Einsatzkleidung der Feuerwehrler, © Selina Benda
Kommandant Matthias Resch, © Selina Benda

Die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Miesbach

Seit bald 155 Jahren sorgen die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Miesbach für ein Gefühl der Sicherheit. Denn wer auch immer einen Notruf absetzt kann sich sicher sein, dass die Floriansjünger in spätestens zehn Minuten zur Stelle sind, um zu helfen. Ein Blick auf eine ehrenamtliche Institution, die viel mehr macht, als nur Brände zu löschen.

 

Die Rundumleuchten auf der Außenseite des Gebäudes drehen sich schnell. Im Sekundentakt rasen die Autos auf den Parkplatz. Aus allen Richtungen kommen Männer mit dem Fahrrad oder laufend herbeigeeilt und stürmen durch das geöffnete Tor in das Feuerwehrgerätehaus. Kommandant Matthias Resch blickt auf sein Handy, ruft den Kollegen in der Halle etwas zu. Keine zwei Minuten dauert es, bis das Einsatzfahrzeug startet und mit Blaulicht und Sirenen vom Hof in Richtung Stadt davonfährt. Auf dem großen Bildschirm in der Fahrzeughalle ist ein Stadtplan zu sehen, verschiedene Kombinationen aus Ziffern und Buchstaben zeigen das Meldebild auf – Personen in einem Aufzug eingeschlossen.

 

Einsätze rund um die Uhr, das ganze Jahr

Was für Außenstehende wie die Anfangsszene eines Kinofilms aussieht, ist für die Einsatztruppe der Freiwilligen Feuerwehr Miesbach ganz normal. Im Durchschnitt 180 Einsätze im Stadtgebiet Miesbach und den umliegenden Gemeinden bis Bayrischzell erleben die Floriansjünger pro Jahr. Ihr Einsatzspektrum erstreckt sich von der klassischen Brandbekämpfung, über die Rettung von Menschen bei Verkehrsunfällen bis hin zur Beseitigung von Gefahrenstoffen. „Das sind rund 3000 Einsatzstunden im Jahr“, erklärt Matthias Resch. 63 aktive Mitglieder zählt die Miesbacher Einsatzabteilung derzeit, hinzu kommen zehn Jugendfeuerwehrler. Sie alle lassen zu jeder Tages- und Nachtzeit, ob nun Geburtstag oder Weihnachten, von einer Sekunde zur nächsten alles stehen und liegen, um nach der Einsatzmeldung über die Funkmeldeempfänger auszurücken – und das ehrenamtlich. „Nur sieben der rund 7600 Feuerwehren in ganz Bayern sind Berufsfeuerwehren“, erklärt der Kommandant.

 

Als die Turner Feuerwehrmänner wurden

Der Grundkern der Miesbacher Wehr entsprang dem 1863 gegründeten Turnverein. Die Gemeinde stellte den Turnern damals einen Platz und Geräte für ihren Sport zur Verfügung, verlangte im Gegenzug aber die Bildung einer Feuerwehr. Am 16. Dezember 1868 gründete sich die Sparte „Turnerfeuerwehr“, welche 1887 in der neu gegründeten Freiwilligen Feuerwehr Miesbach aufging. Ein wichtiger Schritt für den Markt, der in den vorhergegangenen Jahrhunderten bereits von zwei katastrophalen Bränden fast gänzlich ausgelöscht wurde. Zunächst noch unter dem Rathaus platziert, wurde im Jahr 1969 der Grundstein für ein neues Feuerwehrgerätehaus gelegt, welches auch heute noch an der Bahnlinie im Herzen der Stadt steht. Mit den Jahrzehnten vermehrten sich natürlich auch die Einsatzbilder, damit die nötigen Fahrzeuge und das Gebäude wurde immer wieder erweitert, renoviert und modernisiert. Mittlerweile befinden sich dort die große Fahrzeughalle, eine Werkstatt, eine kleine und große Einsatzzentrale, Schulungsräume und Büros, Waschanlagen und vieles mehr was für den Betrieb der Wehr von Nöten ist.

