Schaufenster "Das Buch am Markt", © Verena Wolf
Buchpatinnen, © Verena Wolf

Bücher tauschen – leicht gemacht

Seit Juli 2018 steht auf dem Miesbacher Marktplatz der Bücherschrank. Gleich neben dem Maibaum aufgestellt, ist dieser „Bücherkiosk“ an 365 Tagen im Jahr geöffnet. Jetzt ist den „Schätzen und Raritäten aus unserem öffentlichen Bücherschrank“ eine Ausstellung gewidmet.

 

Problem gelöst!

„Wohin mit einem Buch, das man gelesen hat?“, fragte Astrid Güldner in ihrer Rede anlässlich der Eröffnung der Ausstellung, die für 14 Tage in der Stadtbücherei und in drei Schaufenstern unserer Buchhandlung „Das Buch am Markt“ zu sehen sein wird. Die Ausstellung bringt eine Neuerung ins Bewusstsein, die inzwischen längst zum Alltag unserer Stadt gehört und doch eine kleine Sensation ist: Der Bücherschrank, der im Rahmen der Umgestaltung des Marktplatzes im Bereich „Kunst und Spielen“ vor der Eisdiele seinen Platz gefunden hat, hat sich prächtig entwickelt, bietet er doch eine zeitgemäße Lösung für ein süßes Problem, das alle passionierten Leserinnen und Leser nur allzu gut kennen.

 

Ein beliebter Ort geworden

Weil Wegwerfen für niemand, der liest, eine Lösung ist, fristen Bücher oft jahrelang ein geheimes Dasein in hintersten Ecken des Hauses, nur um schließlich doch irgendwann im Papiercontainer zu landen, weil die überforderten Erben nicht wissen, wohin mit all den geschriebenen Worten!

Wer also vor dem Dilemma steht: wegwerfen oder aufheben – der stellt es einfach in den Miesbacher Bücherschrank. Denn die ausrangierte Telefonzelle, die der Lions Club Miesbach-Holzkirchen zu diesem Zweck spendiert hat, ist in den vergangen fünf Jahren zu einem gar nicht einmal mehr so geheimen Treffpunkt aller Leseratten in der Stadt geworden.

Hier kann man Krimis genauso hinbringen wie Kinderbücher, Kochbücher oder Reiseführer. Hier sind Romane ebenso gut aufgehoben wie Sach- und Fachbücher. „Ich denke, dass pro Monat mehr als hundert Bücher kommen und gehen“, schätzt Inge Jooß.

 

Die guten Geister des Bücherschranks

Sie ist nicht nur eine der beiden Initiatorinnen der aktuellen Ausstellung, sondern kümmert sich als eine der Buchpatinnen darum, dass es im Bücherschrank übersichtlich bleibt und die „alten“ Bücher immer einen erfreulichen Anblick bieten.

Und weil die Buchpaten immer ein wachsames Auge auf die Qualität des Angebots im Bücherschrank haben, entstand auch die Idee, Bücher von besonderem Wert noch einmal zu würdigen.

 

Eine kleine, feine Ausstellung

Deshalb finden sich in nun der Ausstellung sehenswerte Exemplare. Da stehen beeindruckende Exemplare der Buchdruckerkunst neben Raritäten wie einem sozialkritischen Drehbuch von Ulrike Meinhof – entstanden in der Zeit vor ihrer Radikalisierung. Da finden sich aber auch reich illustrierte Kinderbücher in bunter Schreibschrift, ein „alter“ Struwwelpeter, ein Kochbuch aus der Zeit des Wirtschaftswunders, herrlich überholte Ratgeber, das „Ländliche Dekamerone“ und manches mehr, das noch einmal durchzublättern und zu bestaunen lohnt. „Wir haben die Bücher nicht nach ihrem materiellen Wert ausgesucht“, erklärte Inge Jooß in ihrer Einführungsrede, „sondern nach ihrem ideellen und künstlerischen Wert.“

Ein Blick in die Kinderstuben der DDR

Ganz besonders interessant sind auch die Kinderbücher aus der ehemaligen DDR, die man in drei Schaufenstern der Buchhandlung „Das Buch am Markt“ betrachten kann. Denn anders als man vielleicht denkt, sind diese Bücher nicht politisch indoktriniert, sondern glänzen mit liebvoller und künstlerisch hochwertiger Ausstattung.

 

Ein herzlicher Dank

So war die Ausstellungseröffnung auch der passende Ort, um den Paten zu danken, die sich seit Jahr und Tag um den Bücherschrank verdient machen. Denn dass der Bücherschrank nicht zu einem wirren Haufen alter Bücher verkommt, dafür sorgen die Patinnen und Paten. Denn obwohl es kein Limit und keine Vorschriften gibt, sollten die Bücher doch in gutem Zustand sein.

So nutzen die Zweite Bürgermeisterin Astrid Güldner, Leiter des Stadtmarketings Marco Giannini und Stadträtin Kick van Walbeek die Chance, nicht nur Inge Jooß und Katja Schenk, sondern auch dem Ehepaar Janner, Karolina Haberzettl, Heidi Meixelsberger, Johanna Weber und allen zu danken, die am Dienstag nicht dabei sein konnten. Für Büchereileiterin Stefanie Kilian, Geschäftsinhaberin Rixta Rausch und das Duo Jooß/Schenk gab es zudem einen süßen Dank…

 

Helfer und Unterstützer gesucht

„Wer nun selbst Feuer gefangen hat und sich als Pate für den Bücherschrank bewerben will, ist herzlich willkommen“, sagte Astrid Güldner. Sie hat 2018 dafür gesorgt , dass der Bücherschrank in seiner heutigen Form aufgestellt wurde. Möglich war das durch die teilweise Neugestaltung des Marktplatzes, die auf das Engagement der Initiative Miesbacher Marktplatz zurück geht.

„Wir haben die Initiative Miesbacher Marktplatz im Mai 2015 ins Leben gerufen, um die Aufenthaltsqualität auf unserem schönen Marktplatz zu erhöhen“, erinnert Initiative-Sprecherin Lisa Hilbich. „In der Coronazeit war es still um uns geworden, aber jetzt nehmen wir unsere Aktivitäten wieder auf.“

 

Die Ausstellung „Schätze und Raritäten aus unserem Bücherschrank“ kann noch bis 21.01.2023 zu den Öffnungszeiten der Miesbacher Stadtbücherei und im Schaufenster von „Das Buch am Markt“ angeschaut werden.

 

Text und Fotos: Verena Wolf

Impressionen

Plakat zur Ausstellung, © Patinnen und Paten des Miesbacher Bücherschranks
Plakat zur Ausstellung

© Patinnen und Paten des Miesbacher Bücherschranks

Schätze und Raritäten aus dem öffentlichen Bücherschrank, © Verena Wolf
Schätze und Raritäten aus dem öffentlichen Bücherschrank

© Verena Wolf