Festschrift zum neuen Pfarrheim, © Andreas Leder
Gottesdienst, © Andreas Leder

Ein neues Pfarrheim für Miesbach

Mit einem feierlichen Festgottesdienst und einem großen Fest wurde das Herzensprojekt der katholischen Pfarrgemeinde in Miesbach eingeweiht: Weihbischof Wolfgang Bischof segnete das neue Pfarrheim im Beisein von mehr als 150 geladenen Gästen.

 

Ein prachtvoller Festtag

Es war ein Traumtag im Januar: Hell und frostig-klar zog der 22. Januar 2023 herauf, als sich die katholische Gemeinde um 10:00 Uhr zum Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrt versammelte. Unter feierlichem Geläute zogen als Erste die Fahnenabordnungen unserer Feuerwehren und des Trachtenvereins in die sonnendurchflutete Kirche. Ihnen folgte die Geistlichkeit um Weihbischof Wolfgang Bischof: Dekan Michael Mannhardt, Pfarrvikar Michael Engel, Diakon Andreas Marx, Gemeindereferent Johannes Mehringer und Pastoralassistentin Lisa Marie Boxhammer, umgeben von den Ministranten in ihren wallenden roten Gewändern boten einen stimmungsvoll farbigen Anblick. Und Chorleiter Michael Hamberger hätte als Auftakt kein besseres Lied wählen können, als das stimmungsvolle und wohl bekannte „Lobet den Herren“, das die große Kirche, die bis auf den letzten Platz gefüllt war, in feierliche Stimmung versetzte.

 

Vom tieferen Sinn des neuen Hauses

Schnell sprang nach der Begrüßung der Funke über, als Pastoralreferentin Kathrin Baumann, trotz ihrer Verletzung mit Freude im Dienst, die Kinder nach vorne bat. Passend zur Lesung aus dem Matthäus-Evangelium, das für diesen Sonntag das Gleichnis von Jesus als Menschenfischer bereithielt, bat sie die Kleinen, Fische aus Pappmaschee in einem bereit liegenden Netz zu befestigen. Das Bild vom Menschenfischer, der ein Netz der Kontakte und der Zuversicht knüpft, nahm dann auch Weihbischof Wolfgang Bischof in seiner Predigt auf. Er bezog das Bild auf die große Aufgabe der katholischen Kirchengemeinde in Miesbach, die darin bestehen wird, im neuen Haus tragfähige Beziehungen zwischen den Menschen zu knüpfen.

 

Letzte Vorbereitungen

Während in der Kirche der prachtvolle Gottesdienst noch die Menschen fesselte, herrschte im neuen Pfarrheim quirlige Betriebsamkeit: Die Kolpingsfamilie, federführend für die Bewirtung zuständig, hatte alle Hände voll zu tun, um in den beiden Küchen und im Foyer alles für den Empfang der ersten Gäste vorzubereiten.
Und dann ging alles ganz schnell. Kaum hatten die Geistlichkeit und die übrigen Kirchgänger unter den frohen Klängen des Musikvereins das Haus erreicht, als sich die Räume auch schon füllten: Während die Erwachsenen erst mit Staunen, dann mit Sicht- und spürbarem Wohlwollen das neue Haus vom Erdgeschoss bis zum Dach in Augenschein nahmen, eroberte die Jugend die für sie eingerichteten Räume im Sturm.

 

Start gelungen

Im Handumdrehen waren die ersten Spiele aufgebaut und kleine Bäcker ließen die Waffeleisen glühen – sehr zur Freude der übrigen Gäste, die nun umgeben vom Duft frischer Waffeln durch die Räume streifen, die gemütlichen Sitzecken belegten und dabei vor allem die Großzügigkeit und Helligkeit des neuen Pfarrheims bewunderten. Nicht nur die hochwertigen Materialien – der zartgraue Steinboden, die Türen und Böden aus warmem Naturholz, die großen Glasfronten – gefielen sofort. Die zurückhaltende Akzentuierung mit Kissen und Vorhängen in schönem Orangerot erweist sich als ein weiterer Wohlfühlfaktor: „Mei, is des schee“, war der meist gehörte Satz des Tages.

