Frische Kohlköpfe, © Verena Wolf
Christian Wieser beim Sauerkrautstampfen, © Verena Wolf

Im Herbst ist beste Wieser-Zeit

Wo Heimbucherwinkel und Kirchgasse aufeinandertreffen, ist ein sonniger kleiner Platz entstanden. Während das Alte Schulhaus und das Schwabhaus mit dem berühmten Haberer-Fresko in der Sonne träumen, herrscht auf Nummer 7 reges Kommen und Gehen, ist der Landhandel Christin Wieser doch ein Dreh- und Angelpunkt des bäuerlichen Lebens – und nicht nur das!

 

Ein gewachsener Familienbetrieb

Christian und Michaela Wieser, die das Landwirtschaftliche Lagerhaus bereits in der dritten Generation betreiben, hüten ihr Geschäft wie einen Schatz. „1935 hat mein Großvater den Handel gegründet“, erzählt Christian Wieser und lächelt. Wir stehen an der Rampe, die damals wie heute das Einladen von schweren Säcken erleichtert. „Früher sind die Bauern aus der Umgebung mit ihren Pferdefuhrwerken hergefahren und haben das, was sie an Futter oder an Vorräten brauchten, direkt hier aufgeladen“, weiß er noch aus der Familientradition. Vom Großvater Benno ging das Geschäft Anfang der 60er Jahre erst auf den Sohn Christian über – und auch Enkel Christian betreibt es nun schon seit 20 Jahren. „Leider habe ich den Großvater nicht mehr gekannt“, bedauert er, dass er diesen aktiven Pionier nicht mehr persönlich miterlebt hat.

Seither hat sich manches verändert – so ist etwa das große Lager im Gewerbegebiet dazugekommen – aber der Schwerpunkt ist gleichgeblieben. Wieser steht für ein Vollsortiment an hochwertigem Futter und an Düngemitteln – ob konventionell oder Bio. „Wir sind seit 20 Jahren bio-zertifiziert“, sagt Christian Wieser nicht ohne Stolz auf die lange Erfahrung auch in diesem Bereich. Das Einzugsgebiet ist groß, umfasst den gesamten Landkreis Miesbach von Kreuth bis Otterfing, aber auch in den Landkreisen Feldkirchen-Westerham, Bad Aibling und Rosenheim hat Wieser einen guten Ruf. „Bis von Kiefersfelden kommen Bauern zu uns“, zählt Christian Wieser, den man nie ohne seine Mütze auf sieht.

 

Ein reichhaltiges Vollsortiment

Die meisten seiner Kunden kennt Wieser von Kindesbeinen an. Da er schon in der Schulzeit im Laden mitgeholfen hat, ist seine Beziehung zu den Bauern über die Jahrzehnte gewachsen. „Unsere Kunden gehören für uns schon zur Familie...“ Wie um das Gesagte zu bekräftigen, hält kurz darauf ein SUV vor der Laderampe. Scherze werden ausgetauscht, zwei dicke Pakete Fischfutter wechseln den Besitzer… „Ach, ja. Das habe ich ganz vergessen. Wir haben nicht nur Futter für Rind, Schwein, Geflügel, Pferd, Schaf und Ziege… Wir haben auch Fischfutter“, schmunzelt Christian Wieser.

Muss man also einen eigenen Hof haben, um etwa in den Genuss der guten Bio-Kartoffeln zu kommen, die verlockend in Zentner-Säcken im Lager stehen?
„Aber nein“, sagt Christan Wieser erstaunt. „Wir verkaufen Ware auch in kleinen Mengen… Unsere Bio-Kartoffeln geben wir auch in Mini-Portionen für den Ein-Personen-Haushalt ab“.

