und wir begannen von vorne.“ Vier weibliche und einen männlichen Lehrling hat die Manufaktur, die bis heute zu den bedeutendsten und innovativsten Porzellanwerkstätten in Deutschland zählt, damals ausgebildet. „Ich bin meinem Ausbilder bis heute dankbar. Er hatte unendlich Geduld mit uns allen und hat uns weit mehr als die Technik beigebracht.“ Sie erzählt, dass sie drei Monate lang nur mit dem Aufmischen von Farbe und Pinselübungen beschäftigt war. In der Porzellanmalerei werden, wie ich zu meiner Überraschung erfahre, Farben nicht gemischt, um einen bestimmten Farbton zu erzeugen. „Die Farben sind als Pulver fix und fertig. Dieses Pulver muss man mit Terpentin und Dicköl zu einer Masse anrühren, die zähflüssig ist, aber nicht läuft.“

 

Eine Heimat in Miesbach

Schnell stellte sich heraus, dass die angehende Porzellanmalerin eine große Bandbreite an Dekoren umsetzen konnte. „Blumen liegen mir sehr, ebenso Wild und andere Tiere, aber ich kann auch Landschaften gestalten“, freut sie sich an der eigenen Begabung. „Ich habe ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen“, überlegt Rosa Wilfert. Das kommt heute ihren Kunden zugute.

Denn inzwischen ist aus dem jungen Mädchen eine gestandene Frau und anerkannte Künstlerin geworden, die freischaffend in Miesbach lebt. „Ich habe mich selbstständig gemacht, als die Kinder noch klein waren. Arbeiten wollte ich immer, aber ich konnte die langen täglichen Zugfahrten von Miesbach nach Nymphenburg und zurück nicht mit meiner Familie vereinbaren, so habe ich meine Anstellung bei Nymphenburger aufgegeben.“

Denn 1987 hatte Rosa Wilfert ihren Klaus in einem Rock 'n' Roll-Kurs kennenlernt. Für beide war es Liebe auf den ersten Blick und sie waren sich schnell einig. Als nach der Heirat und einem unvergesslichen Aufenthalt in den USA in Miesbach, der Heimatstadt ihres Mannes, eine Wohnung frei wurde, sind die beiden „aufs Land“ gezogen.

 

Immer eine gute Idee

Wer schon einmal einen Blick auf die herrlichen Dinge geworfen hat, die Rosa Wilfert in ihrer kleinen, aber feinen Werkstatt anfertigt, weiß, dass es nicht lange gedauert haben kann, bis sie sich einen Namen gemacht hatte. „Ich habe am Anfang ganze Service angeboten, aber inzwischen mache ich auch Vorschläge, wie jemand sein ererbtes Geschirr mit neuen Teilen zeitgemäß aufpeppen kann. Es gibt da viele Möglichketen vom modern gestalteten Platzteller bis zur kreativ gestalteten Espressotasse, die ein Kaffeeservice passend ergänzt.“ Doch damit nicht genug: Rosa Wilfert gestaltet nicht nur alles, woran man sofort denkt, wenn man Porzellan hört, also Teller, Tassen, Unterassen, Terrinen, Saucieren, Lampenschirme… Sie gestaltet auch Schmuck.

 

Größte Kunst auf kleinstem Raum

Ich bin ein wenig überwältigt, als sie in ihrem blitzblanken Ausstellungsraum die Flügeltüren eines Schranks öffnet und dahinter wunderbar zarte Ohrringe im Biedermeierstil zum Vorschein kommen. Die kleinen Preziosen, die bestens zur Tracht passen, entstehen in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Goldschmieden im Oberland. Da recken auf kleinstem Raum verschiedene Bauernrosen ihre Blüten und Knospen, da blühen zarte Nelken und zierliche Gänseblümchen und blaue Vergissmeinnicht. Es gibt die Ohrringe als Stecker, als Hänger, als Teil eines ganzen Sets – wohl kaum eine Frau, die da widerstehen kann!

