Wie es begann…
„Am Abend vorher, um 23.00 Uhr haben mein Bruder und ich das neue Schild aufgehängt“, weiß Franz Ranft noch ganz genau. „Es war schon ein erhabener Moment.“
Ein gutes halbes Jahr hatte der Umbau im alten Kohlndorfer Haus im Sommer 1980 gedauert. „Damals hatte ich gerade die Approbation zum Apotheker erhalten und war auf der Suche nach Räumen, die geeignet waren, um mir hier in Miesbach eine Existenz aufzubauen. Da kam es gerade recht, dass der Tengelmann, der damals im Haus Nachbar war, seine Fensterfront vergrößern wollte und deshalb ein Umbau im Haus anstand.“
Ein Mann der Praxis
Sobald der Inhaber der Markt-Apotheke, der als Junge gerne Schreiner geworden wäre, mit Hausbesitzer Hubert Kohlndorfer einig war, konnte er sein Geschick fürs Handwerk unter Beweis stellen. Alleine 400 Meter neue Leitungen wurden verlegt, denn das Haus – 1783 nach dem großen Brand rasch erbaut –, musste von Grund auf saniert werden. Da hieß es, die Spezialisten koordinieren, mit dem Architekten die Statik berechnen und viel selbst machen. „Ich habe 11 Container mit Bummerlsteinen entsorgt. Bis 3.00 Uhr morgens habe ich oft noch gearbeitet. Dann ist meist Sepp Aichner, der damalige Pächter im Bräuwirt, vorbeigekommen und hat gesagt: „Feierabend, Franz. Jetzt ist Schluss.“
Fuß gefasst
So viel Aktivität blieb natürlich in Miesbach nicht unbemerkt. Und so kam es, dass vom ersten Tag an die Markt-Apotheke gut besucht war. Kamen die Kundinnen und Kunden vielleicht zunächst aus Neugier – man wollte schließlich wissen, wer der neue Apotheker war und ob der Umbau gelungen war –, so merkten die Miesbacher schnell, dass Franz Ranft mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Wie praktisch der Markt-Apotheker veranlagt ist, verrät eine Kleinigkeit: Auf der „Visitenkarte“ der Marktapotheke stehen nicht nur die Ferientermine und ein Kalender, sondern auch ein kleines Metermaß.
Eine Apotheke für die Landstadt
„Ich denke, das Besondere an unserer Apotheke ist, dass wir von Anfang an wussten, dass Miesbach keine Großstadt ist. Wir sind hier noch auf dem Land. Und deshalb spielt die Naturheilkunde eine große Rolle“, sagt der geborene Unterfranke, der in München Pharmazie studiert hat. Der Beruf gefiel ihm, seit er beim älteren Bruder in Tegernsee die tägliche Arbeit in einer Apotheke kennengelernt hatte. Doch es war nicht die Chemie, die in faszinierte – es war und ist die Natur mit ihren großen Heilkräften, die Franz Ranft interessiert. Er ist, meist in Begleitung seiner Frau, bis heute viel draußen und fühlt sich in der freien Natur des Oberlandes mit seinen Seen, Wiesen, Wäldern und Bergen zuhause.
Gelebte Naturheilkunde
150 einzelne Pflanzen hatte Franz Ranft schon im Studium gesammelt und bestimmt – heute ist er ein Experte für Tees und Heilmittel aus Pflanzenkraft. „Wir mischen bis heute Tees nach alten Rezepten.“ 440 Heilkräuter hat die Markt-Apotheke vorrätig. „Vor allem am Donnerstag, wenn Markt ist, kommen die Bäuerinnen und Bauern zu uns. Sie holen Medikamente für sich oder für die Nachbarn. Und häufig haben sie auch ein Rezept aus einem alten Kräuterbuch dabei.“ Dann ist Franz Ranft in seinem Element. Er hat einen riesigen Erfahrungsschatz, kennt die uralten Namen der Heilkräuter und weiß aber auch, wie sie nach moderner Forschung einzuschätzen sind: „Nehmen Sie den Bärlapp. Oft sind die Mengenangaben in alten Büchern viel zu hoch.“ Wenn er etwas tatsächlich nicht kennt oder weiß, hat er Bücher, in denen er nachschlagen kann. Ein ganzes Wandregal in seinem Büro ist angefüllt mit alten und neuen Werken zur Naturheilkunde. Er nimmt einen zerlesenen Band in die Hand: „Hier hab ich auch das Saupech gefunden. Ich hatte den Begriff noch nie gehört. Es ist Kolophonium, das man früher bei der Hausschlachtung verwendet hat.“
Beruf und Lebensinhalt
Natürlich kennt sich Apotheker Ranft auch in der Homöopathie aus. Er selbst hat die Heilwirkung der kleinen weißen Kügelchen (Globuli) oft genug erlebt. „Mich hat schon früh überzeugt, dass Homöopathie bei Kleinkindern und Tieren so gute Wirkungen hat. Die bilden sich die Heilung sicher nicht ein. Ich kenne eine Bäuerin, die gibt ihrer Kuh eine Kugel Arnica C 1000 in der Woche. Das hilft besser als alles andere bei Euterentzündung, sagt sie…“
Unterhält man sich mit Franz Ranft, wird das Gespräch immer interessanter, je länger es dauert. Franz Ranft ist nicht nur mit Leib und Seele Apotheker – er hat auch viele Geschichten und Begebenheiten aus dem Oberland gesammelt. Deshalb denkt er, obwohl er schon längst in Pension gehen könnte, auch nicht ans Aufhören. „Ich koche gerne – habe eben erst die Vietnamesische Küche für mich entdeckt, die noch viel feiner ist als die Thailändische“, schwärmt der Hobbykoch, der in der eigenen Apotheke natürlich die herrlichsten Gewürze und Kräuter vorrätig hält. „Aber im Grund will ich nicht aufhören. Ich steh bis heute morgens gerne auf, weil ich gespannt bin, was – oder wen – der Tag so bringt.“
Text und Foto: Verena Wolf
KONTAKT
Adresse: Marktplatz 1 · 83714 Miesbach
Telefon: 08025 2359
Kontakt: markt-apotheke@gmx.net
