Erntedankgarben, © Isabella Krobisch
Erntedankblumen, © Isabella Krobisch

Erntedank

2021 feiern wir am Sonntag, den 3. Oktober, Erntedank - eines der frohesten Feste des Jahres. Doch nicht nur, weil es heuer mit dem Tag der Deutschen Einheit zusammenfällt, lohnt ein Nachdenken über dieses herbstliche Fest.

 

Die Fülle der Welt

Wer am Erntedanksonntag vor den dargebrachten Gaben steht, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus: Da türmen sich große Brotlaibe und Ährengarben. Neben rotwangigen Äpfeln, hellgelben Birnen und süßen Trauben leuchtet das auffallende Orangerot von Kürbissen und Möhren, das zarte Hellgrün von Kohlrabi und Lauch neben lecker aussehenden Maiskolben und ganzen Körben voller Zwiebeln, Kartoffeln und Nüssen…

Dazu strahlen gelbe Sonnenblumen als letzte Sommerboten. Wenn dann noch Dahlien ihre Blütenpompons in satten Farben von Purpur bis Hellgelb emporrecken, entsteht ein herrliches Blumenfarbmeer. Das alles ist eine lebendige Fülle und Pracht, die kein Gemälde wiedergeben kann.

 

Ein tiefes Bedürfnis

Sich über diese Erntefülle zu freuen und sie zu feiern, ist tief in uns verankert. Man weiß heute, dass die ersten Menschen vor etwa 12.000 Jahren sesshaft wurden und dass diese Siedlungen sich zu stabilen Zivilisationszentren entwickelten, verdankten die ersten Siedler nicht der Jagd, sondern der Landwirtschaft. Sie erst machte das Leben leichter und sicherer. Und weil man Getreide und Gemüse, Obst und Wein nur im Rhythmus der Jahreszeit anbauen kann, wurde ein Freudenfest gefeiert, wenn mit der Ernte das strapaziöse Bauernjahr zu Ende ging. Wir wissen das aus alten Berichten der Griechen und der Römer. Doch auch bei uns im keltisch-germanischen Raum gab es zur herbstlichen Tag- und Nachtgleiche ein Fest. An „Mabon“ kamen Jung und Alt zusammen, Freudenfeuer leuchteten in der Nacht, die Menschen wanden Kränze und Blumenschmuck und brachten der Natur Geschenke und Gaben dar - als sichtbaren Dank für die Kraft und Weisheit der Natur, die uns alle ernährt.

 

Geben und Nehmen

Langsam kehren wir wieder zu einem ähnlichen Ansatz zurück, denn unsere moderne Gesellschaft, die sich im Großen und Ganzen weit vom bäuerlichen Dasein entfernt hatte, erkennt inzwischen, wie fatal es ist, die Erde wie einen großen Selbstbedienungskühlschrank auszuplündern.

1972 hat auch die Deutsche Bischofskonferenz Erntedank in die Kirchenfeste aufgenommen. Als Datum wurde der erste Sonntag im Oktober bestimmt und so ist an diesem Tag Platz für fundamentalen Dank: Tiefe Dankbarkeit für das eigene Leben, für Wohlergehen und Gesundheit, für Nahrung als Geschenk der Natur und der Arbeit der Landwirte – das lässt die christlichen Gemeinden allerdings auch an all die denken, denen es nicht so gut geht.

 

Schon früh ein Gespür entwickeln

Erntedank ist auch ein wichtiges Fest für Familien – denn Kinder sind wissbegierig – sie freuen sich, wenn man ihnen geheimnisvolle und rätselhafte Zusammenhänge wie das Säen, Wachsen, Gedeihen und Reifen bildhaft erklärt. Was für ein Vergnügen, dann in das frische Obst, die bunten Früchte und feinen Beeren zu beißen und sich gemeinsam den Wohlgeschmack der „guten Gaben“ auf der Zunge zergehen zu lassen! Wer den Wert unserer natürlichen Nahrungsmittel so unmittelbar erlebt, kann mit dem Bewusstsein aufwachsen, dass es einen Kreislauf gibt, der die ganze Schöpfung verbindet. Deshalb gibt es an Erntedank schon im Kindergarten Erntedankfeste und in der Kirche erlebnisreich gestaltete Familiengottesdienste. Und – Hand aufs Herz: Ist es nicht wirklich ein Wunder, dass aus jedem kleinen Apfel ein ganzer Baum werden kann: Jeder Kern ist ein Samen und in der Frucht stecken nicht nur Vitamine für uns, sondern alles, was der kleine Baum zum Wachsen braucht.

 

Rund um Erntedank

Bei der Vielschichtigkeit dieses Festes ist es kein Wunder, dass Ende September / Anfang Oktober viele Tradition zum Innehalten und zur Freude an Ernte und Wachstum aufrufen. Der farbenfrohe Almabtrieb mit Glockenklang und Blumenschmuck war früher ein großes Ereignis. Wo man es noch miterleben kann, lässt der Anblick der kunstvoll geschmückten und rundum gesunden Kühe das Herz höherschlagen. Früher, als man nur zweimal im Jahr mähte, war das Bauernjahr nach der „Groamad“ zu Ende und man konnte bei gefüllten Scheunen Erntedank begehen und sich an der Sonne des „Altweibersommers“ wärmen. Übrigens hat der Altweibersommer nichts mit „Weibern“ zu tun, sondern mit „Weben“. Schließlich zog man sich im Herbst in die Stube zurück und begann mit dem Spinnen, Weben, Flicken – eine häusliche Tätigkeit, die schon von der guten Frau Holle gern gesehen wurde…

 

Erntedank in Miesbach

In Miesbach feiern evangelische und katholische Gemeinden Erntedank am Sonntagvormittag: Für den katholischen Pfarrgottesdienst, der mit musikalischer Begleitung des Bläserquartetts Hans Kröll bei gutem Wetter um 9:00 Uhr auf der Klosterwiese stattfinden soll, hat Mesnerin Brigitte Denz eine tolle Überraschung vorbereitet – einen reich beladenen Erntedank-Leiterwagen. Bei schlechtem Wetter geht es in die Pfarrkirche.

Die evangelische Gemeinde feiert das Erntedankfest für Groß und Klein um 10:30 Uhr bei gutem Wetter draußen, bei schlechtem Wetter in der Kirche. Es singt der Kinderchor und es gelten die 3G-Regeln.

So wird Gott an diesem Tag für seine Fürsorge und Liebe dem Menschen gegenüber gedankt  - und für das Wachstum der Früchte.

 

Text: Verena Wolf
Fotos: Isabella Krobisch, katholisches Pfarramt Miesbach

Impressionen

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Zwiebeln, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Zwiebeln

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Zwiebeln, © Kulturamt der Stadt Miesbach

Gemüse von einem Marktstand, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Am Markt

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Gemüse von einem Marktstand, © Kulturamt der Stadt Miesbach

Blumen am Markt, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Blumen am Markt

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Blumen am Markt, © Kulturamt der Stadt Miesbach

Margot und Lisa auf dem Grünen Markt in Miesbach, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Margot und Lisa

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Margot und Lisa auf dem Grünen Markt in Miesbach, © Kulturamt der Stadt Miesbach