Großer Applaus, © Isabella Krobisch
Braunmiller, Weber-Toepel, Schlier, © Isabella Krobisch

Kulturpreis 2023 für Regina Weber-Toepel

Ihr haben vor allem die jungen Menschen unserer Stadt viel zu verdanken. Jetzt erhielt sie eine wohl verdiente Auszeichnung: Regina Weber-Toepel, Initiatorin und der gute Geist der „Jungen Bühne Miesbach“ ist die neue Kulturpreis-Trägerin der Stadt.

 

Seit Jahrzehnten erfolgreich

Sie ist eine lebende Erfolgsgeschichte: Regina Weber-Toepel ist eine der Frauen, die nicht viel Aufhebens um sich selbst macht, aber an ihrem Platz Enormes leistet. Über dreißig Jahre hat sie in Miesbach eine Theatergruppe aufgebaut und sie mit viel Kreativität und Leistungsbereitschaft, mit Begeisterung und Einfühlungsvermögen zu einer Institution gemacht: Wenn die „Junge Bühne Miesbach“ ein neues Stück herausbringt, ist das Tagesgespräch in der Stadt und die Aufführungen sind ausverkauft.

 

Eine verdiente Würdigung

„Sie sind eine Instanz in der Theaterlandschaft geworden und haben das Kulturleben in der Kreisstadt Miesbach durch ihre wertvolle außerschulische Bildungsarbeit enorm bereichert“, brachte deshalb Dr. Gerhard Braunmiller, der 1. Bürgermeister unserer Stadt, das bisherige Schaffen von Regina Weber-Toepel auf den Punkt.
Im festlichen Rahmen des Neujahrsempfangs der Stadt überreichte er mit einem großen Strauß Blumen die begehrte Urkunde, die Regina Weber-Toepel nun in eine Reihe mit Max Winkler (2003), Rudolf Maier-Kleeblatt (2006), Walter Kohlhauf (2010) oder Sängerin Elisabeth Neuhäusler (2016) stellt.
Der sichtlich stolzen Gewinnerin gratulierten auch Miesbachs Kulturreferentin Verena Schlier, der Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan und Landrat Olaf von Löwis. „Auch, dass die Jury mich einstimmig gewählt hat, freut mich sehr“, sagt die gebürtige Miesbacherin bewegt.

 

Die junge Bühne Miesbach

Dass die „Junge Bühne Miesbach“ ihren Namen zurecht trägt, weiß jeder, der die frischen Inszenierungen einmal gesehen hat. Hier ist nichts verstaubt oder steif: Regina Weber-Toepel legt Wert auf gute Stücke, inszeniert neben Klassikern wie Shakespeare auch Dürrenmatt, Werner Bergengruen oder den sozialkritischen Dario Fo, italienischer Gewinner des Literaturnobelpreises 1997.
Doch nicht nur Gewichtiges holt Regina Weber-Toepel auf die Bühne: Bei ihr hat das Publikum auch die Chance, ein Stück von Agatha Christie zu sehen oder, so im Sommer 2022, fantasievoll Heiter-Experimentelles wie „Die Reise nach England“ nach Texten von Inge Jooß oder die zwölf literarischen Szenen – unvergesslich-vergnüglich umgesetzt für die „Junge Bühne in der Box“ in der WeyHalla in Weyarn.

 

Wie alles begann

Entstanden ist die Liebe zum Theater schon früh: „Das Theaterspielen liegt bei Frau Weber-Toepel in der Familie, von der sie von Jugend an motiviert und unterstützt wurde“, wusste Dr. Gerhard Braunmiller. Und sie selbst erzählt dann auch in ihrer Dankesrede, dass sie schon in der Schule am liebsten Theater gespielt hat. „Eigentlich war es das, was mir am wichtigsten war – und es fing tatsächlich schon in der 1. Klasse an“, gibt sie mit einem Augenzwinkern zu.
Es ist also eigentlich kein Wunder, dass sie sich 1990 entschloss, mit dem Erzieher Georg Reiter einen Theater-Workshop für Jugendliche anzubieten. Sie erinnert sich noch gut: „Wir waren beide an der Fachakademie für Sozialpädagogik in München und haben im Rahmen der ErzieherInnen-Ausbildung den Workshop im Rahmen eines zu absolvierenden Praktikums gegeben. Weil „Basteln, Werken und Sport“ nicht unbedingt unsere Leidenschaft war, haben wir bei der Akademie die Genehmigung für einen Theater-Workshop angefragt und sie auch bekommen.“

 

