Gäste sitzen am Tisch und Bedienung spricht mit Ihnen, © Florian Bachmeier
Klaus und Hanni Huber vor dem Gasthof Bräuwirt, © Kulturamt der Stadt Miesbach

Die Bräuwirtin

Wer Hanni Huber trifft, merkt schnell, dass sie nicht lange drumherum redet. Auch jetzt beim Interview sagt sie gleich: „Für mich ist der Bräuwirt ein Teil vom Lebensgefühl in Miesbach.“ Wir sitzen zu zweit in der Wallenburger Stube, weil es hier um 8.00 Uhr morgens noch ruhig ist. Aus dem großen Haus dringen aber schon Geräusche zu uns herein. Ein Staubsauger brummt, in der Küche klappern Töpfe, draußen im Hof rumort es. Hanni Huber, schlank und blond, erzählt von ihrem Werdegang. „Ich bin vom Café Waldeck… Wir waren sieben Kinder und haben alle einen „esserten Beruf“ gelernt. Ich habe erst Metzgereifachverkäuferin gelernt, dann die Hotelfachschule gemacht.“ Bei Holnburger schließlich hat sie ihren Mann Klaus kennengelernt. Der fesche und tüchtige Irschenberger hat ihr schon damals imponiert. Heute sind die beiden ein Duo, das sich blind aufeinander verlassen kann. Täglich ab 7.15 Uhr sorgen sie im Bräuwirt dafür, dass der „Laden läuft“. Die Aufgabenteilung ist ganz klar. Hanni kümmert sich um Haus und Gäste. Ehemann Klaus ist für Einkauf, Lager und Metzgerei zuständig.  Dabei hatten sie gemeinsam zuerst „nur“  die Metzgerei im Bräuwirt übernommen. Das war im September 1981 und ist nun 38 Jahre her… Erst 2003, als der vorherige Pächter gegangen ist, hat Hanni Huber auf einmal gewusst: „Jetzt ist es Zeit, jetzt will ich den Bräuwirt machen.“ Sie ist eben eine, die es gewohnt bist, Ideen und Erkenntnisse umzusetzen. So tüchtig muss man auch sein, wenn man ein so wichtiges Haus wie den Bräuwirt managen will. Große Feste, wichtige Versammlungen, Theaterveranstaltungen und vieles mehr sind unter dem Dach des Bräuwirts gut aufgehoben. Bis zu 345 Gäste finden drinnen Platz. Für weitere 140 Personen steht draußen der Biergarten bereit. Hier trifft sich gerne „die halbe Stadt“ und diskutiert oft leidenschaftlich – schließlich will jeder ja das Beste für Miesbach. In solchen Momenten merkt man, dass der stattliche Bräuwirt nicht nur im Herzen der Stadt steht, sondern auch ein wenig das Herz der Stadt ist. Dass sie das so gut mit Leben erfüllen kann – darauf ist Hanni Huber stolz. Stolz ist sie auch auf ihr Team. „Seit 2003 halten wir zusammen. Ob das jetzt der Andreas Linke, unser Küchenchef ist oder unser Oberkellner Waldemar oder die Bedienungen oder die Zimmermädchen… Wir sind 40 Leute und arbeiten hier Hand in Hand.“ Nicht umsonst hat der Bräuwirt jetzt zum fünften Mal in Folge die Auszeichnung „Stern der Gastlichkeit“ errungen. „Den Stern müssen wir bekommen, hab ich damals zu meinem Team gesagt. Und dann haben sie alle sich noch mehr Mühe gegeben“, ist Hanni Huber zufrieden. Anders als mit viel Einsatz jedes Einzelnen ginge es auch gar nicht. Denn alles muss perfekt organisiert sein und reibungslos klappen. „Nächste Woche kommen zum Beispiel 280 Feuerwehrler aus Franken. Die sind Punkt 9.15 Uhr hier und fahren um 11.00 Uhr weiter. Jeder will sein Essen und sein Bier gleich haben – und hinterher muss alles schnell wieder aufgeräumt und blitzsauber sein.“ Ja, überhaupt legt die Bräuwirtin besonderen Wert auf Sauberkeit – das sieht man an jedem Detail.

Schon von außen fällt der Gasthof unter den anderen prächtigen, denkmalgeschützten Häusern sofort auf. 4 Stockwerke hoch schmückt ein Meer üppig blühender Geranien die Fenster. „Das ist mir wichtig, dass die Geranien da sind und immer gut aussehen“, sagt Hanni Huber mit Nachdruck. Überhaupt redet sie vom Bräuwirt wie von ihrem eigenen Haus – und da gibt es viel zu erzählen: „Lang hab` ich zum Beispiel kämpfen müssen um die Markise. Jetzt ist sie da und keiner mag sie mehr missen.“ Noch wichtiger als das Haus ist Hanni Huber eigentlich nur noch die Karte im Bräuwirt. Die  ist vielfältig und dabei bodenständig. Alle Speisen sind schmackhaft und selbstgemacht. „Packerlsoße kommt bei uns nicht auf den Tisch“, betont Hanni Huber. Denn wenn es um die Qualität geht, stellt sich die Bräuwirtin charmant, aber entschieden vor ihr Küchenteam. Täglich werden auch nur die frischesten Zutaten verarbeitet – zumeist stammen sie aus Miesbach und der nächsten Umgebung. Hans Holnburger, Christian Wieser, Heinz Grabmaier und die Brauerei Hopf zählen zu den wichtigsten Lieferanten.

365 Tage im Jahr hat der Bräuwirt offen und das schätzen die Wieser Bauern genauso wie etwa Startorwart Manuel Neuer, Volksschauspieler Dieter Fischer und die anderen Prominenten, deren Autogrammkarten im Eingangsbereich hängen. Der schönste Schmuck dort aber sind die Fotos der Bauernhochzeiten. Hier bekommt man einen kleinen Einblick in die enge Verflechtung von Stadt und Land in Miesbach. Und nirgends wird dieses lebendige Band so sichtbar wie im traditionsreichsten Gasthof der Stadt. Den Bräuwirt nämlich – und das wissen längst nicht alle – gibt es seit fast 350 Jahren. Der erste „Bräu an der Schlierach“ ist 1650 bezeugt. Seither hat das Gasthaus zwar seinen Standort und seine Besitzer gewechselt – aber eins ist geblieben: Für jeden Wirt ist das Haus mehr als ein Job. „Für mich ist meine Arbeit hier mein Leben“, sagt Hanni Huber. Sie klingt dabei so zufrieden wie alle, die ihre Lebensaufgabe gefunden haben und aus ihr Kraft und Glück schöpfen. Wahrscheinlich braucht sie deshalb auch selten Urlaub. „Erholung… die finde ich daheim. Bei meiner Familie“, spricht sie und eilt davon, denn das Vormittagsgeschäft hat längst begonnen und sie will nach dem Rechten sehen.

Text: Verena Wolf
Fotos: Florian Bachmeier und Max Kalup

Impressionen

Stadt Miesbach, © Dietmar Denger
Stadt Miesbach

© Dietmar Denger

Stadtführungen_Drohnenaufnahme Miesbach_1920x1280
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Miesbacher Tracht_Titel_Stadtplatz
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Genussführung_Sonja_Still (2)
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