ARGE, © Stadt Miesbach
Max Niedermeier, © Magdalena Jooß

50 Jahre ARGE Miesbach

Große Veränderungen gehen oft mit dem Mut von Menschen einher, die sich für eine bestimmte Sache engagieren. So geschehen vor 50 Jahren in Miesbach, als die Arbeitsgemeinschaft Miesbacher Sportvereine, besser bekannt als ARGE Miesbach, gegründet wurde. Ein Zusammenschluss der bis heute das positive Zusammenspiel der Sportler in der Kreisstadt prägt.

 

Viele bunte Kästchen zieren die Wochenpläne der fünf Turnhallen. Rot, grün gelb, blau und lila in sämtlichen Schattierungen markieren die einzelnen Zeitfenster, welche die jeweiligen Sportgruppen in den Hallen der Grund-, Mittel-, Real- und Berufsschule sowie des Gymnasiums ab dem Nachmittag belegen. Handball, Badminton, Fuß- und Basketball, Judo, Tischtennis, Gymnastik und Kung-Fu – eine riesige Bandbreite an Sportarten der verschiedenen Vereine und Gruppen werden auf die Hallen verteilt. „Ein Riesengeschiebe“, nennt es Max Niedermeier lachend. Er ist seit 40 Jahren Vorsitzender der ARGE Miesbach und kennt die fünf Turnhallen bis ins kleinste Detail. Die Arbeitsgemeinschaft der Miesbacher Sportvereine setzt sich zweimal im Jahr, im Frühling und im Herbst, zusammen und verteilt die Sportangebote auf die Turnhallen in der Kreisstadt – und das seit über 50 Jahren schon.

 

Ein mutiges Vorhaben glückt

Es war der 29. März 1972, als in einem Nebenzimmer des Bräuwirts die Vertreter der damaligen Miesbacher Sportvereine auf Einladung von Sepp Stanzer vom Skiclub Miesbach zusammenkamen, um eine Veränderung einzuläuten. Denn zur damaligen Zeit waren die Vereine nicht nur mit dem Sportreferenten der Stadt unzufrieden und wollten einen neuen vorschlagen. Sie wollten auch die Verteilung der Angebote auf die Turnhallen übernehmen und für die Stadt die Installation eines Sportetats ausarbeiten. Alle Vorhaben gelangen und die ARGE Miesbach ist seither fester Bestandteil des Vereinslebens der Kreisstadt. Sie teilt den Sportetat unter den Vereinen welche Jugendarbeit leisten auf, koordiniert die Hallenplanung und berät auch bei deren Neubau.

 

Vehementer Einsatz zahlt sich aus

Wie etwa denen der Mittel- und der Realschule. „Nur durch meinen vehementen Einsatz sind in beiden Hallen überhaupt Tribünen entstanden“, erzählt Max Niedermeier. Damals dachte niemand, dass das notwendig wäre, „aber heute sind alle froh drum.“ Auch die Kletterwand im Gymnasium, welche neben den Schulen auch vom DAV genutzt wird, kam nur mit Nachdruck zustande. Die ARGE berät die Vereine auch zum Thema Ehrenamtsarbeit, Führungszeugnisse für die Trainer und vielen weiteren Aufgaben die in einem Sportverein eben anfallen. Bei den verschiedenen Festen in Miebach ist die ARGE mit einem Angebot dabei, hat sie doch unter Bürgermeister Hans Schuhbeck bereits das Stadthallenfest, heute besser bekannt als Bürgerfest, initiiert. Auch wenn es einem Verein mal finanziell nicht gut geht hilft die ARGE aus. „Das ist nicht in allen Gemeinden üblich und darauf können wir Miesbacher stolz sein“, sagt der Vorsitzende.

 

Großes Verständnis der ARGE-Vereine

Als die Corona-Pandemie die Sportvereine beutelte, war die ARGE zur Stelle, koordinierte die Zeitfenster und Hygieneschutzmaßnahmen, damit zumindest ein paar der Sportangebote stattfinden konnten. „Das war keine leichte Zeit“, sagt Max Niedermeier. Er ist auch Vorsitzender des Förderereins PIA e.V., der sich um die Integration und Migration im Landkreis kümmert. Besonders im Umgang mit der Situation der Flüchtlinge, welche derzeit immer noch in den Turnhallen der Berufsschule und Gymnasiums untergebracht sind, sei es nicht leicht gewesen, allen Vereinen immer gerecht zu werden. „Aber die Sportvereine zeigen viel Verständnis für die Situation, das ist nicht selbstverständlich und sie bleiben trotzdem positiv, auch wenn es schwerfällt“, lobt er. Etwa würden die Rasensportvereine wie der SV Miesbach auf ihre Hallenzeiten im Winter verzichten und bei Schnee und Regen draußen auf dem Spielfeld trainieren.

 

Marathonsitzungen für die Planung

Rund 4000 Mitglieder, davon 2500 aktive Sportler und davon 1600 Jugendliche verteilen sich auf die acht Sportvereine mit Jugendarbeit in der ARGE. Das sind etwa 18.000 Stunden im Jahr, welche die Trainer und Betreuer vom TV, SV, TEV, SC und TC Miesbach sowie dem SV Parsberg, dem JFO und Kung-Fu leisten. Ihre Angebote, die der anderen Mitgliedsvereine sowie die der Schulen, der vhs Miesbach und der auswärtigen Vereine aus anderen Gemeinden werden von Max Niedermeier und den Vereinsvertretern in den zwei Planungssitzungen im Jahr möglichst gerecht auf die freien Turnhallen verteilt. Drei Stunden dauern diese Treffen meistens, neben den rund 30 Vertretern sind auch der Bürgermeister der Stadt Miesbach sowie Vertreter des Schul- und des Sportamtes vom Landratsamt Miesbach mit dabei.

„Wir versuchen immer alle Wünsche unter einen Hut zu bekommen und haben das bisher auch immer geschafft“, sagt der Vorsitzende stolz. Sportlich und fair laufe das immer ab, kommen neue Vereine hinzu, wird geschaut wo man sie noch unterbringen kann. Doch nicht jede Sportart kann in jede Halle. „Da muss man schon schauen, wo die richtigen Geräte und Gegebenheiten vorhanden sind. Volleyball kann man zum Beispiel nicht überall spielen und die Judomatten sind in der Realschulturnhalle, das muss alles mitbedacht werden.“ Raucht einem selbst nur bei der Vorstellung der Kopf, zuckt Max Niedermeier nur mit den Schultern und grinst. „Das ist alles jahrzehntelange Erfahrung.“

 

Seit 50 Jahren dabei

Die ARGE, das ist eigentlich Max Niedermeier in Person. Seit 50 Jahren ist der gebürtige Straubinger in Miesbach und durch seine vielen Tätigkeiten bestens vernetzt. Umso schwerer fällt es, einen Nachfolger zu finden. „Aber ich sehe in absehbarer Zeit meinem Ende als Vorsitzender entgegen und möchte das in jüngere Hände abgeben“, sagt er selbst. Doch bevor es soweit ist, wird mit Sicherheit nochmal richtig gefeiert.

 

Text: Selina Benda
Fotos: Magdalena Jooß, Stadt Miesbach