 

Streifzug durch die neuen Räume

War der große Saal, in dem gut 200 Personen leicht Platz finden, im Nu mit angeregt plaudernden Gästen gefüllt, so wurden im Geschoss darüber in den drei Versammlungsräumen „Adolph Kolping“, „Franziskus“ und „Laurentius“ schon die ersten Pläne für zukünftige Treffen, Vorträge und die Weiterentwicklung der katholischen Vereine geschmiedet.

 

Die Baugeschichte aufrollen

So viel frohe Aufregung herrschte, dass Pastoralreferentin Kathrin Baumann energisch um Ruhe bitten musste, damit der offizielle Teil der Einweihungsveranstaltung beginnen konnte. Nach der Begrüßung aller Ehrengäste und Gäste übergab sie das Wort zunächst an Kirchenpfleger Siegfried Rummel, der die wichtigsten Stationen des fast zwölf Jahre dauernden Projektes „Pfarrheim“ Revue passieren ließ: 1928 gebaut, konnte das Haus – 1972 um Atrium und Saal erweitert – im Jahr 2012 den modernen Anforderungen an ein Pfarrheim nicht mehr genügen. Nachdem eine Machbarkeitsstudie, noch vom damaligen Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Ferdinand Huber, Pfarrer Stefan Füger und der Erzdiözese in Auftrag gegeben, schließlich ergab, dass ein Abriss und Neubau die beste und tatsächlich kostengünstigste Variante sei, wurde ein kleiner Architektenwettbewerb in Auftrag gegeben.

 

Eine große Aufgabe

„Von Anfang an hat der Entwurf von Christian Olufemi alle mit seinem Raumgefühl und dem Platzangebot überzeugt. Der Entwurf hatte nur einen Nachteil – er war modern“, fasste Siegfried Rummel in launige Worte, was ihn über Jahre hinaus beschäftigen sollte: „Wie viel Mut und Rückgrat es braucht, ein zeitgemäßes Haus zu bauen, davon kann ich eine Menge berichten.“ Doch im Januar 2020 war es so weit. Die endgültige Baugenehmigung war erteilt, im März rollten die Abrissbagger an und nach einer Arbeitszeit von gut zwei Jahren ist nun ein Haus fertig, das die Herzen der Miesbacher im Sturm erobert hat. Und so konnte Rummel den dreißig unterschiedlichen Gewerken, den Bauleitern Julien Cailliau (Architekturbüro Olufemi/Moser) und Martin Friedl (Ingenieurbüro Katzer), dem erzbischöflichen Ordinariat aus vollem Herzen für den gemeinsamen Erfolg danken.

 

Glückwünsche zum fertigen Werk

Engagiert wünschten auch Landrat Olaf von Löwis, Bürgermeister Dr. Gerhard Braunmiller und unsere evangelische Pfarrerin Anika Sergel-Kohls, die einen große Laib selbst gebackenes Brot übergab, dem neuen Pfarrheim alles Gute und eine Fülle von Leben. Sichtlich bewegt ergriffen dann die Hausherren Kathrin Baumann und Michael Mannhardt das Wort. Beide dankten allen am Bau Beteiligten für den außerordentlichen Einsatz und sprachen die Hoffnung aus, dass das Haus in seiner Offenheit und Helligkeit zum Mittelpunkt des (Gemeinde-)Lebens werden kann. „Hier wollen wir uns zusammenfinden zum Ratschen, zum Reden über Gott und die Welt, zum Austauschen, zum Feiern, zum Basteln… Es soll ein Haus der Begegnung sein, in dem der Geist der Freiheit und des Friedens sich entfalten können.“

 