 

Eine clevere Geschäftsfrau

„Die Ohrringe haben ihre eigene Geschichte“, erzählt Rosa Wilfert und offenbart eine Seite, die man gar nicht an ihr vermutet hätte. 2002 hat sie mit Dirndlschneiderin Christine Falken und Schuhmacher Stefan Steinberger den Verein „Faszination Handwerk“ gegründet. Bei der Vorbereitung zum ersten Lichtmessmarkt brachte sie die Idee ein, Schmuck zur Tracht anzubieten und es kam zur ersten Zusammenarbeit mit einem Goldschmied. Gesagt, getan… Als der Verein den ersten Handwerkermarkt organisierte, schickten sie einfach eine Einladung an den damaligen Bayrischen Ministerpräsidenten. „Er konnte selbst nicht dabei sein, als wir damals den Lichtmessmarkt auf der Insel Wöhr im Schliersee abgehalten haben. Aber sein Frau Karin – die kam.“ Der Markt wurde ein Event, das keiner, der er es miterlebt hat, vergisst. Selbst die Schlierseer Schifffahrt machte eine Ausnahme und setzte trotz winterlicher Temperaturen und Eis auf dem See die Besucher über. Dass der damalige Betreiber der Schifffahrt dafür noch eine extra Prüfung vom TÜV einholte, zeigt, wie willensstark Rosa Wilfert ist.

 

Der Glanz des weißen Goldes

Würde es zu weit führen, hier einen Vergleich zu ziehen zwischen dem Material, mit dem Rosa Wilfert nun schon über 40 Jahre zu tun hat, und ihr selbst? Aber die Parallele zum Werkstoff drängt sich nun einmal auf. So zart und fast durchscheinend edles Porzellan wirkt – es ist so hart und resistent, dass man es sogar zur Herstellung von Mörsern und Zahnersatz verwendet. Ein ähnliches Spektrum weist auch Rosa Wilfert auf. Bei ihr gehen sprühende Kreativität, grundsolide Handwerkskunst und realistischer Geschäftssinn mühelos Hand in Hand. Wenn sie einmal richtig Zeit hat, denkt sie gerne nach und geht geistig auf Abenteuerreisen. „Früher habe ich mit meinem Mann spannende Reisen unternommen. Wir waren mit einer kleinen Jolle an der türkischen Küste unterwegs“, erinnert sie sich und lässt die blauen Augen blitzen. „Damals gab es in der ganzen Bucht von Antalya ein einziges Hotel.“ Nicht nur der Fluss der Zeit beschäftigt sie – sie ist der eigenen Geschichte auf der Spur und liebt Werte wie Schönheit und Treue.

 

Das besondere Geschenk

Etwas Besonders, Glänzendes ist um Porzellan, dem man eigentlich nicht widerstehen kann. Lange war es nur in China bekannt – Marco Polo soll im 13. Jahrhundert die ersten Stücke von dort nach Venedig mitgebracht haben. In Europa wurde Porzellan erst durch die Versuche von Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus 1708 in Dresden „entdeckt“, die aus Kaolin, Feldspat und Quarz eigentlich Gold machen wollten.  

Wer Sinn für das weiße Gold hat, wird sich im Showroom von Rosa Wilfert wohlfühlen. Rundum reiht sich auf Regalen schimmerndes Porzellan, bedeckt mit feurigen Tulpen oder nachdenklich wirkenden Hummern. Es gibt kleine Figuren wie Enten, die mit Blumen und Goldtupfen übersät sind, Espressotassen mit dem Tegernseer Seelaub und vieles mehr. Die Bandbreite der Bemalung reicht von klassischer Blumenmalerei über Jagdmalerei zu modernen Elementen. Für schnell entschlossene Kunden gibt es hier fertige Stücke zu kaufen. Individualisten finden Muster zu ihrer Inspiration. Und natürlich kann man für jeden Anlass etwas Passendes mitnehmen – ob Krug oder Wappenlöwen, Geschenkartikel, Ostereier oder Weihnachtsanhänger – lassen Sie sich verführen, denn hier ist jedes Stück ein Original.

 

Kontakt

Rosa M. Wilfert
Atelier für Porzellanmalerei
Tölzer Straße 33a
83714 Miesbach

Telefon: 08025 8382
Telefax: 08025 999528


E-Mail: kontakt@porzellanmalerei-wilfert.de

www.porzellanmalerei-wilfert.de

 

Text und Bild: Verena Wolf

Impressionen

Bemaltes Porzellan, © Verena Wolf
Bemaltes Porzellan

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Rosa Wilfert, © Verena Wolf
Rosa Wilfert

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Bemaltes Porzellan, © Verena Wolf
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