Museumsverein Miesbach, © Museumsverein Miesbach
Maria Krüger-Basener, © Museumsverein Miesbach

Maria Krüger-Basener

Maria Krüger-Basener, in Miesbach am besten bekannt als Mitglied des Arbeitskreises Ausstellungen im Museumsverein, pendelt regelmäßig von Miesbach nach Emden an der Nordseeküste. Und das sind nicht die einzigen Gegensätze, die sie scheinbar mühelos verbindet.

„Als ich jung war, wollte ich Journalistin werden, weil mich Menschen interessieren. Im Lauf des Lebens habe ich dann herausgefunden, dass ich eher analytisch-mathematisch begabt bin“, sagt Maria Krüger-Basener, die als Professorin im Fachbereich Technik, Abteilung Elektrotechnik und Informatik an der Hochschule Emden/Leer arbeitet.
Wie die im Rheingau gebürtige Miesbacherin zu ihrem erfolgreichen und ausgefüllten Leben kam, ist keine alltägliche Geschichte.

 

Start im Schatten eines Schlosses

Wir treffen uns an einem tristen Novembervormittag im gemütlichen Klostercafé in Weyarn. Das Café ist bis auf den letzten Platz besetzt, und es ist so laut, dass wir zunächst kaum unser Wort verstehen. Unbeeindruckt von Lärm und Hektik um uns herum, ist Maria Krüger-Basener entschlossen, die begrenzte Zeit unseres Interviews gut zu nutzen. Da es auch der 30ste Geburtstag ihres jüngsten Sohnes ist, bin ich ihr dankbar, dass wir so kurz vor Weihnachten noch einen Termin gefunden haben. „Ach, der Geburtstag ist jetzt keine große Sache“, winkt die zweifache Mutter ab. „Er feiert lieber mit seinen Freunden.“ Dann kommt sie unverzüglich zur Sache und beginnt dort, wo auch ich am liebsten beginne. Am Anfang: „Aufgewachsen bin ich zunächst im hessischen Aulhausen – das liegt gegenüber von Bingen am Rhein. Aber meine wirkliche Kindheit und Jugend habe ich im rheinland-pfälzischen Bendorf-Sayn verbracht.“ Wer genau liest, findet schnell heraus, was an dieser knapp 4000-Seelengemeinde so besonders ist: Dort liegen die Stammburg und das Schloss der Familie Sayn-Wittgenstein. „Die Familie hatte vier oder fünf Kinder und die gingen ganz normal mit uns in die Grundschule.“ Aber wie das so ist: So ein wenig Vorbild ist eine illustre Familie doch und vielleicht hat das weltläufige Leben der Sayn-Wittgensteins dazu beigetragen, dass Maria Krüger-Basener nach dem Abitur beschloss, ein soziales Jahr zu machen und zwar im Ausland.

 

Erste Bewährungsproben

„Ich habe mich beworben und ging nach Großbritannien.“ Dort fand sie sich in Birmingham, der zweitgrößten Stadt Englands, in einem Kinderheim wieder – gemeinsam mit einigen andern jugendlichen Freiwilligen vom Kontinent. Da war sie 18 Jahre alt und trug Verantwortung für 14 Kinder, überwiegend Sozialwaisen, die zwischen 6 und 17 Jahre alt waren und zusammen mit dem betreuenden Ehepaar und deren Kind eine Familiengruppe bildeten. „Ich war auf einmal Assistant Matron, also stellvertretende Hausleiterin. Man hat uns damals alle ins kalte Wasser geworfen“, erzählt sie, und ich spüre sofort, dass es ihr bei aller Arbeit eine Menge Spaß gemacht hat, sich im fremden Land und in ungewohnter Umgebung durchzukämpfen. Diese Freude am Engagement für etwas - die merkt man schnell. Sie gehört zu ihrem Wesen, wie die enorme Präsenz, die Aufmerksamkeit und die Dynamik, die ich auch gleich kennenlerne. Während wir uns unterhalten, wird ein Tisch frei, der etwas mehr Ruhe verspricht und schon ziehen wir um. Während sie Tasche und Teetasse fest in der Hand hält, fasst sie noch schnell zusammen, was, neben perfekten Sprachkenntnissen, aus der britischen Phase blieb: „Wir alle haben übrigens bis heute engen Kontakt. Das sind jetzt schon über 50 Jahre, dass wir uns immer wieder treffen.“

 

