Räder, © Kulturamt Stadt Miesbach
Birgit Hacklinger, © Verena Wolf

Birgit Hacklinger und die Radl-KulTour

Zum zweiten Mal findet in diesem Jahr die Radl-KulTour statt. Wer Lust auf einen erlebnisreichen Nachmittag mit viel Musik und Unterhaltung hat, holt sein Rad heraus und erkundet am 7. Mai zwanglos die vier interessanten Stationen von Weyarn bis nach Miesbach.

 

Mit Energie und Tatkraft

So ungewöhnlich wie das Projekt ist der Mensch, der es mitgestaltet: Birgit Hacklinger sieht man auf den ersten Blick an, dass sie gerne draußen in der freien Natur ist. Das liegt weniger an der wetterfesten Kleidung – es steht eher in ihren blauen Augen. Eine Aura von Selbstbestimmtheit spiegelt sich in ihnen und man spürt, dass sie sich nicht gerne „einfangen“ lässt. Kein Wunder also, dass ihr bisheriger Lebensweg sich in kein Schema pressen lässt. Aufgewachsen ist sie die ersten, prägenden Jahre ihres Lebens in Lenggries. „Ja, die Berge, die haben mich schon damals angezogen“, sagt sie so nachdenklich, als würde ihr erst in diesem Moment bewusst, wie früh ihre Liebe zu den Bergen erwacht ist: Immerhin hat sie später viele Jahre in einem der abgelegensten Täler Südtirols, dem Ultental, auf einem Bergbauernhof gelebt. „Die 11 Jahre dort oben waren eine besonders glückliche Zeit“, sagt sie und erzählt von den Wintern, in denen sie den Bergbauernkindern Musikunterricht gab, und davon, wie sie in den nächsten Orten, z. B. dem winzigen St. Gertraud, Sportstunden gestaltet hat.

 

Ein Stück Lebensgefühl

„Damit hab ich mir einen Traum erfüllt“, sagt sie und erzählt, wie frei sie sich in den Bergen gefühlt hat. „So hoch oben über dem Tal zu stehen und hinunter zu blicken, das ist wunderschön.“
Freiheit – das ist für die passionierte Radlerin auch das Fahrradfahren. Kaum je sieht man sie mit dem Auto: „Zum Fahrrad gekommen bin ich mit vier oder fünf Jahren. Ich weiß noch genau, wie ich mit meinem Kinderradl mit den Stützrädern herum gesaust bin. Der Umstieg aufs Rad ohne Stützen war dann eine Herausforderung“, erinnert sie sich mit einem Lächeln. In der Jugend war das Rad so etwas wie ihr bester Freund. Wenn sie ungebunden radeln konnte, Tagestouren machte, war sie mit sich selbst im Einklang: „Ich war mit meinem 5-Gang-Rad schon damals in der Valepp und bin dann zu Fuß auf den Schinder. So eine Tour, da bin ich immer anders heimgekommen, als ich losgefahren bin.“

So setzt sie sich bis heute energisch für das Radfahren ein. Zusammen mit Gleichgesinnten ist sie im Arbeitskreis Radverkehr, der unsere Stadt Stück um Stück radfreundlicher gestaltet. So gehören die neuen stabilen Radständer am Stadtplatz, am Marktplatz und vor den städtischen Kindergärten zu den Errungenschaften der Gruppe, in der sich je ein Fraktionsmitglieder aller im Stadtrat vertretenen Parteien sowie ein Mitglied der städtischen Verwaltung unter dem Vorsitz des ersten Bürgermeisters Gerhard Braunmiller für das Radfahren in Miesbach stark macht. „Für uns alle ist das auch ein wesentlicher Beitrag zur Verkehrswende“, nimmt Birgit Hacklinger den übergeordneten Klima- und Umwelt-Ansatz ins Auge. Und damit ist sie nicht allein.

 

