Boutique-Feeling zum ganz kleinen Preis

Mit dem neuen Laden in der Innenstadt wollte das Bayrische Rote Kreuz sein interessantes Angebot für alle sichtbarer machen. Und schon jetzt zeigt sich: Das Konzept ist aufgegangen.

Eine Lücke geschlossen

„Uns freut das sehr, dass wir sagen können, dass der Kleiderladen und auch das Zusatzangebot hier sehr angenommen werden. Bei uns ist eigentlich den ganzen Tag was los.“ Monika Flossmann, die erfahrene Fachberaterin für Mode, strahlt. Denn dass in der ehemaligen Jeanseria neues Leben herrscht, ist zwar einer Idee des BRK-Geschäftsführers Robert Kießling zu verdanken. Doch dass das Geschäft tatsächlich so einladend und angenehm aussieht, dass jeder gerne hingeht, ist vor allem die Leistung der beiden Damen, die sich seit 21. August hier täglich um die Kundinnen und Kunden bemühen. „Uns macht das natürlich viel Spaß“, gibt Maria Eham (22) unumwunden zu. „Aber wir könnten das nicht so gut hinbekommen, wenn wir nicht so viel Unterstützung von den ehrenamtlichen Helferinnen hätten.“

Eine Idee, die zu Miesbach passt

Gemeinsam mit den guten, unsichtbaren Geistern, die im Untergeschoss wirken, ist also nach einem langen Leerstand und einem vielbeachteten Intermezzo als Galerie aus den Räumen an der Bahnhofstraße 4 ein interessanter Anlaufpunkt des BRK geworden. Wunderbar passt die neue Raumeinteilung zum multifunktionalen Konzept, denn der Kleiderladen ist auch Erstanlaufstelle rund um die Dienstleistungen des Roten Kreuzes: Wer sich informieren möchte über Hausnotruf, Essen auf Rädern, ambulante Pflege oder die unterschiedlichen Fahrdienste des Roten Kreuzes in Miesbach, ist hier genau richtig. „Wir nehmen den Kollegen in der Zentrale natürlich nicht die Arbeit weg!“ gibt Flossmann zu bedenken, „Aber wir nehmen von jedem, der nachfragt, die Daten auf und geben sie zuverlässig weiter. Die Kollegen melden sich dann.“

„Das BRK hat ja auch super Angebote für Jugendliche“, ergänzt Eham. „So ist zum Beispiel die Wasserwacht als tolles und abwechslungsreiches Ehrenamt bei den jungen Leuten ziemlich gefragt.“

Einfacher Zugang

Sie selbst ist eine Quereinsteigerin - kam nach der Grund-Ausbildung in der Frauenschule, verschiedenen Jobs in der Gastronomie und einem Studium an der Fachakademie für Ernährung und Versorgungsmanagement zum BRK. „Mir liegt das Soziale“, sagt Maria Eham. „Und hier kann ich mich hundertprozentig einbringen.“ Es gibt viel zu tun im Laden, ist das Procedere doch stark vereinfacht: Während der Ladenöffnungszeiten kann jeder rund um die Uhr Kleidung abgeben. Diese wird dankbar entgegengenommen und wandert dann zunächst ins Untergeschoss, wo jedes Stück von den ehrenamtlichen Helferinnen gesichtet wird.

In erfahrenen Händen

„Nur was gut genug ist, kommt in den Verkauf, erklärt Monika Flossmann, die den Beruf von der Pike auf gelernt hat. Angefangen hat sie bei Sport Berauer in Schliersee und arbeitete schließlich nach verschiedenen Stationen und vor allem als Reaktion auf die Pandemie im Impfzentrum des BRK. Dort hat Miesbach BRK-Geschäftsführer Robert Kießling sie „entdeckt“ und vom Fleck weg für sein neues Projekt engagiert. Nun ist Monika Flossmann sichtlich in ihrem Element: „Bei uns ist jede und jeder wirklich herzlich willkommen. Gerade, weil wir günstige Kleidung anbieten, möchten wir, dass der Laden eine entspannte Boutique-Atmosphäre hat.“ Gelungen ist das allemal, denn was die toll gestalteten Schaufenster verheißen, findet sich auch im hellen, sauberen Inneren wieder.

