Grafik mit Ansicht des neuen Spielplatzes in Vogelperspektive, © Kinderland Emsland Spielgeräte
Die Kinder haben ihre Wünsche für den neuen Spielplatz in Bildern gemalt, © Arbeitsgruppe InklusionsSpielplatz

Abenteuer inklusiv

Eine ganz besondere mystische Aura herrscht an diesem Ort und lädt ein, der Fantasie freien Lauf zu lassen. Der Spielplatz am Nordgraben in Miesbach ist seit 40 Jahren ein beliebter Treffpunkt für Klein und Groß und wird über Generationen hinweg schon „Abenteuerspielplatz“ genannt. Dass dieser Name nun eine noch größere Bedeutung bekommt, ist einem ganz besonderen Projekt geschuldet. Denn dort soll der landkreisweit erste „Abenteuer-InklusionsSpielplatz“ entstehen. 

Auch wenn der Spielplatz seit mittlerweile zwei Jahren geschlossen ist, die Geräte mit Platten zugemacht und ein großer Zaun am Eingang steht – dieses besondere Gefühl, welches dieser Ort auslöst, ist trotzdem geblieben. Wenn alles glatt läuft, soll dort im nächsten Herbst auch wieder das Leben sprühen – vielleicht sogar noch ein bisschen mehr als in den vergangenen Jahrzehnten. Denn die Stadt Miesbach, der Förderkreis Miesbach e.V. und die Arbeitsgruppe InklusionsSpielplatz haben sich etwas ganz Besonderes für diesen Ort vorgenommen.
 

Ein Ort der Begegnung

Zukünftig sollen dort nämlich Kinder mit und ohne Beeinträchtigung jeden Alters zusammenkommen, Spaß haben und durch die gemeinsame Zeit Inklusion erfahren und verstehen lernen. Durch ein barrierefreies Konzept, inklusive Spielgeräte, Sinneserlebnisse und spielerische Herausforderungen wird ein Ort geschaffen, auf dem sowohl Kinder ohne Einschränkungen, aber eben auch Kinder mit diesen, ihre eigenen Abenteuer erleben und miteinander kreieren können. „Der InklusionsSpielplatz soll ein Ort der Begegnung werden“, sagt Heilpädagogin Alexandra Braunmiller. Vor über einem Jahr hatte sie die Idee für das Projekt und bildete mit den beiden Stadträten Erhard Pohl und Franz Mayer sowie dem Förderkreis Miesbach e.V. den Arbeitskreis InklusionsSpielplatz. Bald stieß auch die Behindertenbeauftragte der Stadt Miesbach, Elisabeth Neuhäusler, hinzu.   
 

Gemeinsam Barrieren abbauen

Die beiden Frauen sitzen auf einer der übrig gebliebenen Bänke auf dem Spielplatz und schwärmen von der großen Unterstützung, welche ihnen von allen Seiten entgegengebracht wird. „Das freut uns so sehr, denn genau das soll dieser Spielplatz auslösen. Ein Gemeinschaftsgefühl“, sagt Elisabeth Neuhäusler. Als Mutter eines beeinträchtigten Sohnes weiß sie um die Sorgen und Nöte der Betroffenen. „Uns ist oft nicht klar, ob wir dazu gehören oder ob wir wohin gehen können, weil die Infrastruktur nicht gegeben ist“, erklärt sie. Hinzu kommen die oft noch vorherrschenden gesellschaftlichen Barrieren, Ängste und Reaktionen von Anderen. „Genau das wollen wir auf dem InklusionsSpielplatz verändern. Hier sollen die Menschen in Berührung kommen und Inklusion gelebt und gefühlt werden“, erklärt Alexandra Braunmiller. Als Heilpädagogin erlebt sie täglich, dass Kinder ohne Beeinträchtigung diese Ängste und Barrieren nicht haben. „Ganz im Gegenteil. Sie fragen ganz offen, warum zum Beispiel ein anderes Kind nicht gehen oder sehen kann und haben dann ganz tolle Ideen, wie sie trotzdem miteinander spielen können.“ Die Kinder seien in diesem speziellen Thema eigentlich die Lehrer der Erwachsenen.
 

Abenteuer für Alle

Miteinander spielen und nicht nebeneinander, das soll auf dem neuen InklusionsSpielplatz im Nordgraben durch spezielle Geräte ganz einfach werden. Neben stufenlosen und barrierefreien Zugängen, Bodenbelägen und Fallschutze, werden ganz bewusst Orte der Begegnung geschaffen. Ein Sprachrohr vom Turm hinunter, mit welchem die Kinder miteinander kommunizieren können, auch wenn eines nicht nach oben klettern kann. Große Hängematten, eine Drehscheibe, eine Balancieranlage und eine große Rampe zu den Rutschen. Aber auch sensorische Elemente wie bunte Fenster oder Klangstäbe sind wichtig, denn nicht nur mobil schwache, sondern auch seh- und gehörbehinderte Kinder sollen ihren Spaß haben können. Der prägende Zweierturm sowie die beliebte Seilbahn bleiben erhalten. „Wir wollen den Abenteuercharakter erhalten, aber eben für alle Kinder erlebbar machen“, erklären die beiden Frauen.
 