 

Unzählige Stunden für das Ehrenamt

Der 36-jährige Matthias Resch führt seit 2019 als Kommandant die Einsatzabteilung mit seinem Stellvertreter Thomas Christ an, leitet die Einsätze und die Ausbildung und berät die Stadt in Brandschutz- und technischen Hilfsdienstfragen. „Das ist eigentlich ein Fulltimejob, die Stunden zähle ich gar nicht mehr“, lacht Matthias Resch. Er, wie auch alle seine Kollegen haben ihre normalen Berufe. „Da braucht es verständnisvolle Arbeitgeber und Familien zuhause.“ Denn ein Notfall hält sich nicht an Pausen- oder Feierabendzeiten. Sind die Floriansjünger zurück von ihrem Einsatz, geht der aufwendige Teil eigentlich erst los. Dann heißt es etwa Schläuche und Schutzanzüge waschen, die Einsatzfahrzeuge neu aufrüsten und Einsatzberichte schreiben. Für die Instandhaltungs-, Reparatur- und Wartungsarbeiten hat die Stadt Miesbach einen hauptamtlichen Gerätewart, der sich auch um die Gerätschaften der Feuerwehren Parsberg und Wies kümmert. Acht Fahrzeuge und zwei Anhänger gehören zum Miesbacher Fuhrpark. „Das sind keine teuren Spielzeuge, sondern wertvolle und notwendige Einsatzmittel für ein effektives und sicheres Arbeiten“, sagt der Kommandant.

 

Ein komplexes System

Mit seinem komplexen System aus der Vernetzung der verschiedenen Wehren, Inspektionsgebieten und der Integrierten Leitstelle ist die deutsche Feuerwehr weltweit führend. Erhält man einen Einblick in die Arbeit, welche die Ehrenamtlichen dort in ihrer Freizeit leisten, bleibt man überwältigt zurück. Denn neben den Einsätzen und deren Nachbearbeitung, zählen wiederum tausende Stunden an Ausbildungen, Lehrgängen und Schulungen dazu. Die Feuerwehr Miesbach stellt zudem einen Großteil des Ausbilderteams für die Atemschutzausbildung des Landkreises. Rund 630 Feuerwehrler werden jährlich auf der Atemschutzübungsstrecke im Untergeschoss des Gebäudes einem Belastungstest unterzogen. Hinzu kommt die Ausbildung der Jugendfeuerwehr ab 12 Jahren, ein eigenes IT und Social Media Team sowie Sicherheitswachen bei Veranstaltungen, Verkehrssicherungsmaßnahmen, Besuche von Schulklassen und Kindergärten. „Die Liste kann man endlos fortführen“, sagt Matthias Resch schmunzelnd.

 

Unbezahlbares Sicherheitsgefühl

Seit 25 Jahren ist er selbst Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Miesbach. „Diese Kameradschaft und die gemeinsamen Erlebnisse sind einzigartig“, sagt er. Wie viele andere Vereine auch, müssen sich auch die Feuerwehren immer wieder um Nachwuchs bemühen, meistens kommt dieser aus den eigenen Reihen. „Wir haben manchmal sogar schon die dritte Generation einer Familie dabei.“ Was viele nicht wüssten ist, dass hinter jeder Feuerwehr ein eigenständiger Verein steht. Dieser unterstützt unter anderem bei der Beschaffung von Gerätschaften sowie der Jugend- und Öffentlichkeitsarbeit. „Die Feuerwehren sind zwar öffentliche Einrichtungen der Gemeinden, aber sind trotzdem auf die Unterstützung durch den Verein angewiesen“, erklärt der Kommandant. Bedenkt man, dass die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Miesbach 24/7 und 365 Tage im Jahr in Rufbereitschaft ist und die Ehrenamtlichen für die Bürger ihr Leben riskieren würden – dann ist das ein großes Stück Sicherheitsgefühl, welches eigentlich unbezahlbar ist.

 

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Text und Bild: Selina Benda

Impressionen

Einsatzkleidung der Feuerwehrler, © Selina Benda
Einsatzkleidung der Feuerwehrler

© Selina Benda

Feuerwehrschläuche, © Selina Benda
Feuerwehrschläuche

© Selina Benda

Fuhrpark der FFW Miesbach, © Selina Benda
Fuhrpark der FFW Miesbach

© Selina Benda