Rosa Geranien, © Hartmut Wolf
Frau in Schalk mit zwei Kindern auf Blumenwiese. Aus dem Magazin Tracht in Miesbach, © Mathias Leidgschwendner

Bayrischer Geranien-Sommer

Eigentlich heißen sie Pelargonien. Und sie sind auch keine „Einheimischen“, sondern vor langer Zeit aus Südafrika zu uns gekommen. Doch seit mehr als 100 Jahren versprühen prachtvoll blühende Geranien an Fenstern, Balkons und Terrassen bayrisches Sommerflair.
 

Wenn der Sommer kommt

Sie beginnen ihr Leben unbemerkt von der Öffentlichkeit schon um die Weihnachtszeit: Dann werden in den Gärtnereien die Stecklinge geschnitten. Im Januar dann topft man die Jungpflanzen, die ab März rasch wachsen. Schon ab Mitte April sind die meisten Sorten erblüht und damit bereit für einen langen Sommer in der Sonne. Wer um diese Zeit in eines der Gewächshäuser bei Unützer oder Dirscherl hineinschaut, ist schier überwältigt von der Vielfalt und der Farbenpracht, die Pflanze für Pflanze pure Lebensfreude vermittelt. Wahrscheinlich ist es diese Eigenschaft, die die Geranien zu unseren Lieblingen am Balkon macht. „Für den Hof brauch ich 80 Geranien“, sagt meine Freundin und schleppt noch eine Steige herrlich dunkelrote Geranien aus dem Auto. Sie gehört zu den Bäuerinnen, die jedes Jahr mit echter Hingabe dafür sorgen, dass der schöne alte Hof weithin in der schönsten Blütenpracht steht. Dabei steht sie, wie wir alle, immer vor der Qual der Wahl.
 

Vielfalt der Züchtungen

Es gibt so viele Geranien und eine ist schöner als die andere. Die hängenden Sorten verwandeln sich bei ausreichend Sonne in üppige Kaskaden. Die stehenden Geranien recken ihre schönen prallen Köpfe gerne in auffallendem Rot aus dem frischen Grün der Blätter – dazu kann man kombinieren, wie es gefällt: Rosé, Pink, Weiß oder Lila, gestreift, mehrfarbig…  Es gibt Geranien mit weiß eingefassten Blättern, es gibt duftende Geranien. Und vor allem existiert inzwischen eine schier überwältigende Fülle an Formen. Manche Geranienblüten erinnern an gefüllte Rosen, andere tragen zarte Blättchen wie Veilchen, manche sehen aus, als wären sie in den Sturm geraten und andere erinnern fast an Dahlien. Über 200 Sorten gibt es heute und unsere Miesbacher Gärtnereien bieten eine prachtvolle Fülle, aus der man nach Herzenslust auswählen kann.
 

Haus für Haus liebevoll gestaltet

Wer im Sommer mit offenen Augen durch die Stadt und ihre Umgebung fährt, kann nur staunen, wie unterschiedlich jeder Hof und jedes Haus gestaltet ist. Wie schön sehen die alten Häuser in der Stadt und die Höfe in der Wies und um Parsberg aus, wenn sie blumengeschmückt in ihrer ganzen Pracht und Schönheit dastehen: Erfrischend bunt heben sich die Geranien vom nachgedunkelten Holz ab und beleben auf geheimnisvolle Weise jedes Haus, unterstreichen seine Eigenart und verleihen ihm ein eigenes stolzes Flair.

Wer ein Haus neueren Datums bewohnt, hat oft eine Verschalung mit hellem Holz – da wirken die neuen Züchtungen in ihrer Verspieltheit besonders passend.

Vielleicht ist an dieser Stelle auch einmal Platz, um all den Frauen zu danken, die sich nicht nur um Haus, Hof und Familie, um Kirche, Vereine und Traditionen, sondern die sich jedes Jahr mit Liebe und „grünem Daumen“ um ihre Geranien kümmern: Denn das alles will ausgesucht, gestaltet und den ganzen Sommer gepflegt sein.
 

Auswählen und einpflanzen

Geranien sind inzwischen so typisch für Bayern, dass man gar nicht mehr darüber nachdenkt, dass sie ursprünglich ein Import sind. Aber das ist gut so, denn ihre sonnenverwöhnten, afrikanischen Vorfahren haben ihnen die besten Gene für ein langes Leben auf Südbalkonen und an anderen sonnigen Standorten mitgegeben. Im Allgemeinen sind Geranien robust, doch sollten Sie beim Kauf nachfragen, ob die Sorte(n), die Ihnen gefallen, für den ausgewählten Standort geeignet sind. So gibt es durchaus Sorten, die selbst auf einem hellen Nordbalkon gedeihen.