Das Geheimnis des Erfolgs

„Diese Aktion fand dann in Miesbach so großen Anklang, dass sie beim damaligen Jugendpfleger des Landkreises um eine Unterstützung für eine Theatergruppe baten. Dem Antrag wurde stattgegeben, auch der Katholische Jugendring beteiligte sich – dies war die Geburtsstunde der „Jungen Bühne Miesbach“, beschrieb der Rathauschef in seiner Laudatio den Anfang der Erfolgsgeschichte.
Als Georg Reiter bald danach aus dem Projekt ausstieg, nahm Regina Weber-Toepel das Unterfangen allein in die Hand. Sie erzählt: „Ich musste nicht lange überzeugt werden, die Theatergruppe allein weiterzuführen. Die SpielerInnen waren da, ich war da, die Aula der Realschule war da, und ein Stück war schnell gefunden. Übrigens habe ich nie als Erstes ein Stück ausgewählt, sondern immer erst gefragt, wer denn wieder mit dabei ist. Und dann wurde ein Stück mit passender Personenzahl gesucht. Diesem Prinzip bleibe ich bis heute treu – und auch dem Prinzip, dass ich nur Stücke inszeniere, die ich selber noch nicht gesehen habe, um im Kopf frei zu bleiben.“

 

Eine Frau mit vielen Talenten

Dass es wirklich eine Erfolgsgeschichte wurde – das lag am Engagement, aber auch an der Geduld und am pädagogischen Geschick von Frau Weber-Toepel. Denn dass das Ensemble heute altersmäßig ausgewogen ist und sich trotzdem immer noch viele Jugendliche begeistern – das kommt nicht von ungefähr. So ist es ein wunderbarer „Nebeneffekt“, dass in der Arbeit mit ihr viele junge Menschen ihre Talente entdecken und erstmals erproben können. Weil ihr genau diese Arbeit mit den Jugendlichen so viel zurückgibt, hat sie vor neun Jahren noch eine Theaterlehrer-Ausbildung absolviert.
Überhaupt lebt sie ihre Vielseitigkeit und betreut nicht nur die Kinder- und Jugendbuchabteilung in unserer Buchhandlung: „Ich bin seit 20 Jahren im „Buch am Markt“, seit 11 Jahren unterrichte ich an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Miesbach Theaterpädagogik. Es ist schön für mich, dass ich heute an der ehemaligen Frauenschule unterrichten darf, an der ich meine erste Ausbildung zur Hauswirtschafterin im städtischen Bereich absolviert habe“, freut sie sich und ergänzt: „Und natürlich war ich damals in der frisch gegründeten Theatergruppe mit dabei!“

 

Nie stillstehen

Und so ist Regina Weber-Toepel weiter auf der Suche nach Neuem. Nicht nur, dass sie auch Familienstücke inszeniert wie „Der Wunschpunsch“, „Das kleine Gespenst“, den „Räuber Hotzenplotz“, „Kasperl in Ferien: Oder die warme Wollstrumpfhose“ nach den bekannten Döblinger-Stücken. Sie sucht auch immer nach dem optimalen Aufführungsort. „Nachdem die Stadtbücherei, in der wir schon mit Frau Bott viele Projekte durchgeführt haben, einfach zu klein geworden war, mussten wir in den letzten Jahren auch mit dem Familientheater in den Bräuwirt ausweichen. Aber die Bücherei war, auch mit Frau Kilian, viele Jahre eine wunderbare Spielstätte für die Familientheaterstücke.“

 

Ein herzliches Dankeschön

Als sie von der bevorstehenden Auszeichnung erfuhr, sei sie „außerordentlich erfreut und überrascht“, gewesen, erzählte die frisch gebackene Preisträgerin in der Laudatio, die sie mit einem Dank an die Familie und ans Ensemble, vor allem aber ans Publikum der „Jungen Bühne Miesbach“ abschloss: „Wenn wir am Ende der Aufführung auf der Bühne stehen und den Applaus hören, sind wir dankbar. Ihr Applaus liefert uns den Boden für die nächsten Aufführungen.“
Als ich sie zum Schluss frage, wie sie ihr Leben auf einen Punkt bringen würde, antwortet sie mit einem Zitat von William Shakespeare: „Und wenn du den Eindruck hast, dass das Leben Theater ist, dann such dir eine Rolle aus, die dir so richtig Spaß macht.“

 

Text: Verena Wolf (www.miesbacher-verlagshaus.de)
Fotos: Isabella Krobisch

Impressionen

Braunmiller, Weber-Toepel, Löwis, Radwan, Schlier, © Isabella Krobisch
Braunmiller, Weber-Toepel, Löwis, Radwan, Schlier

© Isabella Krobisch

Braunmiller, Weber-Toepel, Schlier, © Isabella Krobisch
Braunmiller, Weber-Toepel, Schlier

© Isabella Krobisch

Weber-Toepel, Braunmiller, © Isabella Krobisch
Weber-Toepel, Braunmiller

© Isabella Krobisch

Urkunde, © Kulturamt
Urkunde

© Kulturamt