CD Inlet, © Privat
Max Winkler, © Privat

Kulturpreisträger Max Winkler

Weil Musik Menschen verbindet, ist Max Winkler einer der besten Botschafter unserer Stadt, ist er doch seit 1967 als Musiker, Komponist, Inhaber einer renommierten Musikschule und Musikverleger der Inbegriff für Volksmusiktradition in Miesbach. Dafür erhielt er 2003 von Bürgermeister Gerhard Maier auch den Kulturpreis der Stadt.

 

Ein besonderer Moment

Bis heute erinnert sich Max Winkler gerne an den Moment, als der Anruf vom Bürgermeister kam. „Ich hab mich narrisch g`freut.“ Auch den Abend selbst hat er nicht vergessen: „Der ganze Saal war voller Leute, auch Rudolf Maier-Kleeblatt war da. Das Orchester hat Kompositionen von mir gespielt… Die Laudatio habe ich noch gut gemeistert, aber als es daran ging, mich im Goldenen Buch der Stadt einzutragen, hab ich fast ein wenig gezittert.“ Der gestandene Musiker, der mit seinen unterschiedlichen Musikgruppen schon unzählige Male auf der Bühne gestanden ist, schmunzelt beim Gedanken an diesen unvergesslichen Moment.

Dabei ist dem Vollblutmusiker der Erfolg nicht in den Schoß gefallen. Wenn er zurückschaut, ist es ein Leben mit Höhen und Tiefen; ein bis heute interessantes Leben. Max Winkler, der 1947 in Miesbach geboren wurde, ist Inhaber von Musikhaus Winkler in der Kirchgasse 4, wo er nicht nur Musik-Unterricht erteilt, sondern auch einen Noten-Verlag betreibt und seine CDs und Noten verkauft.

 

In die Wiege gelegt

„Meinen ersten Unterricht habe ich beim Vater gehabt. Ich war sechs Jahre alt und hatte so ein kleines Akkordeon bekommen. Mit dem durfte ich anfangen“, erzählt Max Winkler so gefühlvoll, dass man glaubt, den kleinen Buben Max vor sich zu sehen, wie er aufmerksam mit seinem Instrument übt. Die Liebe zum Akkordeon und zur französischen Musette-Musik hatte der in Penzberg geborene Vater übrigens aus Frankreich mitgebracht, wo er im Zweiten Weltkrieg stationiert gewesen war.

Auch die Mutter, eine Miesbacherin, war musikalisch: „Sie hat gerne gesungen und Mundharmonika gespielt. Ich habe es gemocht, wenn sie mein Lieblingslied ‚Die Gamserl schwarz und braun‘ gesungen hat“, weiß Max Winkler genau und erzählt, wie seine Mutter gestaunt hat, als er eines Tages die zweite Stimme mitgesungen hat. „Ich hab das einfach so gekonnt. Und ich hatte damals schon die ersten eigenen Melodien im Kopf, aber das hab ich noch keinem gesagt.“

 

Der Weg beginnt

Später dann als das Kinderinstrument zu klein geworden war, ermöglichten ihm die Eltern, die die Begabung ihres damals fast zehnjährigen Sohnes schon längst erkannt hatten, Musikunterricht in der damals neu eröffneten Musikschule Preissler. Seine Akkordeon-Lehrerin hat er nie vergessen: Anneliese Müller war „jung und fesch mit Petticoat und so. Ich hab sie sehr gemocht“, sagt er. „Ich habe geübt und geübt, um das Akkordeon richtig zu beherrschen und natürlich auch um meine Lehrerin zu imponieren. Nebenbei aber habe ich schon immer komponiert.“ Man kann nur staunen, wenn Max Winkler aufzählt: Mit 11 Jahren hat er den ersten Landler geschrieben, mit 12 die ersten Arrangements, mit 15 hat er den Musikunterricht aufgegeben und sich seither aus eigenem Antrieb und Lust an der Freude weitergebildet. „I spui ois“, sagt er entschieden…

Zu seinen schönsten Jugenderinnerungen gehört ein Sommer, den er mit dem Vater auf der Unteren Kreuzbergalm verbracht hat und nachts unterm Sternenhimmel Melodien spielte, die er schon damals aufschrieb…

 

Der Ernst des Lebens

Auf die Idee, Musiker zu werden und davon zu leben, kam er dennoch nicht: Max Winkler begann eine Lehre zum Buchdrucker, gründete allerdings schon im 2. Lehrjahr eine Musikgruppe. „Die jungen Miesbacher Musikanten“. Max Winkler lernte 1969 Klarinette – „ein Segen“, sagt er heute. So richtig ernst wurde es ihm mit dem Instrument, als er in die Stadtkapelle aufgenommen wurde: „Die hatten gerade einen Klarinettenmangel und als der Jackl Peter sagte – „kimmst halt einfach amoi“, bin ich hingegangen. “Mein erster Auftritt folgte beim Frühjahrskonzert der Stadtkapelle im Waitzinger Keller. ‚Orpheus in der Unterwelt‘ war damals eine gewaltige Herausforderung für mich.“ Und obwohl Max Winkler damals außerdem seine zweite erfolgreiche Gruppe, das Oberlandquintett, mit eigenen Stücken und vielen Arrangements versorgte, schaffte er auch noch die Meisterprüfung als Buchdrucker.

