Wochenmarkt_Miesbach_Florian Bachmaier_2019, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Klaus Glöckl sitzt in seiner Osteria im Himmisepp, © Verena Wolf

Osteria im Himmisepp

Früh gestartet

 „Ich hab schon in der Schule in der Pause mit dem Hausmeister Semmeln, Brezen und Limo verkauft“, erzählt Klaus Glöckl. Er linst ein bisschen unter der Brille hervor, so als sei er nicht ganz sicher, ob ich diesen frühen Unternehmergeist auch zu schätzen weiß. „Kochen, das ist einfach das Wichtigste in meinem Leben“, sagt er. Und wer je in der OSTERIA gegessen hat, weiß, wie sehr das stimmt. Gelernt hat Klaus Glöckl seinen Beruf von der Pike auf und hat schon als Lehrling in Ingolstadts einstigem Toprestaurant alles gegeben. 15 Jahre war er alt und hat in seinem jugendlichen Tatendrang praktisch 24 Stunden am Tag mit Feuereifer gearbeitet. Das war in den 70er Jahren, als Essen und Trinken plötzlich das große Thema war. Die neue, gleichnamige Zeitschrift war so begehrt, dass die Auflage stieg und stieg. Gefühlt zog die ganze Nation von In-Restaurant zu In-Restaurant. Jeder neue Trend wurde ausprobiert, Gastrokritiker und Fernsehköche wurden neue Traumberufe, und als dann noch Eckart Witzigmann und Heinz Winkler, damals beide noch blutjung, im „Tantris“ und „Aubergine“ die ersten Michelin-Doppel-Sterne holten, schossen von Garmisch bis Gütersloh die schicken Nobelrestaurants nur so aus dem Boden.

 

Endlich selbstständig

Mitten drin in all diesen aufregenden Entwicklungen suchte auch Klaus Glöckl nach seinem eigenen Weg. Er hatte zuerst im piekfeinen Lugano, dann im angesagten Arabellahotel Schliersee als Koch angeheuert und wirbelte dort gerade so richtig los, als er sich verliebte. Die erste Ehe, leidenschaftlich begonnen, hielt jedoch dem Sturm und Drang der frühen Jahre nicht stand. „40 Jahre ist das nun fast her“, denkt Klaus Glöckl laut. „Ich habe drei Töchter, zwei aus meiner ersten Ehe. Und die Kleine mit meiner jetzigen Frau Andrea. Die Familie ist jetzt ganz schön groß mit vier Enkelkindern…“ Doch für so viel Gefühl und Nachdenklichkeit war damals wohl (noch) keine Zeit. Klaus Glöckl war schon zur nächsten Station geeilt, kochte in der Kantine einer erstklassigen Münchner Firma: „Das war etwas ganz anderes – nach Rezept kochen. Und rechnen.“ Das alles sehr wohlgeordnet. Zu geordnet, zu steril für Klaus Glöckl. Der verdiente nämlich Geld und Renomee auch als Film-Caterer und gestaltet bis heute gelegentlich Foodszenen für Film und Fernsehen. Also nahm er in der Münchner Betriebskantine seinen Hut und tauchte 1989 in Hausham wieder auf. Da war er 27, endlich selbstständig und legte los: „Klausis Kaminstüberl“ war etwas ganz Neues in der Region, ein Insidertipp, in dem immer etwas los war. Die Küche bot Grill, Baguettes, Fingerfood, leckere Bistroküche mit eigener Handschrift. Dazu gab es richtig gute Livemusik und bald wussten die Mädels im Oberland: „Zum Klausi kann ich auch alleine oder mit den Freundinnen gehen, ohne dass ich blöd angemacht werde.“ Das gemütliche kleine Lokal war ein voller Erfolg und es hätte eigentlich für immer so weitergehen können.

 

All die vielen Möglichkeiten

Doch dann traf Klaus Glöckl seine Andrea, die ebenfalls vom Fach ist. Zusammen setzte sich das  Paar neue Ziele und so gerieten die nächsten Jahre zu einem großen kulinarischen und gastronomischen Abenteuer. 12 große Objekte waren es, die er zum Leben erweckt hat. Irgendwann er sich gesagt: Jetzt machen wir eine Nummer kleiner. Das Kleinere wurde dann der Himmisepp. Die OSTERIA am Marktwinkl ist nun seit 8 Jahren fester Bestandteil des Marktwinkels. Vor dem gemütlichen Haus, das als einziges am Unteren Marktplatz den verheerenden Brand von 1783 überstanden hat, stehen bunten Sonnenschirme, die verkünden, dass es sich hier gut leben lässt. Drinnen im geschützten Raum mit den dicken Mauern dann ein Mix, der wie unabsichtlich wirkt und genau die südlich-lässige Atmosphäre schafft, die wir alle in den kleinen Trattorien rund ums Mittelmeer so lieben: mediterran-ockerfarbene Wände, ungekünstelte Sommerblumen, ein wenig türkisfarbene Deko in den Fensternischen, rustikale Holzmöbel und einfache Schiefertafeln, auf denen man lesen kann, was die Küche heute an Besonderem bietet: herrlich aromatische Antipasti, die Pizzen mit ihrem knusperdünnen Boden, Pasta, Burger, die vielen kleinen und leichten Gerichte… In der OSTERIA kann man zudem wunderbare Drinks schlürfen und sich auch noch einen Nachtisch gönnen, ohne dass man hinterher pleite ist.

