Wochenmarkt_Miesbach_Florian Bachmaier_2019, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Kathrin Baumann_Weihnachten_2019

Familie Baumann feiert Weihnachten

„Den Christbaum schmücken wir echt bayrisch – da hängen kleine rote Äpfel, die wir auf dem Markt kaufen, und Selbstgemachtes aus Stroh und Holz. Dazu Wachsfiguren und Modeln…“, zählt Kathrin Baumann auf. „Und wir nehmen echte Kerzen aus Wachs, ich finde das einfach schöner. Wir bleiben ja auch dabei, wenn sie brennen.“

Bilder vom festlich geschmückten Wohnzimmer meiner Eltern steigen vor meinem inneren Auge auf, als ich Miesbachs Pastoralreferentin zuhöre. Wir haben es uns im Café gemütlich gemacht. Ich möchte eine Menge wissen und fange mit dem Thema Weihnachten an.

Ein Fest für die ganze Familie
Verena Wolf (VWO): „Sie sind eine moderne Familie, die eine enge Beziehung zum Glauben hat. Wie verbringen Sie die Weihnachtstage?“

Kathrin Baumann (K.B.): „Obwohl man Mann und ich an Weihnachten beide Dienst in der Kirche haben, haben wir Weihnachten schon immer als Familie gefeiert. Wir schmücken gemeinsam den Christbaum – da haben die Kinder immer schon mithelfen dürfen. Wir treffen uns am Baum, um gemeinsam zu singen und zu musizieren – und um einfach beisammen zu sein. Natürlich gab es früher auch das Geheimnisvolle wie das Glöckchen, das zur Bescherung rief, und die Geschenke unter dem Baum, als die Kinder noch klein waren.“

VWO: „Haben Sie eigentlich noch eine Krippe?“

Frau Baumann nickt, ihre vollen Locken wippen. „Ja, wir haben eine Krippe. Jahrelang haben wir als Adventskalender kleine Säckchen gehabt, in denen immer eine unserer Krippenfiguren lag. So wuchs die Krippe bis zum 24. Dezember Stück um Stück.“

VWO: „Eine wunderbare Idee und sicher ein Erlebnis vor allem für die Kinder?“

K.B.: „Ja, für die Kinder war das toll. Aber ich wollte immer eine orientalische Krippe haben. Für mich ist das näher dran am weihnachtlichen Geschehen. Nun bewahren wir die alte für zukünftige Enkelkinder auf und für die neue Krippe gibt es die wichtigsten Figuren, also Maria, Josef und das Kind.“

Familiengeschichten
VWO: „Ist Weihnachten eine Chance für Familien?“                                         

 K.B.: „Ja, wenn das gemeinsame Gestalten und Erleben von Weihnachten im Mittelpunkt steht. Wie gut tut so ein Abend, den man gemeinsam feiert mit Liedern und Nähe. Gar nicht schön finde ich es, wenn Kinder einfach nur Paket um Paket aufreißen. Wir lassen uns bei den Geschenken Zeit. Wir sehen zu, wie ein Geschenk ausgepackt wird und freuen uns gemeinsam.“

VWO: „Vater Josef, Mutter Maria und das Jesuskind in der Krippe – wenn ich dieses milde Bild der Heiligen Familie sehe, frage ich mich schon, wie sehr wir Menschen uns danach sehen, selbst Teil einer zwar nicht heiligen aber doch heilen Familie zu sein.“

K.B.: „Wir sehnen uns doch alle danach, nach dem Heilen. Und das ist auch richtig so. Überall gibt es in den Familien Probleme. Das muss nichts Schwerwiegendes sein. Es reicht schon, dass Ansichten aufeinander treffen, dass immer Neues geschieht. Und wenn es passt, dann passt es nie für lange.“

VWO: „Was kann man tun?“                                                             

 K.B.: „Für mich geht es darum, das Miteinander nie aufzugeben. Miteinander kann man Situationen gestalten und Gegensätze austarieren. Da hat sich auch vieles geändert in den letzten Jahren.“

VWO: „Zum Besseren?“

 K.B.: „Unbedingt. Frühere Generationen kannten das gar nicht, dass zum Beispiel die Kinder mitbestimmt haben. Natürlich sind die Diskussionen anstrengend, aber es fruchtet eben auch.“

VWO: „Für mich ist die Familie überhaupt der Ort, an dem man lernt, auch schwierige Situationen gut zu bewältigen.“                                                           

K.B.: „Wo auch sonst? Schule und Kindergarten tragen auch einen wichtigen Teil dazu bei, doch vor allem in der Familie lernt man, wie wichtig es ist, dass man aufeinander achtet. Das fängt doch im Kleinen an. So wie man sich beim Weihnachtsessen einigen muss, damit es keinen Stress gibt.“

VWO: „Wie ist das bei Ihnen?“

K.B.: „An Weihnachten verbringen wir die Vormittage in der Kirche – da bleibt nicht so viel Zeit fürs Kochen. Wir besprechen also in der Familie, was es geben soll.“

Dieses Jahr haben sich die Baumanns für gebratenen Fisch und eine große bunte Gemüsepfanne entschieden. Der Fisch ist schon vorbestellt und das Gemüse wird am 24. vor Ort gekauft.

