Das Café Huatfabrik von innen, © Dietmar Denger
Kuchenbestellung an der Theke, © Verena Wolf

Mit Lust und Liebe zum Erfolg

Sie ist extra aus dem Hauptgeschäft in Gmund nach Miesbach gekommen und sitzt mir nun – unkompliziert in Jeans, Shirt und Fleecejacke – an einem der schlichten Tische gegenüber. „Warum ich Konditorin geworden bin? Aus Liebe zu meinem Beruf. Ich mag alles daran: Das Backen, das Einkaufen, den Service, den Verkauf, selbst das Büro oder eine Renovierung machen mir Spaß.“ Und das sind keine leeren Worte: Als Ursula Vojacek die HUATFABRIK vor 3 1/2 Jahren übernahm, hat sie das Interieur innerhalb von einer Woche überarbeitet. „Ohne das Team wäre das gar nicht gegangen“, sagt die junge Unternehmerin, die den Stil der HUATFABRIK – ein bisschen Miesbach, ein bisschen Italien und ganz viel Auswahl – erhalten, aber mit Fingerspitzengefühl aufgefrischt hat. Dass die Renovierung gelungen ist und der Raum eine gute Atmosphäre hat, merkt man an den Gästen, die sich hier wohlfühlen. Aber auch das tüchtige Team der HUATFABRIK arbeitet gerne hier. Die meisten der Damen sind schon seit der Gründung dabei und sorgen für den „Hier-kennt-man-mich“-Effekt…

 

 Kleines Café mit viel Geschmack

Zusammen mit den Tischen draußen verfügt die HUATFABRIK heute über 50 gemütliche Sitzplätze. Drinnen fällt vor allem die großzügige, schicke Vitrine ins Auge, in der das köstliche Angebot besonders gut zur Geltung kommt. „Wir haben uns nicht aufs Frühstück spezialisiert. Natürlich kann man ab 8 Uhr bei uns Kaffeetrinken und eine Kleinigkeit essen, aber der große Ansturm kommt so ab 11 Uhr“, zieht Ursula Vojacek Resümee und die Damen im Service nicken zustimmend. „Das passt gut für uns“, sind sie sich einig. Denn dann entfaltet die HUATFABRIK ihren ganzen Charme mit einem Kuchen- und Gebäckangebot, das seinesgleichen sucht. Lieferant der Schnitten, Tortenstücke, Plätzchen &Co. ist nämlich das renommierte Café Wagner in Gmund – mehrfach vom Feinschmecker als Spitzenkonditorei ausgezeichnet. Und das ist seit dem 1. November 2014 das Herzstück des noch jungen, kleinen, aber feinen Konditorei-Imperiums, dessen Herz und Motor Ursula Vojacek ist.  

 

Konditorin mit Leib und Seele

Mit ihren erst 33 Jahren hat sie schon eine steile Karriere hinter sich. In München geboren, hat sie ihre Kindheit und Jugend in Ostin verbracht. „Eher zufällig habe ich dann in einer Konditorei Probe gearbeitet. Und schon am gleichen Abend war mir klar: Das ist es. Ich bin handwerklich begabt – und mag das Arbeiten mit den wunderbaren Backzutaten.“ Einen Monat später fing die Lehre an, die sie als Jahrgangbeste abschloss. Die erste Anstellung danach führte sie nach Starnberg in eine Hochzeitstorten-Werkstatt. „Eine herrlich kreative Arbeit ist das und etwas, das mir bis heute unglaublichen Spaß macht. Mein spannendstes Projekt? War eine Torte für eine türkische Hochzeit mit 400 Gästen. Alleine die Tortenbasis hatte einen Durchmesser von 120 Zentimetern.“ Danach ging es weiter bei Feinkost Käfer, wo sie Konditorweltmeisterin Andrea Schirmaier-Huber kennenlernte, mit der sie gemeinsam in deren elterlichen Konditorei in Ramersdorf kreative Torten kreierte. Nach der Prüfung zur Konditormeisterin, die sie vor der Handwerkskammer in Berlin ablegte, ging es nahtlos im Bayrischen Hof in München weiter. Ja, und schließlich kam Ursula Vojacek das Schicksal zu Hilfe und führte sie zurück ins Oberland.

