Miesbach – Heimat für viele
Die Kreisstadt Miesbach, mit 11.000 Einwohnern eher überschaubar, ist eine Stadt, in der es vieles zu entdecken gibt.
Viele Nationen
Natürlich denkt man bei Miesbach erst einmal an die schönen alten Traditionen, an Tracht, Handwerk, den Markt, die Kirchen oder die hübsche verwinkelte Innenstadt mit den Gässchen und kleinen Plätzen. Man sieht die Stadt förmlich bevölkert von oberlandlerisch gewandeten und gesinnten Menschen… Das Bild ist auch nicht ganz falsch, aber es ist nicht vollständig. Denn Miesbach ist inzwischen ein Zuhause für Menschen aus zahlreichen Nationen, die friedlich in der Stadt zusammenleben. Im gesamten Landkreis sind es etwa 100 Nationen.
Kein Zufall
Als 2015 die große Flüchtlingswelle Europa erreichte und mehr als 2 Millionen Menschen nach Deutschland kamen, veränderte sich Miesbach: Auf einmal sah man neben Alltagsgewand und Dirndl sogar bunte afrikanische Gewänder. Rund 500 Migranten kamen damals zu uns – vor allem aus den Kriegsgebieten in (Klein-)Asien (Syrien, Irak, Iran, Afghanistan), Ostafrika (Eritrea, Somalia) und Nigeria. Dass sie heute selbstverständlich dazugehören und die Kinder im Kindergarten und in der Schule teilweise waschecht Bayrisch sprechen, ist eine Leistung, die hier und heute einmal im Mittelpunkt der Marktgeschichte stehen soll.
Lisa Braun-Schindler
Von Anfang an haben viele Miesbacherinnen und Miesbacher sich mit Zeit, Engagement und Herzblut für die Neuangekommenen eingesetzt. Seit Mai 2006 existiert das NETZWERK INTEGRATION, dem zahlreiche Vereine sowie die Integrationsbeauftragten der Gemeinden Hausham, Holzkirchen, Miesbach und des Landkreises angehören. Lisa Braun-Schindler ist die Sprecherin des NETZWERK INTEGRATION. Sie erzählt. „Ich bin schon seit 2006 dabei und habe damals mit vier Frauen die Initiative ergriffen und das Netzwerk Integration gegründet.“ Ihre feste Überzeugung ist die absolute Notwendigkeit, dass sich Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen verständigen. Sie sagt: „Dazu gehören natürlich der interkulturelle und interreligiöse Dialog. Ebenso war und ist es mir wichtig, die Politik für dieses Anliegen zu gewinnen und mit den Netzwerkmitgliedern politisch wirksam zu sein.“ So war es ihr ein Anliegen, die großen Themen aufzugreifen: „Die Frau im Islam“, das Theaterstück „Anders als du glaubst“ – das sind Inhalte, die uns bewegen und die Sicht auf die anderen Kulturen klarer machen. Für solche großen, aussöhnenden Projekte steht Lisa Braun-Schindler. Immer war es ihr Bestreben, die wichtigen Themen zu finden und im Netzwerk die Partner zu finden und zu aktivieren, die Lösungen anbieten konnten. Weil sie schon 1992 die Aussiedler aus Osteuropa betreute, weiß sie, wie viele kleine Schritte notwendig sind, um in einem anderen Kulturkreis Fuß zu fassen. So geht auch die deutsch-türkische Mutter-Kind-Gruppe auf ihre Initiative zurück.
Mit PIA e.V. in die Zukunft
Seit 14. November ist das NETZWERK INTEGRATION nun in den Förderverein PIA e.V. (Pakt für Integration und Arbeit) aufgenommen worden. 1. Vorsitzender von Pia ist Max Niedermeier, der Integrationsbeauftragte für den Landkreis Miesbach. So sind Synergien geschaffen, die allen zu Gute kommen: Neben dem Schwerpunkt im NETZWERK INTEGRATION, der auf der elementar wichtigen Arbeit mit den Familien liegt, konzentriert sich die gemeinsame Arbeit nun auf die intensive Zusammenarbeit mit den Helferkreisen, Schulen, Kindergärten, Behörden und den Migranten.
Text: Verena Wolf
Foto: Braun-Schindler
