Zeichnung von Andreas Kempf der Rathausstraße in Miesbach, © Max Kalup
Andreas Kempf mit Zeichnung in der Hand, © Max Kalup

Andreas Kempf – Miesbacher mit Sinn für Kunst und Politik

Politisch engagiert, jung, heimatliebend, historisch interessiert – das sind Eigenschaften, die man nicht oft in einem Atemzug zusammen nennt. Der junge Miesbacher Andreas Kempf ist ein Beispiel, auf den diese Adjektive passen und nicht nur das, auch zeichnerisch rückt er Miesbach gerne ins rechte Licht.

 

Wer schon mal in Miesbach eine Stadtratssitzung besucht hat, der hat ihn mit großer Wahrscheinlichkeit bereits einmal gesehen: Ein aufmerksamer junger Zuhörer, der politisch interessiert ist und oft die Sitzungen mit Spannung verfolgt. Er scheint viele Amtsträger zu kennen und bestens vernetzt zu sein. Die Rede ist von Andreas Kempf.
 

Miesbach von Anfang an

In Miesbach aufgewachsen, besuchte er hier die Grund- und Mittelschule. Bei einem Malwettbewerb in der Schule entfesselte er zum ersten Mal sein zeichnerisches Talent und dann ließ ihn diese Leidenschaft nicht mehr los. Heute zeichnet er wieder – meist verschiedene Ecken seiner Heimatstadt in schwarz-weiß. Zunächst hatte Andy nach der Schule eine Schreinerlehre begonnen, schwenkte aber nach einem Jahr um zur Ausbildung zum Mediendesigner mit Fachrichtung digital & Print. Nach seinem Abschluss pendelte er zunächst für zwei Jahre zwischen seiner Heimatstadt und einem Münchner Medienbüro. Denn aus Miesbach weg wollte er nie. Seit 2017 arbeitet er nun in Holzkirchen bei einer E-Commerce-Agentur und entwickelt beispielsweise Homepages für Unternehmen. Dabei bedient er große internationale Kunden, genauso wie den Handwerker um die Ecke, so erzählt er mir mit einem Lächeln. Ob das einen Unterschied mache und man da nervös werde bei großen Namen, frage ich ihn. Nein, sagt er milde, eigentlich sei es einfach wichtig immer mit den Menschen auf Augenhöhe zu arbeiten. Dann passe es irgendwie, egal ob es kleine regionale Firmen seien oder Global Player.
 

Heimatstadt in Kunst und Wort

In seiner Freizeit zeichnet Andreas nicht am PC, sondern ganz analog mit Bleistift, Papier und großer Freude. Nach der Schule hatte er eigentlich das Zeichnen aufgehört, bis vor 3 Jahren ein Bekannter ihn mit der Aussage herausforderte, dass Miesbach nicht so schön sei. Da war es mit dem jungen Mann und seiner ungebrochenen Heimatliebe geschehen: Er griff zum Stift und wollte aller Welt beweisen wie bezaubernd sein Wohnort ist, wenn man nur genau hinschaut.

Doch nicht nur in Bildern interessiert sich der Miesbacher für die Stadt. Aus Neugier, Leidenschaft und Wissbegierde hatte er sich vor einigen Jahren mit Literatur eingedeckt, trat dann dem Museumverein Miesbach und dem Bund Naturschutz bei und beschäftigt sich überdies sehr engagiert mit der Stadtpolitik. Begeistert berichtet er mir, wie faszinierend es doch sei, in einer Stadt zu wohnen, in der Tracht und Bergbau zu Hause sind und Marcel Depréz und Oskar von Miller die Stromübertragung nach München vollzogen. Es gäbe noch viele weitere beachtliche Geschichten über die Kreisstadt zu erzählen. Wenn man Andy Kempf so zuhört, spürt man sprichwörtlich, dass für ihn Miesbach etwas ganz Besonderes ist und nicht nur sein Herz aufblüht, sondern auch die Worte aus dem zuvor zurückhaltenden jungen Mann gerade so heraussprudeln. Mitreißend erzählt er vom unterirdischen Muospach, der entscheidend für die Stadtentwicklung gewesen sei bis hin zu interessanten Gebäuden wie dem Himmisepp oder dem Waitzinger Keller, letzterer sei zum Glück zum Kulturzentrum umgebaut worden und somit noch als Andenken an die einstige Brauerei erhalten geblieben.
 