 

Glücklich im Himmisepp

Viele Ideen und viel Liebe stecken in der Osteria: „Wir sind immer auf der Suche nach was Neuem, das unsere Gäste mögen könnten. Als wir in New York waren, ist die Idee mit der extra-großen Pizza auf dem Holzbrett entstanden. In der ersten Woche haben acht Gäste das bestellt. Heute sind es bis zu 80 am Abend! Überhaupt, wenn die Andrea und ich unterwegs sind, dann gehen wir schon auch ins Museum. Aber in erster Linie gehen wir essen und gucken uns um. So sind wir auch auf die Terrakottaschälchen gekommen. Es muss halt alles passen.“ In Spanien, Marokko, Griechenland oder Portugal kann man also eventuell Klaus Glöckl auf Recherche treffen… Im Grund hat er sich seit seiner Lehrzeit nicht verändert – „brennt“ immer noch für einen Beruf, von dem er sagt: „Wirt sein, des ist eine komplexe G`schichte geworden. Man fängt  irgendwo an und dann wird es immer mehr und geht immer weiter. Irgendwann bist du dann Arbeitgeber, Dekorateur, stehst in der Küche, machst Einkauf und Konzepte. Ich hab das große Glück, das ich meine Frau habe. Die Andrea macht Service, Buchhaltung und hält mich am Boden.“           

 

Ein Blick in die Zukunft

Da Wirt zudem kein Beruf ist, der irgendeine Sicherheit bietet, denkt Klaus Glöckl viel nach. Wer ihn etwas besser kennt, weiß, dass unter der kecken Mütze ein kühler Kopf wohnt, dass er ein aufmerksamer Beobachter ist, immer am Puls der Zeit mit einer „Nase“ für Trends. Sein steter Begleiter ist ein großer Skizzenblock. Hier notiert er alles: Neue Rezepte, Einrichtungsideen, Foodstyles, Konzepte für neue Gastronomiebetriebe… So vieles hat in seinem Kopf begonnen und ist dann Realität geworden wie der „Altwirt“ in Parsberg, das „Culinaria“ im Waitzinger Keller mit der Bewirtung fürs ganze Haus. Er hat das Haushamer Volksfest bekocht und auf Countryfesten 2000 Squaredance-Fans mit Chili con Carne versorgt. Manches lief super wie „Salt und Pepper“, der Partyservice, der bis heute auf Anfrage die köstlichsten Antipasti-Buffets liefert. Manches ging schief.

„Leidenschaft“, resümiert Klaus Glöckl und guckt wieder philosophisch über den Rand der Brille, „Leidenschaft, die du für etwas hast, ist schön. Aber sie schafft auch Leiden.“ Deshalb bildet sich der einstige Schulbub aus dem Donaumoos beständig fort und analysiert genau, was geht, und was er vielleicht aufgeben muss. Alle zwei Jahre wird in der OSTERIA die Karte erneuert. Klaus Glöckl sagt: „Ich hab immer die Augen offen. Ich bin vielseitig.“ Ich frage ihn, was er von einer Idee hält, die mir schon länger im Kopf herumschwirrt. Er lächelt ganz unnachahmlich und sagt: „Ach ja, an so was hab ich auch schon gedacht.“ Und ich denke, dass die kulinarische Reise von Klaus Glöckl, die auf dem kleinen Bauernhof seiner Oma angefangen hat, noch nicht zu Ende ist.

 

Text und Foto:  Verena Wolf

Impressionen

Bourjau_Marktbeutel
Bourjau_Marktbeutel
MB_Wochenmarkt-0052_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0052_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0076_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0076_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0003_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0003_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0088_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0088_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0059_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0059_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0060_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0060_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0070_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0070_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0057_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0057_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0078_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0078_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0090_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0090_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0113_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0113_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0115_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0115_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0028_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0028_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0030_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0030_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0037_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0037_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0043_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0043_1920x1280
Zwiebeln, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Zwiebeln

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Gemüse von einem Marktstand, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Am Markt

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Blumen am Markt, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Blumen am Markt

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Margot und Lisa auf dem Grünen Markt in Miesbach, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Margot und Lisa

© Kulturamt der Stadt Miesbach