Mit dem Weihbischof durchs Haus

Nach all den guten Wünschen der Vorredner ergriff Weihbischof Wolfgang Bischof das Mikrophon und nutze die Gelegenheit für einen kurzen Rückblick auf seine Zeit in Miesbach, seine „erste pastorale Liebe“, zu der auch gute Erinnerungen an das alte Pfarrheim gehörten. War er schon damals auch vom Familiengedanken der Kolpingsfamilie, zu der er seither einen festen Draht pflegt, sehr angetan, so stellte er das neue Haus in eine Verpflichtung. Generationen übergreifend denken und handeln, für einander da sein, eine Solidargemeinschaft vor Ort bilden und zusammenstehen, um die Vertrauensverluste, unter denen gerade die katholische Kirche leidet, auszugleichen – das sind für ihn wesentliche Elemente, aus denen die Gemeinde in Miesbach ein tragfähiges Netz knüpfen kann. Nicht unerwähnt lassen wollte er den ökonomischen Aspekt: „Vergessen wir nicht, dass die Solidargemeinschaft der Kirchensteuerzahler diesen Bau ermöglicht hat.“ Mit den besten Wünschen für eine Zukunft, in der in Miesbach die Fülle des menschlichen Miteianders in Gott gelebt werden möge, machte sich der Oberhirte auf den Rundgang durchs Haus, in dem er jeden Raum segnete.

 

Es funktioniert! Es macht Freude!

Wie praktisch und wie genau auf die Bedürfnisse der Pfarrei das Haus gebaut und eingerichtet ist, zeigte sich jetzt: Während der Weihe wurden im Saal in Windeseile die Stuhlreihen aufgelöst, die Tische aufgestellt und schon begann das erste gemütliche Beisammensein im neuen Saal. Der trägt den Doppel-Namen „Josef“ und „Maria“, weil man die beiden Teile, die an sich durch eine Schiebetür getrennt sind, mit wenigen Griffen in einen wunderbar großen Raum verwandeln kann. Was den Saal endgültig zum Lieblingsort der Festgäste machte, war der einzigartig schöne Ausblick auf die vor dem Saal gelegene Terrasse, die sich in feinen Schnee gehüllt, von ihrer mediativen Seite zeigte. Dass man hier bei schönem Wetter unglaublich stimmungsvolle Feste feiern kann – sich das vorzustellen, dafür braucht man nicht viel Fantasie. Und mindestens eine Gruppe von Damen freut sich schon aufs erste Frühlings-Kaffeetrinken auf der Dachterrasse im 1. Stock.

 

Ein lebendiges Zuhause

Alle, die an diesem unvergesslichen Tag dabei waren, werden nicht nur gerne an das schöne Haus denken, sondern vor allem an die vielen Menschen, die vor und hinter den Kulissen gewirkt haben, um allen Gästen ein Fest voller Harmonie zu bereiten. Vom freundlichen Sektempfang bis zum frischen Zwiebelkuchen und den herzhaften Bratensemmeln, von den noch ganz warmen Waffeln bis zur unglaublichen Auswahl an selbst gebackenen Kuchen und Torten (Kolpingsfamilie / Frauenbund) und den Freigetränken stimmte einfach alles. Ein herzliches „Vergelts Gott“ deshalb nicht nur an alle, die am Bau beteiligt waren, sondern auch an alle, die den Tag gestern mit viel Arbeit und bester Vorbereitung zu einem wirklichen Festtag gemacht haben. Bleibt nur zu hoffen und zu wünschen, dass das neue Pfarrheim noch oft bis in die Abendstunden so viel Licht, Leben und Glück ausstrahlen möge wie zu seiner Eröffnung.

 

Text: Verena Wolf
Fotos: Andreas Leder, Verena und Hartmut Wolf

Impressionen

Kirchenpfleger Siegfried Rummel, © Verena und Hartmut Wolf
Kirchenpfleger Siegfried Rummel

© Verena und Hartmut Wolf

Pastoralreferentin Kathrin Baumann, © Verena und Hartmut Wolf
Pastoralreferentin Kathrin Baumann

© Verena und Hartmut Wolf

Landrat Olaf von Löwis, © Verena und Hartmut Wolf
Landrat Olaf von Löwis

© Verena und Hartmut Wolf

Bürgermeister Dr. Gerhard Braunmiller, © Verena und Hartmut Wolf
Bürgermeister Dr. Gerhard Braunmiller

© Verena und Hartmut Wolf

Ev. Pfarrerin Anika Sergel-Kohls, © Verena und Hartmut Wolf
Ev. Pfarrerin Anika Sergel-Kohls

© Verena und Hartmut Wolf

Festschrift zum neuen Pfarrheim, © Andreas Leder
Festschrift zum neuen Pfarrheim

© Andreas Leder