Wochenmarkt_Miesbach_Florian Bachmaier_2019, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Pater Primus am Marktstand mit einer Ananas in der Hand, © Hartmut Wolf

Ein Mann mit großem Herzen

Wenn der hoch gewachsene Mann aus Uganda mit seinen langen, leichten Schritten in Miesbach über den Grünen Markt geht, muss er immer wieder stehen bleiben. Denn viele nutzen diese Gelegenheit, um ein paar Worte mit Monsignore Dr. Primus Asega zu wechseln. „Grüß dich, Primus“, sagt etwa Frau Kühlechner, die Mesnerin aus Parsberg: „Ich hab dir ein Packerl ins Pfarrbüro gelegt.“ Dann nickt er freundlich und bedankt sich mit einem Lächeln. Er ist gerne hier. „Miesbach ist meine zweite Heimat“, erklärt er. „Ich liebe die Stadt und die ganze Umgebung, die Seen und Berge…“ 1000 Kilometer will er diesen Sommer radeln in den zwei Monaten, die er hier verbringt.

 

Süße Früchte und viele Probleme

Primus Asgea ist auch deshalb gerne auf dem Markt, weil es hier Früchte aus seinem Heimatland gibt. „Bei uns im Bistum Arua haben wir zwei Regenzeiten im Jahr. Dort wachsen Ananas und Mangos in Hülle und Fülle. Sie schmecken unglaublich süß und gut und wir ernten zweimal im Jahr.“ Der in Deutschland promovierte Moraltheologe, den die katholische Pfarrgemeinde im Kreis Miesbach seit langem als freundliche „Sommeraushilfe“ kennt, ist jedoch ein Mann, der Zusammenhänge im Großen wie im Kleinen schnell erkennt und die Dinge beim Namen nennt: „Leider können wir die Früchte nicht bis in die Hauptstadt bringen. Die Wege sind zu schlecht im Nordosten Ugandas. Und vor allem die Mangos sind zu empfindlich für den langen Transportweg in die Hauptstadt Kampala. So ist in meiner Heimat, in der die Menschen vor allem von der Landwirtschaft leben, die Armut weit verbreitet.

 

Mit viel Engagement

Spricht Dr. Asega von seiner Heimat, merkt man, wie sehr er das ländliche, tropisch geprägte Bistum Arua im Nordosten Ugandas liebt. Luftlinie etwas mehr als 5.000 Kilometer von München entfernt, wurde es 1958 von Papst Pius XII. eingerichtet und ist heute Zuhause für mehr als 1.6 Millionen Katholiken in über 40 Pfarreien. Als Generalvikar steht Primus Asega direkt unter Diözesanbischof Sabino Ocan Odoki. Das größte Anliegen ist es, die Lebensumstände der Menschen im Bistum zu verbessern. Dazu arbeitet Primus Asega auch als Priester der Pfarrei „Christ the King“ in Arua-Stadt. Neben seinen vielen anderen täglichen Aufgaben wirkt er am Aufbau einer weiterführenden Schule mit. Damit dort auch wenig begüterte Kinder eine gute Bildung erhalten, sammelt er unermüdlich Spenden. Und als sei das nicht genug, hat ihm das Leben eine wahre Herkulesaufgabe übertragen.

 

Große Aufgaben

„Arua“, so erklärt mir Dr. Asega, „grenzt direkt an den Südsudan. Aus diesem jungen Staat, dessen kurze Geschichte von Bürgerkriegen geprägt ist, sind viele Menschen über die Grenze zu uns nach Arua geflohen.“ Er wird ernst, wenn er berichtet: „Ich bin der caritas-director im Bistum. Als die ersten Flüchtlinge kamen, waren wir 8 Leute. Heute habe ich 58 Helfer und jeden einzelnen brauche ich dringend.“ Wenn man ihm zuhört, sieht man förmlich, wie seit 2017 über 1 Million Menschen aus dem Südsudan in Gruppen und Grüppchen ins politisch stabile Uganda strömten. Man kann sich gut vorstellen, wie sie zuerst Unterkunft in einfachen Plastikzelten fanden – oft muslimische Großfamilien mit bis zu 4 Frauen und vielen Kindern…

 

Den Flüchtlingen helfen

Mit großzügiger Unterstützung ist es mittlerweile gelungen, sie in Arua zu integrieren. Die UNO, das Rote Kreuz und die Caritas, vor allem Hilfe aus Belgien, Norwegen und Dänemark haben zusammengewirkt, um die Menschen aus den Lagern zu holen. Inzwischen haben viele der Immigranten Land gekauft und mithilfe der Caritas-Helfer auch Trainings für einen Beruf absolviert, der ihre Zukunft in Uganda sichern soll. Starter Kits erlaubten den Einstieg in die kleinbäuerliche Landwirtschaft, die der Selbstversorgung dient. Heute, nach 2,5 Jahren haben viele Frauen eine Nähmaschine, die Männer sparen auf ein Auto.

 

Zu einem guten Ende

Für diese ungeheure, friedlich verlaufene Integrationsarbeit wurden Dr. Asega und sein Team von der UNO ausgezeichnet. Man sieht es ihm nicht an, aber das Erlebte hat ihn viel Kraft gekostet. „Mit Gottes Hilfe ist es gegangen“, sagt Dr. Asega. „Mit seiner Hilfe geht alles.“

Text: Verena Wolf
Fotos: Hartmut Wolf

Impressionen

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Zwiebeln, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Zwiebeln

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Gemüse von einem Marktstand, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Am Markt

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Blumen am Markt, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Blumen am Markt

© Kulturamt der Stadt Miesbach

Margot und Lisa auf dem Grünen Markt in Miesbach, © Kulturamt der Stadt Miesbach
Margot und Lisa

© Kulturamt der Stadt Miesbach