Das richtige Studium finden

Kaum haben wir uns am neuen Tisch installiert, berichtet Maria Krüger-Basener, wie sie ihre weitere Ausbildung in die Hände genommen hat: „Ich habe in Mainz Volkswirtschaftslehre und Psychologie studiert und schnell gemerkt, dass in der Volkswirtschaftslehre damals der wirkliche Mensch überhaupt nicht vorkam. Es ging ausschließlich um ein rationales Wesen.“ Mit dem anschließenden Wechsel an die Universität in Mannheim beginnt sich nun ihr ganz persönliches Profil zu schärfen, denn dort bot sich die Möglichkeit, im BWL-Studium den „Faktor Mensch“ stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Sie erzählt: „Der Homo Oeconimicus, also der ausschließlich wie eine Maschine Denkende, das konnte es für mich nicht sein.“  Obwohl sie damals zu denen gehörte, die fortan mit dem Vorwurf des Verrats an dem „eigentlichen Auftrag der Psychologie“ leben musste, wusste die junge Frau, dass sie für sich auf dem richtigen Weg war.

 

Zwischen Hörsaal und Büro

Ihre erste Stelle an der Universität der Bundeswehr in Hamburg bot ihr zum ersten Mal die Chance, intensiver zu erforschen, wie sich menschliche Wünsche und Wirtschaft gegenseitig beeinflussen. Da hatte sie allerdings schon ihren Mann kennengelernt, der damals eine Stelle bei Siemens in Erlangen angenommen hatte. Um das Pendeln zwischen Hamburg und Erlangen nach 5 Jahren zu beenden, nahm sie schließlich eine Stelle in Stuttgart an der Landesgirokasse an und erlebte zwischen 1985 und 1987 fast drei relativ ruhige Jahre im Schwäbischen.

 

Am Puls der Zeit

Der nächste Karriereschritt ihres Mannes, der ihn nach Bielefeld zu Miele führte, war für Maria Krüger-Basener die Gelegenheit, nochmals an die Universität der Bundeswehr in Hamburg zurückzukehren und an einem weiteren Phänomen zu arbeiten. Sie erklärt: „Dual Career Couple“ – ja, wie geht das zusammen, wenn bei einem Ehepaar beide Karriere machen? Das war damals ganz neu und brandheiß diskutiert.“ Und wieder blitzen ihre Augen unternehmungslustig auf.
Diese Zeit war für Maria Krüger-Basener voller Energie und Aufbruchstimmung: Forschung, spannende Themen der Unternehmensführung und zahlreiche Reisen prägten ihr Leben.
 

Viel Neues im Osten

Doch die 1980er Jahre waren nicht nur die Hochzeit der Meinungsumfragen, mit deren Hilfe man Wissenswertes zu Mitarbeiter*innen und Kunden*innen ermitteln konnte: 1989 fiel die Mauer, und für Maria Krüger-Basener begann ein neuer Lebensabschnitt. „Ich war damals zurück nach Bielefeld gegangen, als die Wende kam und ein immenser Bedarf entstand, die beiden deutschen Wirtschaftskulturen zusammenzuführen.“

Sie übernahm im Rahmen des neu gegründeten Unternehmens eines Kollegen die Bewerbungstrainings und half so unzähligen Menschen aus der damaligen DDR, Fuß im für sie fremden, amerikanisch geprägten West-System zu fassen. „Mir kam meine analytische Arbeitsweise sehr zustatten“, erinnert sie sich. „Ich habe niemandem etwas aufgedrängt. Ich habe gesagt: Wir machen das so und so. Ihr könnte euch überlegen, ob und was ihr davon annehmen wollt. Es war sehr, sehr spannend, diesen Konversionsprozess aktiv zu begleiten.“
Mindestens genauso spannend wie diese inhaltlich mehr als anspruchsvolle Arbeit war es, die Entwicklung des Landes zu verfolgen. Maria Krüger-Basener hat hautnah erlebt, wie sich Leipzig, Dresden, Halle oder Potsdam zu ihrer heutigen Pracht und Funktionalität mauserten. „Ich hab das alles miterlebt – die ganze Bauzeit, die Kiesberge, die Probleme mit der Beleuchtung. Ich habe praktisch ab 1990 im Hotel gelebt und war viel unterwegs, um dieanderen Teams zu koordinieren.“

 

Auf eigenen Füßen

All diese Erfahrungen schufen für Maria Krüger-Basener die Basis für ihren Sprung in die eigene Selbstständigkeit. Für die junge Mutter hieß das, Aufträge akquirieren und sich einen Namen machen. Dabei kam ihr zugute, dass man zunehmend erkannte, wie wichtig genau ihr Spezialwissen war. „Mir wurde damals manchmal die Frage gestellt, ob es nicht richtiger wäre, die Psychologie einzusetzen, um Kranken zu helfen. Aber die Unternehmen waren daran interessiert zu erfahren, wie man Psychologie in der Kommunikation mit Mitarbeitern oder Kunden nutzen kann.“ Und als Mutter kleiner Kinder konnte sie dann das Wissen über die Dual Career Couples im eigenen Leben umsetzen. „Natürlich auch mit Hilfe meines Ehemannes“, schmunzelt sie.