Damit Radfahren zukunftsfähig und sicher wird


Denn dass Radfahren nicht nur Spaß macht, sondern, dass es gesund ist und die Umwelt entlastet, wenn man das Auto stehen lässt, ist ein Fakt. Dass noch viel getan werden muss, damit das Radeln nicht nur in unserem Landkreis sicherer wird, dafür setzt sich die größte Rad-Interessensgemeinschaft Deutschlands ein: Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) ist mit 220.000 Mitgliedern die größte Vereinigung von Radfahrern und ihren berechtigten Interessen in Deutschland. Die eigenen Ziele formuliert der ADFC so: „Wir wollen, dass Deutschland Fahrradland wird, damit das Fahrrad mehr Platz bekommt und die Gesetzgebung fahrradfreundlicher wird.“
Doch fahrradfreundlicher zu sein, ist gar nicht so leicht in Deutschland: Der Ausbau der Radwege ist Sache der Kommunen – mit ein Grund dafür, dass auch im Oberland Radwege plötzlich an einem Ortsschild enden… Wer viel Fahrrad fährt, kann es ihr gut nachfühlen, wenn Birgit Hacklinger sagt: „Es ist mein Wunsch, dass in Zukunft bei allen Bauvorhaben – sei es Straßenbau oder Hausbau –, von Anfang an für alle Verkehrsteilnehmer mitgedacht wird – nicht nur an Autozufahrten und Parkplätze. Radwege, Radabstellmöglichkeiten vor dem Haus, gehwagenfreundliche  Fußgängerzuwege – das alles lässt sich doch leicht von Anfang an mitplanen. Immerhin sind alle Verkehrsteilnehmer gleichrangig.“
Damit sich jedoch in Punkto Radwegeführung überhaupt etwas ändern kann, will der ADFC mit dem Volksbegehren „Radentscheid Deutschland“ Abhilfe schaffen. Auf seine Initiative hin soll es dann auch ein neues bayerisches Radgesetz geben. Dieses Anliegen wird auch ein Thema bei einem der schönsten Outdoor-Events im Frühsommer sein, der Radl-KulTour 2023, die auch gleichzeitig die Auftaktveranstaltung zur diesjährigen bundesweiten Klima-Aktion STADTRADELN ist, und zu der alle Radler herzlich eingeladen sind.

 

Radl-KulTour 2023

Weil die erste Radl-KulTour 2022 ein so großer Erfolg war, geht es dieses Jahr am 7. Mai wieder los: Von 14:00 bis 18:00 Uhr findet dann an vier Stationen wieder ein interessantes Programm statt:

  • In Weyarn ist am Klostercafé eine Menge los. Dazu spielt das Obermüller Salontrio Melodien aus aller Welt.
  • Auf dem Riedlerhof bei Kleinpienzenau ist La Musica zu Gast – dort gibt es auch Gartenführungen mit Jana Heenen.
  • Am Spiralschacht im Wasserschutzgebiet unterhält bei Kaffee und Kuchen Zauberer Max Balser große wie kleine Gäste.
  • In Miesbach wird der Marktplatz zur Aktions-Zone. Es spielt die Veterinary Street Jazz Band (Dixie/New Orleans). Für Speis und Trank sorgt die Miesbacher Gastronomie und es wird viel Unterhaltung für die Kinder geben – z.B. wollen die jungen Kunstradfahrer vom SG Hausham ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Auf einem Wheelie kann man das Fahren auf dem Hinterrad üben, Kinder dürfen neue Gefährte und Spiele ausprobieren, auch Denkwürdiges, z.B. wie Miesbach in der Zukunft aussehen soll, kann man malen. Mit dabei sind u.a. der DAV und der BundNaturschutz, und der Chor Dissonanzen stimmt unter Hans Peljak auch mit dem Publikum zusammen Lieder an.

Teilnehmen ist einfach: Man schwingt sich aufs Rad und fährt von Veranstaltung zu Veranstaltung. Der Eintritt ist frei – Spenden sind willkommen.

 

Geballte Schwestern-Power

„Die Radl-Kultour war eine Idee meiner Schwester Anschi“, erzählt Brigit Hacklinger, als ich sie frage, wie das Konzept zustande kam. Anschi, die jüngere Schwester, ist nicht nur eine feinsinnige Musikerin an Kontrabass und Klavier, die mit der Band FEI SCHO alpine Weltmusik spielte und mit dem neuen Trio Wohnzimmer-Musik macht. Sie ist auch aktiv in Sachen Innovation: Die zukunftsorientierte WIRKSTATT OBERLAND, 2017 hervorgegangen aus der Kulturvision e.V., hätte ohne sie wohl ebenso wenig das Licht der Welt erblickt wie Anschis zahlreiche Aktionen und Initiativen, die wie der Miaschburger und die Breznbeutel oder das Verschenk-Regal Beiträge zu einer besseren Lebensführung sind: Weniger Plastik, wenig Verschwendung, mehr Nachhaltigkeit – und das alles in machbaren Dimensionen –  auch dafür stehen beide Hacklinger-Schwestern.

Sie hautnah erleben – das kann man am besten bei der Radl-Kultour.

 

Zum Weiterlesen und KONTAKTE

ADFC

Arbeitskreis Radverkehr

Wirkstatt Oberland

STADTRADELN

Hacklinger.net

St. Gertraud im Ultental in Südtirol

 

Text: Verena Wolf
Foto: Verena Wolf, Steffen Gerber, Flyer Eva Egginger, Kulturamt Stadt Miesbach

Impressionen

Arbeitskreis Radverkehr, © Steffen Gerber
Arbeitskreis Radverkehr

© Steffen Gerber

Flyer Radl-KulTour, © Eva Egginger
Flyer Radl-KulTour

© Eva Egginger

Räder, © Kulturamt Stadt Miesbach
Räder

© Kulturamt Stadt Miesbach

Birgit Hacklinger, © Verena Wolf
Birgit Hacklinger

© Verena Wolf