Trauben und Kürbis, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Candida Schlichting am Verkaufsstand vor Optik Bucher am Grünen Markt, © Kulturamt der Stadt Miesbach

Candida Schlichting - eine Reisende ist heimgekehrt

Gelernte Schreinerin, Innenarchitektin, Diplomatengattin, Fotografin... Candida Schlichting hat lange im Ausland gelebt, im Jahr 2000 ist sie zurückgekehrt nach Miesbach. Der Markt ist einer ihrer liebsten Orte in der Stadt.

„Ich gehe immer früh los“, gesteht sie. „Ich liebe das Morgenlicht und freue mich, dass alles schon aufgebaut ist. Alle sind da, alles ist schön, frisch und angenehm.“ Dass Candida Schlichting stets das Schöne findet und schätzt, sieht man, sobald man ihren Garten betritt. Harmonisch und großzügig ist er – ein lebendes Kunstwerk, in dem die blühende Wiese, der Schatten alter Bäume, prachtvolle Pfingstrosen, gekieste Wege und ein verwittertes Bildstöckl wie selbstverständlich zusammenklingen. Wir sitzen nebeneinander auf der Holzbank,  lassen den Blick hinüber zu den Bergen schweifen.

Hinter uns steht ruhig und groß die Villa, in der Candida Schlichting geboren wurde. Hier hat sie die ersten fast 6 Jahre ihrer Kindheit erlebt. „Ich bin meinen Großeltern dankbar dafür, dass sie das Haus umgebaut haben.“ Die Familie von Courten, eng verwandt mit Leo von Klenze, ist dem Haus eng verbunden. „Das Haus war immer eine Art Anker für unsere Familie“, resümiert sie nachdenklich. „Aufgewachsen bin ich in der Schweiz. In München habe ich später, nach meiner Schreinerlehre, an der Akademie der Schönen Künste Innenarchitektur studiert. Was für Flausen man doch als junge Ding im Kopf hat.“ Sie lächelt, machte eine Pause, erzählt weiter mit ihrer leichten, unaufgeregten Stimme: „Schließlich hat es mich nach New York und dann nach Bonn gezogen, wo ich meinen Mann kennenlernte.“ Ihn, einen deutschen Diplomaten, hat die junge Frau um die halbe Welt begleitet: Brasilien, Portugal, Dänemark und Spanien... Drei Kinder hat sie zur Welt gebracht, lernte, sich in sechs oder sieben Sprachen und Kulturen zurechtzufinden und hat überall große Häuser eingerichtet und geführt. Zeit für Flausen blieb da wohl keine…

„Aber ich habe immer gerne fotografiert“, erzählt sie. „Eines Tages, wir waren schon in Dänemark, meinte ihr Sohn Johannes: `Lass doch die Motive, die für dich Gültigkeit haben, vergrößern`.“ Als die Motive – auf A4-Fotokarton – im Haus waren, eilte der Zufall zu Hilfe: Eine russische Künstlergruppe war zu Gast, einer erkannte die Qualität und versprach, eine Ausstellung zu organisieren.

So kam es, dass Candida Schlichtings Fotografien zuerst in Russland, der Ukraine und Spanien zu sehen waren. Nach ihrer Rückkehr auch in Miesbach, Agatharied und Herrsching am Ammersee.

„Ich habe einige der Ausstellungen eröffnet und habe mich über die vielen Leute gefreut, die gekommen sind. Es war erstaunlich zu sehen, wie sie in Resonanz mit meinen Bildern gingen.“ Resonanz – das ist ein Begriff, der ihr wichtig ist. Sie geht in Resonanz mit den Motiven, die sie fotografiert. Strukturen ziehen sie magisch an, eine kühle Spannung ist zu spüren, aber auch die Freude an der Entdeckung einer Besonderheit, wie einer Abweichung im Regelmäßigen: eine geborstene Strebe, eine gebogene Latte, ein wie absichtslos herabhängender Knoten… Zart und fein sind die Fotografien und faszinieren gerade durch das Nicht-Laute, Nicht-Schreiende, Nicht-Grobe. Es sind Bilder, die den Betrachter einladen, in Resonanz gehen und ein Motiv ganz für sich zu entdecken. „Die Bilder sehe ich nicht immer. Ich gehe nicht los, um zu fotografieren. Ich besitze auch nur kleine Kameras, die aber habe ich immer dabei.“ So sind, wie nebenbei, auch die Bilder vom Gemüse am  Markt entstanden. „Ich würde mehr auf dem Markt kaufen“, meint sie zum Schluss, „aber man muss auch rechnen…“ Aus dem jungen Mädchen mit den Rosinen im Kopf ist eine vernünftige Frau geworden. Und eine sensible Künstlerin, die es zu entdecken gilt. Mehr unter www.candida-schlichting.de

Text: Verena Wolf

Fotos: Hartmut Wolf und Candida Schlichting

Impressionen

Bourjau_Marktbeutel
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Zwiebeln, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Zwiebeln

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Gemüse von einem Marktstand, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Am Markt

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Blumen am Markt, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Blumen am Markt

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Margot und Lisa auf dem Grünen Markt in Miesbach, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Margot und Lisa

© Kulturamt der Stadt Miesbach