Gemeindehaus, © Apostelkirche Miesbach
Marlies Mehrer, © Verena Wolf

Junge Powerfrau mit vielen Ideen

Vom 14. bis 23. Oktober hat die evangelisch-lutherische Gemeinde Miesbach guten Grund zu feiern. Der lang ersehnte Neu- und Umbau des evangelischen Gemeindehauses ist fertig. Wichtige Tage auch für die frisch gebackene Projekt- und Quartiersmanagerin: Marlies Mehrer freut sich auf ihre neue Aufgabe.

 

Verjüngungskur für ein Gemeindehaus

Froh und bunt wie der Flyer, den die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde verteilt hat, ist das Angebot, mit dem vom 14. bis 23. Oktober 2022 eines der wichtigsten Ereignisse rund um das Gotteshaus an der Schlierach gefeiert wird. Die Apostelkirche – 1911 geweiht, 1925 durch mehrere echte Jugendstil-Fenster verschönert und 1999 letztmals im Inneren neu ausgestattet – ist das Herzstück der evangelischen Gemeinden in Miesbach, Hausham, Irschenberg, Wall, Weyarn und Wörnsmühl. Kein Wunder, dass das alte Gemeindehaus im Lauf der Jahre einfach zu klein geworden war.

 

Mehr Platz für alle

Seit Oktober 2020 wurde dann nach den Plänen des Architekturbüros von Johannes Wegmann aus Schliersee eine einfache, aber geniale Idee realisiert: Das alte Gemeindehaus sollte renoviert und über einen neu zu errichtenden Zwischenbau mit dem Kirchenbau verbunden werden.
Jetzt nach dem Umbau ist das Ergebnis sichtbar: Entstanden ist ein hoher abgeschrägter Raum, das neue „Foyer“, das sich dort weit öffnet, wo man früher durch einen schmalen Verbindungsgang von der Kirche ins Gemeindehaus gelangte. Zugleich hat sich das Gemeindehaus verjüngt. Mit neuen bodentiefen Türen und einem klugen Umbau im Inneren ist jetzt viel Licht da, und auch die Küche ist deutlich größer geworden. Dank der vielen Spenden unter anderem aus der Gemeinde und der LEADER-Förderung konnte dieses Bauvorhaben in nur zwei Jahren realisiert werden. Das verschönerte und größere Gemeindehaus wird nun mit einem reichhaltigen Programm stolz der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei kommt einer jungen Frau eine Schlüsselrolle zu.

 

Neues Leben

„Ich will, dass die Menschen gerne kommen“, bringt Marlies Mehrer das Anliegen der Apostelkirche auf den Punkt. Die sympathische Frau, seit 2015 verheiratet, war von Anfang an mit dem Neubau verbunden: Seit sie 2018 in den Kirchenvorstand gewählt wurde, war sie „immer mittendrin“. Erst hat sie am Konzept mitgearbeitet, dann den Bau begleitet. Als man sich Gedanken machte, wie das Foyer am besten für alle genutzt werden konnte, war für sie schnell klar: Die Position war für sie wie maßgeschneidert, war doch ihre ganze bisherige Entwicklung wie eine Vorbereitung auf das ungewöhnliche Profil dieser Stelle. „Das ist ein bisschen von allem. Rezeption, weil ich in der Kernzeit von morgens 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr jeden Tag da sein werde. Gleichzeitig bin ich eine Mischung aus Managerin und Kümmerin um alles. Ich bin die Ansprechpartnerin für alle, die ins Foyer kommen und behalte den Ablaufplan im Auge. Gleichzeitig sorge ich dafür, dass alles da ist, und helfe auch bei der Realisierung von Ideen.“ Daher hat die anspruchsvolle, vielseitige Aufgabe auch einen interessanten Titel: „Ja“, sagt Marlies Mehrer „ich bin eine der wenigen Projekt- und Quartiersmanagerin, die bei der Kirche angestellt sind.“

 