Hier kann man nicht nur sehr günstig, sondern auch sehr gut einkaufen. „Ja, die coolen Schaufenster verdanken wir einer Ehrenamtlichen. Sie hat einen super Blick für die besonders schönen Dinge und kombiniert sie einfach sensationell.“

Drinnen bietet der Laden eine überzeugende Auswahl an Kleidung: Junge Mode, Strick, Damen, Herren, Kinder, Accessoires, Schuhe, Sport und natürlich Tracht sind nach Abteilungen geordnet und nach Größen sortiert. Klein, aber fein ist die Auswahl an Kindersachen. „Hier wollen wir uns nicht mit C&A messen“, stellt Flossmann klar. „Wir liegen auch in einem ganz anderen Preissegment.“ Die meisten Stücke kosten im Kleiderladen des BRK zwischen 1 Euro und 25 Euro. „Nur selten setzen wir einen Pries von 35 Euro an – das sind dann sehr schöne Designerstücke.“ Solche Schnäppchen sind der Nähe zum Tegernsee geschuldet und ein guter Grund, unbedingt im BRK-Laden vorbeizusehen!

Lassen Sie sich beraten!

Dass sie augenscheinlich vieles richtig machen, freut die beiden Damen. Sie sind stolz darauf, dass man den BRK-Laden als vollwertiges Geschäft wahrnimmt. Frauen, so sagen sie, kommen gerne immer wieder einmal herein und stöbern alleine durch das Angebot. Männer suchen eher gezielt nach Hose, Jacke oder Hemd und freuen sich über Beratung.

Nur bei einem Punkt müssen die Damen passen: „Haben Sie das auch in meiner Größe?“, diese Frage müssen die beiden verneinen – denn natürlich bietet der Laden nur Einzelstücke an. Doch ist es ihrem modischen Gespür zu verdanken, dass man sich hier für sehr wenig Geld komplett und passend einkleiden kann. Die beiden haben nämlich das Sortiment im Kopf und einen guten Blick für Kundinnen und Kunden.

Aktionen und Schnäppchen

Als ich mich im Laden umsehe, fallen mir die vielen Accessoires auf. Neben Hüten, Taschen, Uhren, Modeschmuck, Mützen, Schals und Gürteln steht eine große Auswahl an Schuhen bereit. „Unsere Schuhabteilung ist der absolute Renner“, bestätigt Maria Eham, „hier findet man eigentlich in jedem Alter was Passendes. Und täglich kommen auch neue Sachen ein.“ Aufmerksam auf das Angebot machen Anzeigen in der Presse, denn die beiden lassen sich immer wieder einmal Aktionen einfallen…

Manchmal hat der BRK-Laden besonderes Glück. Wenn nämlich irgendwo im Landkreis ein Bekleidungsgeschäft aufgibt und die Ware komplett an den BRK überstellt wird, dann gibt es das gewünschte Stück ausnahmsweise auch einmal in unterschiedlichen Größen.

Laden mit Geschichte

Mich persönlich freut der Erfolg sehr, schreibt er doch die Initiative einer Frau fort, die ich noch persönlich kennengelernt habe: Eva Maier, die sich als gelernte Krankenschwester und Witwe von Dr. Gerhard Maier (ehemaliger Bürgermeister der Stadt Miesbach) bis zu ihrem frühen Tod in vielen sozialen Bereichen engagierte, hat in den 1990er Jahren den ersten Laden aufgebaut. Bis alles ins Laufen gekommen war, ist sie selbst herumgefahren, hat Kleider gesammelt und für die gute Idee geworben. Seinen festen Sitz hatte der Laden dann zunächst in Hausham in der Naturfreundestraße. Dort war er noch eine Art Kaufhaus, das neben der Kleidung auch Bücher, Geschirr, Spielwaren und vieles mehr anbot. Nach seinem Umzug in die Wendelsteinstraße im Miesbacher Gewerbegebiet hat er nun in der Bahnhofstraße, im Herzen der Stadt, ein neues Zuhause gefunden.