Anna Bachers Garten
Wenn man von einem Markt träumt, dann sind es meist Bilder kleinere Stände, die vor dem inneren Auge auftauchen. Neben dem großen Angebot sehnt man sich danach, besondere Waren aufzustöbern, die, angeboten von Bauern oder Imkern, Käsern oder Sennern aus der Umgebung, eine Entdeckung lohnen. Natürlich sind es nicht nur die besonderen Lebensmittel, die man sucht. Es sind auch die Menschen selbst, denen man begegnen möchte.
Ein Herz für die Kleinen
Und deshalb, aufgewacht aus den Träumen! Gehen Sie einmal in Ruhe über den Markt und halten Sie Ausschau nach den kleineren Standln und Wägen. Denn es gibt sie noch, die Individualisten wie Anna Bacher. Wenn sie beschreibt, dass sie nur die Früchte der 150 Obstbäume und selbst gemachten Honig, Johannisbeeren, Schnaps oder selbst geflochtene Osterkranzerl verkauft, spürt man einfach, wie aufrichtig das kleine Geschäft ist.
1975 hat Anna Bacher als junge Frau ihren Anian geheiratet und ist von der Steiermark nach Irschenberg gezogen. Sechs Kinder haben die beiden großgezogen. Mittlerweile ist Anna Bacher nahe den 70, Witwe und 9-fache Großmutter. Trotzdem kommt sie, wann immer möglich, auf den Miesbacher Markt. Denn ihre Familie war eine der ersten, die nach dem Krieg den Markt wieder belieferte und dafür sorgte, dass es in der Stadt frisches Obst gab.
Ein Blick zurück
„1945 gleich nach Kriegsende hat mein Schwiegervater mit der Schubkarre kistenweise Zwetschgen und Äpfel von daheim (Buchfeld / Irschenberg) zum Bus gekarrt. Dann ging es mit dem Bus zum Markt nach Miesbach, wo er und andere Bauern Obst hin geliefert haben.“ Anna Bacher weiß noch heute, wie dabei dem Schwiegervater einmal der Bus vor der Nase davongefahren war und er die ganze schwere Ladung den Buchberg wieder hochgeschoben hat. „Später, als es uns besser ging, hat er einen VW Käfer gekauft. Da hat er sogar den Vordersitz ausgebaut, um das ganze Auto vollzuladen für den Markt. Er hat das aber gerne gemacht, und es war auch eine schöne zusätzliche Einnahme.“ 98 Jahre wurde der Schwiegervater alt… Bis heute halten Bachers zusammen, auch jetzt, da Anian Bacher verstorben ist. Damit es weitergeht, helfen mittlerweile beide Töchter aus, wenn es ihre Zeit erlaubt.
„Wir arbeiten auf dem Hof noch so, wie die Natur es uns erlaubt.“
„Wir bieten nur das an, was wir in unserem Garten bei Irschenberg ernten“, sagt Anna Bacher. Das Besondere: Hier dürfen Äpfel, Birnen und Zwetschgen im Sommer am Baum bleiben und Sonne tanken, bis sie in aller Ruhe ausgereift sind. So kann Obst heranwachsen, das so süß und saftig ist, wie man es aus Kindertagen kennt. „Der Landespfleger hat einmal gesagt, dass unser Obstgarten der schönste im ganzen Landkreis sei“ sagt sie, ganz zu Recht stolz auf das Erreichte. Und Bachers erhalten das Erbe der Familie. Bis heute wird nicht gespritzt. Wer am Standl unter dem roten Sonnenschirm einkauft kann sicher sein, dass die Lebensmittel so naturbelassen sind wie einst. Das Erntejahr beginnt mit den Johannisbeeren. Ist die Beerensaison zu Ende, verkaufen Bachers Äpfel und selbst gebrannten Schnaps, selbst gepressten Apfelsaft oder Honig von den gut 15 eigenen Bienenvölkern. Und wenn es das Jahr mit Bachers und ihrem Obstgarten gut meint, dann gibt es im Herbst auch Nüsse.
Kontakt:
Familie Bacher
Buchfeld 2
83737 Irschenberg
Tel.: 08062 – 4466
Text: Verena Wolf
Foto: Florian Bachmeier