Vielseitig und standfest

Damit Marlies Mehrer folglich so etwas wie Herz und Hirn des Gemeindelebens sein wird, hat sie beste Voraussetzungen. In Agatharied geboren und aufgewachsen, ist sie vom Typ her aufgeschlossen und flexibel, dabei aufrichtig, belastbar und dynamisch. Als sie merkte, dass ihr der katholische Glaube weniger zusagte als der evangelische, beschloss sie, mit 18 Jahren zu konvertieren. „Da haben natürlich die Angebote für die evangelische Jugend in Hausham eine entscheidende Rolle gespielt“, gibt sie zu. „Da war einfach viel los und das Zusammensein hat großen Spaß gemacht.“ Sie engagierte sich schon bald selbst, übernahm die Leitung von Kinderfreizeiten und als Jugendleiterin bereits viel Verantwortung. Nach dem Schulabschluss hängte sie in Nürnberg eine Ausbildung zur Erzieherin dran und arbeitete anschließend in einer Einrichtung für verhaltensauffällige Jugendliche. Als sie und ihr Mann, ein gebürtiger Weyarner, zurück in die Heimat wollten, arbeitete sie zunächst in einem Hort in Holzkirchen und eröffnete danach als Leitung einen neuen Standort einer Kindertagesstätte in Sauerlach. Berufsbegleitend studiert Marlies Mehrer nun noch Sozialpädagogik und Management, was für ihre jetzige Stelle in der Kirchengemeinde bereits hilfreich ist. „Mein pädagogischer Hintergrund hilft mir natürlich sehr bei der Begleitung der ehrenamtlichen Teams“.

Ein Programm zum Mitmachen

„Ich freue mich darauf, dass es nach der Bauphase jetzt richtig losgeht“, sagt Marlies Mehrer und wirkt so, als würde sie am liebsten gleich die Ärmel hochkrempeln. „Ich denke, wir haben schon in der Eröffnungswoche ein tolles, abwechslungsreiches Programm.“ Das ist eher noch ein bisschen untertrieben. Denn in der „evangelischen Woche“ gibt es vom lustigen Spieleabend oder Pubquiz über Besinnliches (z.B. Ökumenisches Taizè-Gebet, 15 Minuten Kulturmomente und einer Mittagsandacht) bis zu Kino, Chor, Seniorentreff und dem Internationalen Frauenfrühstück einfach alles, was alt und jung an Kirche begeistert.
Natürlich kommt dabei das eigentliche kirchliche Anliegen nicht zu kurz. So kann man am Mittwoch (19.10.) von 10.00 bis 11.30 Uhr gemeinsam mit Pfarrer Sergel den Gottesdienst am 23.10. vorbereiten. Der wird dann am Sonntag gemeinsam als „Gottesdienst für Groß und Klein“ von 10:30 bis 11:30 Uhr in der Kirche gefeiert.

 

Für alle da sein

Besonders liegt Marlies Mehrer allerdings ein spezielles Projekt am Herzen: Das Inklusionscafé „Lila“ findet immer donnerstags zur Marktzeit statt. Dafür ist ihr schon einiges gelungen: In Zusammenarbeit mit der Anton-Weilmeier-Schule, dem sonderpädagogischen Förderzentrum in Hausham, werden Jugendliche mit Handicap in Foyer und Saal und bei schönem Wetter auf dem Vorplatz Gastgeber im Café sein. Sie werden Kaffee kochen, Waffeln backen, Quarkspeisen zubereiten, die Küche betreuen, Bestellungen entgegennehmen und den Service übernehmen. Begleitend werden den jungen Menschen zwölf ehrenamtliche Damen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Einen Kaffee gibt es im Gemeindehaus übrigens immer. Da muss man nicht bis zum „Kirchenkaffee“ warten, der immer sonntags ab 11.30 Uhr nach dem Gottesdienst stattfindet. „Das Foyer ist tagsüber weitestgehend offen. Es ist mir wichtig, dass die Menschen in Miesbach wissen, dass immer jemand hier ist. In meiner Vorstellung treffen sich hier Jugendliche zum Hausaufgabenmachen, Frauen kommen nach dem Einkaufen auf einen Kaffee zusammen, junge Kreative trauen sich hier auch einmal, vor kleinem Publikum aufzutreten, um ihre Gedichte vorzutragen oder mit ihrem Instrument Musik zu machen. Und vieles davon gleichzeitig, sodass echte Begegnung entsteht. Ich will alles dafür tun, dass hier ein positiver Ort entsteht.“ Da heißt es für uns alle: einfach hingehen und mitmachen.

 

Text und Fotos: Verena Wolf

Impressionen

Marlies Mehrer, © Verena Wolf
Marlies Mehrer

© Verena Wolf

Marlies Mehrer, © Verena Wolf
Marlies Mehrer

© Verena Wolf

Skizze der Apostelkirche mit neuem Gemeindehaus, © Apostelkirche Miesbach
Skizze der Apostelkirche mit neuem Gemeindehaus

© Apostelkirche Miesbach

Drei Kirchen in Miesbach, © Stadt Miesbach
Drei Kirchen in Miesbach

© Stadt Miesbach