Wer Geranien gerne als Einzelpflanze im Topf zieht, wählt am besten eine Edel-Geranie mit schmucken großen Blüten (bot. Pelargonium-Grandiflorum-Hybriden). Viel Freude wird man auch an einem Geranienhochstämmchen haben.

Pflanzen Sie die neuen Geranien in Erde (Substrat, wie der Gärtner sagt), die am besten einen Langzeitdünger enthält.

Beim Einpflanzen, mit dem man in unseren Lagen am besten bis nach den Eisheiligen wartet, sollten Sie die Pflänzchen nicht zu eng setzen – man rechnet auf 1 Meter Blumenkasten mit maximal 5 Stück. Nehmen Sie die angezogenen Geranien vorsichtig aus dem Plastiktöpfchen – dabei die Wurzeln nicht verletzen – und drücken Sie die Pflanzen fest. Dann gut angießen. Gießen Sie den Sommer über ausreichend, aber nicht zu viel: Nasse Füße schaden den Geranien. Kaufen Sie am besten auch einen speziellen Flüssigdünger, den Sie den Sommer über nach Vorschrift geben.

Wer vertrocknete Pflanzen und Blätter schnell entfernt – sonst setzt sich Schimmel fest und die Blumen erkranken – wird den ganzen Sommer bis in den Herbst hinein viel Freude an seinen Blumen haben.
 

Geranie oder Pelargonie?

Im Jahr 2009 wurde im englischen „Heimatland“ der Geranie die „Pelargonium & Geranium Society“ gegründet. Mit dem Ziel, nicht nur ein für alle Mal alle Fans dieser weitverzweigten Pflanzenfamilie unter einen Hut zu bringen, sondern um gleich schon im Titel klarzumachen, dass es zwei Welten gibt: die der Geranien und die der Pelargonien. Denn die exotischen Pelargonien haben hier in Europa heimische Verwandte, die Geranien. Im Unterschied zu den Pelargonien, die man wegen ihrer storchenförmigen Früchte „Storchschnabel“ nannte (griechisch pelargos = Storch), sind die Früchte der Geranien wie ein Kranichschnabel geformt (Kranich = griechisch geranion). So sind Geranien und Pelargonien zwar botanisch verwandt, aber bei weitem nicht dasselbe. Wer sich botanisch korrekt ausdrücken möchte, spricht also von Pelargonien.
 

Ein bisschen Gärtner-Latein

Da unsere Pelargonien in Jahrhunderten der Veredelung entstanden sind, spricht der Gärtner außerdem von sogenannten Hybriden. Und die gibt es heute vor allem in drei Arten:  Da sind die aufrecht wachsenden (Pelargonium-Zonale-Hybriden); da sind die hängenden (Pelargonium-Peltatum-Hybriden) und schließlich die besonders großblütigen Edel-Pelargonien (Pelargonium-Grandiflorum-Hybriden).
 

5 Tipps für viel Freude:

  • Beim Kauf darauf achten, dass die Pflanze keine gelben Blätter hat.
     
  • Kaufen Sie eher die kompakte Pflanze mit Knospen als eine Geranie, die schon lange Stängel ausgebildet hat.
     
  • So manch "alter Hase" schwört auf Kaffeesatz als Dünger.
     
  • Schützen Sie die Geranien vor starkem Regen. Sollte der Kasten oder Topf doch einmal vollgelaufen sein, saugen Sie das Wasser ganz leicht mit einer Rolle Küchenpapier auf.
     
  • Wer Freude an seinen Pflanzen hat, kann Geranien gut überwintern. Man braucht einen hellen und kühlen, aber frostfreien Raum und muss die Geranien ausreichend trocken halten, sonst stellen sich fast unweigerlich Pilze ein. Schneiden Sie die Pflanzen vorher zurück und lassen Sie die Erde nicht austrocknen.
     
Text: Verena Wolf
Fotos: Mathias Leidgschwendner, Hartmut Wolf

Impressionen

Stadt Miesbach, © Dietmar Denger
Stadt Miesbach

© Dietmar Denger

Stadtführungen_Drohnenaufnahme Miesbach_1920x1280
Stadtführungen_Drohnenaufnahme Miesbach_1920x1280
Miesbacher Tracht_Titel_Stadtplatz
Miesbacher Tracht_Titel_Stadtplatz
Genussführung_Sonja_Still (2)
Genussführung_Sonja_Still (2)
MB_Wochenmarkt-0081_1920x1280
MB_Wochenmarkt-0081_1920x1280