Unterstützung für Leuchtturmprojekt

„Mit unserem Miesbacher Spielplatz wollen wir ein Leuchtturmprojekt schaffen, das auf den gesamten Landkreis ausstrahlt“, sagt Alexandra Braunmiller. Natürlich gibt es ein Projekt dieser Größe nicht umsonst. Auf rund 260.000 Euro werden die Kosten derzeit geschätzt – ohne die Eigenleistungen mit eingerechnet. Mit den verschiedensten Aktionen sammelten die Organisatoren schon Spenden – beim Kinderflohmarkt auf dem Miesbacher Marktplatz sowie mit den Oldtimerfreunden bei der Traktorversteigerung und einer Stadtrundfahrt. Momentan läuft das Crowdfunding für den InklusionsSpielplatz. 7500 Euro sollen so zusammenkommen, „über mehr Spenden über das Ziel hinaus, sind wir natürlich sehr dankbar“, lachen die beiden Frauen. Besonders ist die „Alle Latten am Zaun“-Aktion: Für jede Spende ab 100 Euro aufwärts, gibt es – wenn gewollt – ein Messingschild mit Namensgravur des Spenders am neuen Holzzaun des Spielplatzes. An Ideen für weitere Aktionen mangelt es dem Team auf jeden Fall nicht, zu groß ist die Begeisterung für dieses Herzensprojekt.
 

Inklusion geht alle an

Im Mai 2023 soll der Spatenstich für den neuen InklusionsSpielplatz erfolgen, wenn alles glatt läuft, könnten schon im Herbst die Kinder dort spielen. „Aber unsere Arbeit hört dann nicht auf. Eigentlich fängt sie dann erst an“, machen Braunmiller und Neuhäusler klar. Sie wollen immer wieder selbst vor Ort sein, Feste organisieren und so den Austausch der Menschen an diesem besonderen Ort fördern. „Es wird noch viel Arbeit sein, die Barrieren abzubauen und Offenheit zu erleben“, weiß die Heilpädagogin. Sie wünscht sich, dass auch die Eltern miteinander ins Gespräch kommen und die Angst verlieren, Fragen zu stellen. „Kommunikation ist so wichtig. Natürlich macht man vielleicht mal einen Fehler im Kontakt, aber daraus kann man ja nur lernen“, ermuntert Alexandra Braunmiller. Ihre Mitstreiterin hofft darauf, dass sich die Eltern von betroffenen Kindern willkommen und dazugehörig fühlen. „Dieser Spielplatz birgt die Chance, neue Erfahrungen zu machen und neue Verbindungen, ja sogar Freundschaften zu schließen.“ Beide Frauen sind sich einig: „Die Zeit ist reif, dass die Gesellschaft sich im Alltag öffnet. Denn Inklusion ist ein Thema, das uns alle angeht und gelebt werden muss.“ An einem so besonderen Ort wie dem Abenteuerspielplatz im Miesbacher Nordgraben, ist dieses Projekt auf alle Fälle sehr gut aufgehoben.

Wer spenden möchte, kann dies hier ganz einfach unter https://www.viele-schaffen-mehr.de/projekte/abenteuer-inklusionsspielplatz tun.

Interessierte dürfen sich gerne bei den Initiatoren melden:
Elisabeth Neuhäusler (Mobil: 0160/830998, E-Mail: elisabeth-neuhaeusler@gmx.de), Alexandra Braunmiller (Mobil: 0176/ 55042453, E-Mail: alexandra.braunmiller@gmx.de) sowie E-Mail an Inklusion.spielplatz@gmx.de und auf Instagram @inklusionsspielplatz_miesbach.

Text: Selina Benda
Fotos: Arbeitsgruppe InklusionsSpielplatz

Impressionen

Eine Grafik über den Spielplatz von der Ansicht des Turms, © Kinderland Emsland Spielgeräte
Grafik Ansicht Turm

© Kinderland Emsland Spielgeräte

Die Oldtimerfreunde Miesbach e.V. Mitglieder stehen vor dem zu versteigernden Primus Traktor, © Arbeitsgruppe InklusionsSpielplatz
Versteigerter Primus Traktor

© Arbeitsgruppe InklusionsSpielplatz

Flyer der Veranstaltung, © Arbeitsgruppe InklusionsSpielplatz
Abenteuer Fundgrube

© Arbeitsgruppe InklusionsSpielplatz

Drei Mitglieder stehen vor dem Banner des Abenteuer-InklusionsSpielplatzes, © Arbeitsgruppe InklusionsSpielplatz
Banner des Abenteuer-InklusionsSpielplatz

© Arbeitsgruppe InklusionsSpielplatz