Der Miesbacher Krippenweg
Fast 50 Krippen haben die Miesbacher Geschäfte in die Schaufenster gestellt. In einer verblüffenden Vielfalt erzählen sie die biblische Geschichte.
Hätten Sie es gewusst?
Das erste Krippenspiel der Welt hat niemand geringerer als Franz von Assisi „erfunden“: Er war der Erste, der den Menschen vor Augen führen wollte, was die Weihnachtsgeschichte des 24. Dezember in Bethlehem berichtet. So ließ er in der Weihnachtsnacht am 24. Dezember 1223 eine Höhle mit Stroh auslegen - Ochs und Esel wurden herbeigeschafft, ein junges Paar mit einem Neugeborenen übernahm die Rolle der Heiligen Familie, als der Heilige Franziskus in dem abgelegenen Ort Greccio / Umbrien mit den Gläubigen Weihnachten feierte. Für die einfachen Menschen, die damals weder lesen noch schreiben konnten, war das unmittelbare Erleben des nachgespielten Weihnachtswunders so bewegend, dass sich daraus schnell eine Tradition entwickelte.
Die Botschaft der Krippen
Essenzielle Glaubensinhalte wie die der Weihnachtsbotschaft erreichen uns deshalb noch heute, weil sie Ur-Erfahrungen des Menschen aufgreifen. Man muss nichts an den Haaren herbei ziehen, um zu sehen, dass unser aller Lebensweg auch heute schwierig ist. Dass man sich oft ebenso verlassen und hilflos fühlt wie Josef und Maria auf der Suche nach einer schützenden Bleibe. Natürlich muss man keine tiefschürfenden Vergleiche anstellen, wenn man in dieser Weihnachtszeit 2020 durch Miesbach geht und die vielen Krippen betrachtet, die unsere Geschäftsleute in die Fenster und Läden gestellt haben. Es war eine Idee von Frau Jooß, Frau Herrmann und Frau Assum, die in der Vorweihnachtszeit trotz Corona ein Zeichen setzen wollten. Lassen Sie sich von den vielen Krippen in unserer Stadt verzaubern. Oder haben Sie einfach Freude daran zu sehen, wie viele unterschiedliche Materialien die Künstler nutzen und mit welcher Vorstellungskraft, sie die Krippenszenen gestaltet haben.
Kurz vorgestellt
Zu entdecken sind traditionelle bayrische Krippen mit Holzfiguren und wunderschöner Dekoration. Immer wieder spannend ist es zu sehen, welche kleinen Szenen die Krippenbauer sich beim Aufstellen ausdenken – da gibt es ein kleines Pferd, das noch mitmachen darf, liebevoll gefertigte Schafe oder die schönen Engel der Verkündigung… Dann gibt es die wertvollen Krippen in den Kirchen – im Kerker steht die katholische Barockkrippe, im Anbau zwischen Kirche und Pfarrheim finden Sie die evangelische Krippe. Halten Sie auch Ausschau nach ungewöhnlichen Krippen – da gibt es drei herrlich gearbeitete Figuren aus Neapel, die im Fenster schweben (Marktapotheke), ein komplettes Ensemble aus Ton (Brunner‘s Vinothek), eine stille Dreiergruppe aus Stein (Q-Tür) oder eine Krippe aus Papierfiguren auf zwei Etagen ganz im orientalischen Stil (Optik Bucher) und viele, viele mehr. Achten Sie auch auf die farbenfrohen südamerikanischen Krippen, die Pfarrer Heinrich Rosner und seine Familie beigesteuert haben.
Mein Tipp: Gehen Sie einfach los, lassen Sie sich verzaubern. Flyer zum Krippenweg mit Informationen zu jeder Krippe finden Sie in den Geschäften.
Text: Verena Wolf
Fotos: Hartmut Wolf