Politisches Engagement

Der Miesbacher SPD ist Andreas Kempf vor gut einem Jahr beigetreten – dabei betont er, dass seine sozialdemokratische Sichtweise bodenständig ist. Durch sein politisches Interesse bemerkt er, dass es der Politik oft schwer fällt viele Jugendliche zu erreichen und so kam ihm die Idee im Miesbacher Stadtrat einen Bürgerantrag zu stellen. Andreas Kempf setzt sich für ein Jugendparlament ein, um jungen Menschen die Demokratie näher zu bringen, ihnen zu zeigen für andere Verantwortung zu übernehmen und um Miesbach zu stärken. Dabei sind ihm Vernetzung und alles was dazu beiträgt für Jugendliche und junge Erwachsene etwas bieten zu können ebenso wichtig. Und er ist begeistert wie gut sein Antrag ankam und spricht dem Stadtrat größtes Lob aus, wie schnell hier etwas vorangeht. Das sei nicht immer der Fall, so Kempf, denn oft ist die politische Konstellation schwierig oder die Sachlage äußerst kompliziert, umso mehr habe er Respekt vor dem Gremium. Ob er sich vorstellen könne auch einmal zu kandidieren frage ich ihn, verschmitzt lächelt Andreas und nach kurzem Überlegen antwortet er bestimmt und gelassen: „Ja ich denke schon. Es ist ein interessantes Ehrenamt und wenn mir die Mitmenschen das Vertrauen schenken würden, wäre ich mit ganzem Herzen dabei. Ich wäre jemand, der versuchen würde Stimmungen und Meinungen einzufangen und abzubilden.“
 

Die Kunst als Ausgleich

Doch noch einmal zurück zu den anmutigen Bildern, die vor uns auf dem Tisch liegen. Insgesamt hat Andy bis jetzt circa 30 neue Werke geschaffen. Meist zeichnet er am Wochenende, als Ausgleich zum stressigen Berufsleben. Dann sucht er sich einen Blickwinkel und beginnt seine Eindrücke aufs Papier zu bringen. Am liebsten live, nur wenn das Wetter nicht so mitspielt, dann fotografiert er seine Perspektive ab, um zu Hause weiterarbeiten zu können. Denn es ist für den jungen Künstler wichtig möglichst detailgetreu die Gebäude und Straßenzüge abzubilden. Manche Bilder sind nach drei Stunden fertig, anderen dauern neben dem Beruf ein bis zwei Wochen. Charakteristisch ist der markante Schriftzug MIESBACH mitten in der Szene. „Er dient als Erkennungszeichen ebenso als eine Art Kampagne, die zeigt, dass alles zusammengehört.“ Dieser wird auch in zukünftigen Werken bleiben, aber eine Neuerung wird es bald geben: Farbe kommt ins Spiel. Andreas findet Miesbach ist so lebhaft und es gibt viel Grün in der Stadt, das möchte er zukünftig bei einigen Abbildungen zum Ausdruck bringen. Doch nicht ohne strukturierendem Hintergedanken. Historisches bleibt schwarz-weiß, Modernes wird farbig. Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Der Waitzinger Keller kommt auch bald dran – vielleicht sogar zweimal: einmal historisch gesehen in schwarz-weiß und einmal in Farbe, um seine moderne Ausstrahlung zu betonen.“

Momentan wagt er sich noch nicht an eine Ausstellung, aber wenn der Bilder-Zyklus abgeschlossen ist, bekommen wir vielleicht das ein oder andere Werk zu Gesicht. Bis dahin, kann man mit etwas Glück Andreas Kempf live bei seinem Schaffen vorsichtig über die Schulter schauen.

 

Text: Veronika Leo
Fotos: Max Kalup

Impressionen

Stadt Miesbach, © Dietmar Denger
Stadt Miesbach

© Dietmar Denger

Stadtführungen_Drohnenaufnahme Miesbach_1920x1280
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Miesbacher Tracht_Titel_Stadtplatz
Miesbacher Tracht_Titel_Stadtplatz
Genussführung_Sonja_Still (2)
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MB_Wochenmarkt-0081_1920x1280
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