 

Laden für Landleben

Man sollte sich also die Zeit nehmen, das Reich von Michaela Wieser näher kennenzulernen. Wer die Schaufenster auf sich wirken lässt, die Drehständer vor der Ladentür durchstöbert, der ahnt schon, dass drinnen kein 0-8-15-Sortiment wartet: 1000 Dinge, die man fürs echte Landleben braucht, warten hier auf jedem Regalbrett und in jeder Nische. Wie in einem Laden für Zauberlehrlinge kann man hier auf Entdeckungstour gehen: Vom kleinsten Privatgarten bis zu den Gartenbaufirmen, vom Hausmeisterservice bis zum reichhaltig bestückten Bauerngarten - wer bestes Saatgut und Blumenzwiebeln in großer Auswahl sucht, ist bei Wieser richtig und darf von frühlingshaften Tulpenbeeten, reichen Dahlienpompons, schmackhaft-würzigen Küchenkräutern, zarten jungen Möhrchen und überhaupt feinem Gemüse träumen. Vor allem kommen Rosenliebhaber*Innen auf ihre Kosten – da gibt es ein ganzes Regal samt Sprühflaschen und so manchen Tipp von Inhaberin Michaela Wieser. Auch wer Nützliches wie Mäusefallen, Nistkästen für Wildvögel oder Insekten braucht, wird hier fündig.

 

Sauerkraut

Auf den Großvater geht auch die herbstliche Besonderheit zurück: „Mein Großvater hat angefangen damit, Sauerkraut selbst einzumachen. Früher kamen die Kohlköpfe im Wagon am Bahnhof an. Zentnerweise haben die Bauern das Kraut geholt in Fässern eingemacht. Erst seit 30 Jahren gibt es die praktischen Gärtöpfe.“ Diese funktionellen und formschönen Gefäße mit dem ausgeklügelten Frischhaltesystem fassen zwischen 3-50 Litern. Wer seinen Bedarf kennt, kommt einmal im Jahr, lässt den Topf füllen und kann dann monatelang von diesem hochwertigen, naturreinen Lebensmittel profitieren. Für die Produktion steht ein eigener Raum bereit. Hier lagern die dicken saftigen Kohlköpfe, die Familie Wieser seit Jahrzehnten ab Anfang Oktober vom selben Hof bei Ismaning bezieht und wie zu Großvaters Zeiten einmacht: „Dieses Kraut ist eine spezielle, weichere Sorte Weißkohl“, erklärt Christian Wieser. „Kopf für Kopf wird gehobelt und in Steinguttöpfe geschichtet. Dann kommen Salz und Gewürze dazu. Sonst nichts. Den Rest erledigt die Natur“.

 

Warum ist Sauerkraut so gut?

Was heute einfach „nur“ gut schmeckt und gesund ist, war früher ein wichtiger Grundbaustein der Ernährung: „Vor und nach dem Krieg hat es ja noch keinen Supermarkt gegeben. Man hat sich weitgehend selbst versorgt. Außer Kraut, Kartoffeln und Zwiebeln gab es im Winter nichts. Früher hatten Familien 6, 8, 10 Kinder und alle mussten satt werden und gesund bleiben. Da war das Kraut ein wichtiger Faktor“. Denn die auf der Oberfläche des Kohls lebenden Milchsäurebakterien verstoffwechseln den natürlichen Zucker, der im Kohl enthalten ist, zu Milchsäure. Dieser Prozess, die Fermentierung, sorgt für den sauren Geschmack und die Konservierung der Nährstoffe. Und auch die übrigen Vitalstoffe im Sauerkraut können sich sehen lassen: Sauerkraut, an sich schon eine Vitamin C Bombe, enthält außerdem Vitamin A (gut für Sehfunktion und die Schleimhäute), die Energie-Booster Vitamin B1 und B2, Vitamin K Calcium für die Knochen sowie Magnesium. Kurz gesagt: Schon eine Portion Sauerkraut (circa. 250 g) enthält mit 50 mg Vitamin C die Hälfte unseres Tagesbedarfs und bringt uns besser durch Zeit winterlicher Infektionen.

 

Kontakt

Landhandel Wieser

Kirchgasse 7

83714 Miesbach

08025 14530172 7069090

info@landhandel-wieser.de

www.landhanel-wieser.de

 

Öffnungszeiten

Mo-Fr: 8:00 – 12.30 Uhr und 14:00-18:00 Uhr

Sa: 8:00 Uhr – 12:00 Uhr

 

Zum Weiterlesen

Langheiter, Alexander „900 Jahre Miesbach Chronik und Kulturführer“, Maurus Verlag

 

Text und Fotos: Verena Wolf

Impressionen

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Zwiebeln, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Zwiebeln

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Gemüse von einem Marktstand, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Am Markt

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Blumen am Markt, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Blumen am Markt

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Margot und Lisa auf dem Grünen Markt in Miesbach, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Margot und Lisa

© Kulturamt der Stadt Miesbach