 

Das Schicksal hat die Hand im Spiel

Das Schicksal hatte aber noch anderes mit ihm vor: Genau in der beruflichen Schaffensphase trat Gebhard Geiger als Dirigent der Miesbacher Stadtkapelle zurück und die wählte Max Winkler zum Nachfolger. „Das war bald alles zu viel für mich“, erkennt Max Winkler im Rückblick. „Ich bin damals in meinem Beruf krank geworden.“

Hilfe in der Not brachte am 1. September die Gründung der Musikschule „Der Musikant“. Elisabeth Oberhorner, Hermann Klattenbacher, Bärbel Kirchberger und Max Winkler waren das erste Lehrerkollegium. Im selben Jahr legte Max Winkler die Prüfung als staatlich anerkannter Musiklehrer mit Erfolg ab. Max Winkler erinnert sich: „Die Unterrichtsräume der Musikschule waren neben der Post am Marktwinkl, wir haben die mit viel Eigenarbeit schön hergerichtet. Es war eine gute Zeit.“ Die Schule wurde ein großer Erfolg und schon bald hatte Max Winkler viele Schüler. Zu viel für den sensiblen Künstler, der inzwischen geheiratet hatte und damit auch Vater von Hans Förg geworden war. Nachdem 1976 auch Max Winkler Junior auf die Welt gekommen war, zählte die Familie vier Personen und so wusste Max Winkler eine Zeitlang weder ein noch aus.

 

Stein auf Stein legen

Unter dem Druck brach Max Winkler aus und stürzte sich ins Abenteuer einer eigenen Musikschule. Dank der vollen Unterstützung seiner Frau Gertraud fiel er auf die Füße und durfte erleben, dass die Schüler gerne kamen. „Die folgenden Jahre waren eine gute Zeit“, ist Max Winkler dankbar. „Ich habe Akkordeon, Steirische Harmonika, Klarinette und Blechinstrumente unterrichtet. Ja, und ich hatte wieder zwei eigene Musikgruppen, die ‚Miesbacher Bauernmusi‘ und die ‚Waldecker Musikanten‘. Mit der letzteren Gruppen war er erfolgreich beim Alpenländischen Volksmusik Wettbewerb in Innsbruck. Auf Volksmusikseminaren im Bayerischen Wald, in Riedenburg, in Niederbayern, Österreich und auch zu Hause lernte er viele Volksmusikanten und bedeutende Volksmusikvertreter kennen. Auch die Mitwirkung beim Freien Landestheater mit dem Akkordeon und der Klarinette waren ein großes musikalisches Erlebnis.

Doch es kam noch besser, denn in Miesbach wurde ein historisches Gebäude zum Kauf angeboten. „Als ich dieses Haus das erste Mal von innen gesehen habe, bin ich vorne rein und hinten gleich wieder raus.“ Heute kann Max Winkler darüber lachen, aber damals war ihm nicht nach Lachen zumute. Die ehemalige Nagelschmiede und Hutmacherei, 1642 erstmals erwähnt, war groß, alt, verschachtelt und schlicht unbewohnbar. Aber irgendwoher nahm die Familie Winkler den Mut, sich wieder ins Abenteuer zu stürzen und das Haus umzubauen. „Als wir eingezogen sind, hatte nur ein Raum eine Heizung. Da haben wir unterrichtet“, sagt Max Winkler. Doch stetig wuchsen das Haus und der Komfort darin.
 

Endlich angekommen

Glückliche Jahre mit der eigenen Musikschule folgten, und Max Winkler ist heute mit seinen Auftritten, Kompositionen und Veröffentlichungen und einem eigenen Notensatz Studio aus der Volksmusikszene des Oberlandes nicht wegzudenken. Obwohl er beruflich und privat enorm viel erreicht hat, denkt er nicht ans Aufhören. Da schüttelt er sich, wenn er nur daran denkt, dass er womöglich untätig in einer Ecke sitzen sollte. „Da ist dann doch keine Lebensspannung mehr“, wundert er sich über Rentner, die tatenlos ihre Tage zubringen. „So lange mich die Kinder und Erwachsenen annehmen, gebe ich mein Wissen und die Erfahrungen gerne weiter“. Natürlich tritt er kürzer und verreist mit seiner Gertraud zwischendurch für ein paar Tage in den Bayerischen Wald, der Heimat seiner Großeltern.

Am Ende des Interviews, als wir das Gesagte noch einmal Revue passieren lassen, sagt Max Winkler: „Wenn ich bedenke, dass mein Opa bei einem Grubenunglück in Penzberg in jungen Jahren ums Leben gekommen ist, und dass auch sein Sohn, mein Onkel, dem ich mich innerlich immer sehr verbunden fühle, schon früh starb, dann bin ich einfach nur dankbar für alles, was ich erleben durfte und darf.“

Als ich ihn frage, ob er denn noch weiß, was er damals ins Goldene Buch der Stadt geschrieben hat, muss er keine Sekunde überlegen: „Es ist ein Sprücherl, das eigentlich ein Lebensmotto ist“, gesteht er.

 

„Hast an Juchza im Herzen

Nur aussa damit

Graunzt hat die Welt gnua

Aber gjuchzat no ned.“

 

 

Kontakt

Max Winkler
Winkler Musikhaus
Kirchgasse 4
83714 Miesbach
Tel.: +49 (0)8025-2264
Fax: +49 (0)8025-5437
E-Mail: info@winkler-musikhaus.de
Internet: https://winkler-musikhaus.de/

 

Text: Verena Wolf
Fotos: Privat, Isabella Krobisch

Impressionen

Winkler Haus Kirchgasse, © Isabella Krobisch
Winkler Haus Kirchgasse

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CD beim Almkirta, © Privat
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CD Inlet, © Privat
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