 

Die perfekte Balance gefunden

Der finale Coup aber gelang ihr 2003. Damals bewarb sie sich auf eine einzigartige Stelle an einer deutschen Hochschule: Nur die Hochschule Emden/Leer bot damals ihren fachlich hervorragend ausgebildeten Ingenieuren und Informatikern in ihrem Studium auch die Fächer an, in denen sie die Kommunikation mit Kollegen und Kunden lernten. „Das ist eine curriculare Verankerung von Inhalten, die ist einzigartig in Deutschland: Als ich davon hörte, wusste ich: Das ist es. Das ist meine Stelle.“ Kein Wunder, dass sie aufgrund ihrer Expertise und ihrer unschätzbaren Erfahrung in der Praxis die Stelle bekam. Dafür nimmt die energische Professorin es seither gerne auf sich, regelmäßig fast 900 Kilometer mit der Bahn zurückzulegen – einfache Strecke. Denn seit Anfang 1999 hat die Familie ihr Zuhause in Miesbach gefunden.

 

Einwurzeln in Miesbach

„In Miesbach habe ich mich eigentlich sofort heimisch gefühlt. Man hat hier alles und das auf kleinstem Raum. Das ist nicht nur super bequem und hilfreich. Ich freue mich, dass ich so viele Menschen kenne und mich wohlfühle“, sagt sie und erzählt, wie ihr Sohn in die dritte Klasse kam, dass beide Kinder schnell Bayrisch sprachen und sie selbst nun schon seit Jahrzehnten im Kirchenchor singt. Selbst an der Auswahl des neuen Kirchenmusikers war sie als Chormitglied mit beteiligt …

 

Quo vadis Miesbacher Museum?

Zu den Ersten, die die Neu-Miesbacherin damals kennenlernte, gehörten Judith und Paul Fertl, die Kinder im selben Alter haben. Eigentlich kein Wunder, dass sie über dieses so vielfach in der Stadt engagierte Paar auch den Kontakt zum Museumsverein fand. „Ich war dann mit Paul Fertl auf der Jahresversammlung des Museumsvereins “, erzählt sie mit ihrem netten Lächeln. „Da hatte Hermann Kraus die Idee, das Museum zu den Menschen zu bringen und Andi Kempf, Susanne Nortmeier und ich schlossen uns dem sofort an. Dann kam Eva Egginger dazu und als Erstes haben wir mit der Hilfe vieler Miesbacher, die uns ihre Familien-Schätze geliehen haben, die Uhrenausstellung im Foyer des Rathauses realisiert. Dieses Jahr hatten wir dann unter Mitarbeit von Alexander Langheiter, der mittlerweile dem Arbeitskreis beigetreten ist, mit „Made in Miesbach“ ein Thema gefunden, das in der Stadt genauso gut angenommen wurde.“

Wir unterhalten uns anschließend noch eine Weile angeregt über das Museum und den Arbeitskreis. Und als Maria Krüger-Basener irgendwann sagt: „Wir haben schon noch viele Ideen“, muss ich lächeln. Denn daran besteht kein Zweifel!

 

Text: Verena Wolf (Miesbacher Verlagshaus)
Fotos: Hartmut Wolf, Stadt Miesbach, Museumsverein Miesbach

Impressionen

Uhr, © Stadt Miesbach
Uhr

© Stadt Miesbach

Maria Krüger-Basener mit dem Miesbacher Gastroservice, © Museumsverein Miesbach
Maria Krüger-Basener mit dem Miesbacher Gastroservice

© Museumsverein Miesbach

Made in Miesbach Ausstellung im Rathaus, © Hartmut Wolf
Made in Miesbach Ausstellung im Rathaus

© Hartmut Wolf

Maria Krüger-Basener, © Museumsverein Miesbach
Maria Krüger-Basener

© Museumsverein Miesbach