 

Das Herzstück: das Café Wagner

Durch eine Vermittlung ihres Vaters erfuhr sie, dass das alt eingesessene Café Wagner einen neuen Besitzer suchte. Mit einem Jungunternehmer-Förderkredit wagte sie mit 28 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit. „Chapeau“, sage ich schwer beeindruckt von so viel Tatkraft und möchte gerne wissen, in welchen Dimensionen sich die Produktion bewegt, die Ursula Vojacek täglich mit dem Gmunder Team stemmt. Sie kommt ins Grübeln und sagt schließlich: „Ich glaube, am besten kann man sich das so vorstellen. Wir sind ja, neben verschiedenstem Gebäck und den Pralinen, für unser umfangreiches Sortiment an feinen Kuchen, Torten und Schnitten bekannt. Vor allem vom Bienenstich backen wir täglich 170-200 Stück.“ Und die lassen sich die Gäste gerne backfrisch in den eigenen Cafés in Gmund und Miesbach schmecken. Die übrige Produktion geht nach München und rund um den Tegernsee.

 

Ein glücklicher Zufall

„Das Café HUATFABRIK hat mir von Anfang an gefallen. Gerade das Kleinere, Intimere fand ich so sympathisch“, sagt die aktuelle Besitzerin, die das Miesbacher Café Anfang 2016 übernommen hat. Gegründet wurde die HUATFABRIK von Angelika Kroha, die 2007 im Haus Kohlndorfer am Marktplatz 1 für frischen Wind in Miesbachs damaliger Gastroszene sorgte. Als schicke Espressobar im zeitgemäßen Ambiente war die HUATFABRIK sofort ein großer Erfolg. Das Café schenkte dem Marktplatz italienisches Flair und den Gästen die Chance auf lässiges dolce far niente. Jeder wollte einen Logenplatz an den großen Fenstern haben und in junger, entspannter Atmosphäre den sehr guten Kaffee und kleine Snacks und süße Häppchen genießen. Zu diesem ursprünglichen Konzept kommen nun die herrlichen Kuchen und Torten aus Gmund. Ergänzt wird das frische, sahnig-süße Angebot höchster Konditorqualität von Snacks, Suppen, Salaten und Fingerfood.

 

Übrigens…

…trägt das Café seinen Namen zu recht. Im Haus, das nach dem Brand 1783 erbaut wurde, war bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine Hutmacherei untergebracht. Und es war nicht irgendeine Hutmacherei. Weit bis ins 17. Jahrhundert reichen die Anfänge zurück. Wie der Miesbacher Stadthistoriker Alexander Langheiter in seiner Chronik „900 Jahre Miesbach“ schreibt: „… wurde (der Handwerksbetrieb)  1625 von Georg Aigenthaler gegründet. Anwesen und Hutmachergerechtsamkeit gingen am 30.7.1826 durch Kauf an den aus Schwaz in Tirol stammenden Joseph Kohlndorfer (Seite 129)“. Dessen Urenkel Anton Kohlndorfer baute das Geschäft zur Fabrik aus und stieg zu einem der größten Arbeitgeber der Region auf. Schließlich wurde man königlich bayrischer Hoflieferant und stellte bis zum Schluss mit 220 Mitarbeitern 40.000 Hüte pro Jahr her. Wer Lust hat, kann die Erinnerungen an die guten alten Zeiten der Hutmacherei noch sehen. Er muss nur ums Haus herum gehen… Da künden die Aufzugsluke und die Anbauten vom frühen industriellen Charakter des ehrwürdigen Hauses, in dem sich bis heute auch die von Franz Ranft gegründete Markt-Apotheke befindet.

Kontakt
Café HUATFABRIK
Marktplatz 1
83714 Miesbach
Tel.: (08025) 995 19 61

Öffnungszeiten des Café HUATFABRIK
Mo / Di / Mi / Fr 8:00 – 17.00 Uhr
Donnerstag 7:30 – 17.00 Uhr
Samstag 9:00 – 17.00 Uhr
Sonn-/ Feiertag 11:00 – 17.00 Uhr.

Text und Foto: Verena Wolf

Impressionen

Marktcafe_Marktplatz Miesbach_1
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Marktcafe_Marktplatz Miesbach_2
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Hüte-Hilz_1920x1280
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Chocolaterie_1920x1280
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Brunners Vinothek__1920x1280
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Bergsport Schachenmeier_1920x1280
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Weltentdecker_1920x1280
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Wäschr-Leder Grabmaier_1920x1280
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Wäschetruhe Montermann_1920x1280
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Schwarzenberg__1920x1280
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