Glaubenssache
Wir rühren in unseren Kaffeetassen und reden noch eine Weile über dies und das, dann möchte ich wissen, wie diese fest auf dem Boden stehende Frau dazu kam, einen der seltensten Berufe in diesem Land zu ergreifen. Kathrin Baumann lacht. „Das war ganz einfach. Ich komme ja aus Schliersee und aus der katholischen Jugendarbeit. Mir hat das Spaß gemacht. Ich fand, dass Gruppenarbeit etwas Sinnvolles ist. Und natürlich hat mich der Glaube interessiert.“

VWO: „Wir würden Sie dieses Interesse beschreiben?“

 K.B.: „Glaube war mir immer nah und wichtig. Ich habe dann einen Pastoralreferenten kennengelernt und sofort gewusst, dass das ein Beruf für mich ist.“

VWO: „Gab es Alternativen?“

 K.B.: „Ich hatte mich auch für heilende Berufe interessiert, aber nach dem Abitur habe ich dann Theologie studiert und bin dann 2 Jahre für die praktische Ausbildung nach Geretsried gegangen.“

VWO: „Ausgerechnet Geretsried?!“

 K.B.: „Ich habe Geretsried als sehr fortschrittlich erlebt. Mich hat besonders die neue Kirche beeindruckt – ein viereckiger Bau mit dem Altar in der Mitte.“


VWO: „Gott in der Mitte?“
 K.B.: „Ja, Gott in der Mitte. Ich interessiere mich sehr für verschiedene Kirchenstile und wenn ich in der Miesbacher Kirche bin, fühle ich mich zuhause. Sie ist frei, offen, still und hell.“

VWO: „Was genau macht eine Pastoralreferentin?“

 K.B.: „Der Beruf wurde erst nach dem 2. Vatikanischen Konzil vor ca. 50 Jahren geschaffen und ermöglicht Frauen einen aktiven Dienst in der Kirche.“

VWO: „Wie stelle ich mir Ihren Alltag vor?“
 K.B.: „Der Beruf ist äußerst vielschichtig. Im Kern geht es um Seelsorge. Ich gebe zum Beispiel Religionsunterricht für die 2. und 3. Klasse, leite die Erstkommunionsvorbereitung, bin im Familiengottesdienstteam und begleite Familien im Glauben. Dann bin ich noch Hauptansprechpartnerin für die Pfarrei Miesbach und als solche Mitglied im Pfarrgemeinderat und in der Kirchenverwaltung. Ich betreue alte Menschen, den Alleinerziehenden-Treff und gestalte Beerdigungen…“

VWO: „Wie erzählen Sie Kindern von Gott?“

K.B.: „Gott kann man vor allem in Zusammenhängen erklären. Und so erzähle ich Geschichten aus der Bibel. Ich bin dann manchmal selbst überrascht, sich im Erzählen so alles ergibt!“

Katrin Baumann beschreibt, wie sie so komplexe Themen wie die Verkündigung oder den Zweifel Josefs an Marias  Schwangerschaft erklärt: „Ich habe dann einfach gesagt: `Das war Josef zu kompliziert und deshalb wollte er sich von Maria trennen.` Und die Kinder haben das verstanden.“

VWO: „Sie übertragen die komplexen Glaubensinhalte in die kindliche Dimension?“

K.B: „Das ist für mich der Sinn der Bibelgeschichten, dass wir Gott erkennen. Und dass wir begreifen, dass Zweifel auch mal ausgehalten werden müssen. Glauben ist nicht immer leicht. Man darf klagen, man darf zweifeln – das sage ich immer. Nur aufgeben darf man Gott nicht.“

Mehr unter https://www.pfarrverband-miesbach.de

Text: Verena Wolf
Bild: Max Kalup

Impressionen

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Zwiebeln, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Zwiebeln

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Gemüse von einem Marktstand, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Am Markt

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Blumen am Markt, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Blumen am Markt

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Margot und Lisa auf dem Grünen Markt in Miesbach, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Margot und Lisa

© Kulturamt der Stadt Miesbach